Die Politik um die vegane Kinderernährung
Immer wieder werden Meldungen verbreitet, dass eine vegane Ernährung das Kindeswohl gefährden könne. Soeben ereignete sich ein erneuter Fall in den USA, wo eine Mutter verhaftet und ihr ihr Kind entzogen wurde, weil sich die Mutter weigerte, ihr Kind in ein Krankenhaus einweisen zu lassen. Auch in Europa sind Fälle schwerer Fehlernährung von Kindern bekannt, so der Fall eines Kindes, welches vorwiegend mit Reiskeksen ernährt wurde. Dieser tragische Fall wurde durch die Medien als Beispiel für die Gefährlichkeit einer veganen Kinderernährung dargestellt. Auch wird in der medizinischen Literatur über schwere Vitamin B12 Mängel bei Neugeborenen und Säuglingen von vegetarischen und insbesondere von veganen Eltern, die nicht auf die Vitamin B12 Versorgung achteten, berichtet.
Diesen beunruhigenden Meldungen stehen Stellungnahmen der weltweit größten Vereinigung von Ernährungsexperten, der Academy of Nutrition and Dietetics(vormals American Dietetic Association, ADA), der American Academy of Pediatrics, des kanadischen Fachverbandes Dietitians of Canada sowie auch des Verbandes kanadischer Kinderärzte gegenüber:
Aus der gemeinsamen Erklärung der ADA und der Dietitians of Canada ergibt sich, dass eine gute geplante vegetarische und auch vegane Ernährung für alle menschliche Entwicklungsstadien, einschließlich Schwangerschaft, Stillzeit, Kleinkindalter, Jugendalter, jungem, mittlerem und hohem Erwachsenenalter geeignet sei.
Die Möglichkeit einer gesunden vegetarischen und veganen Kinderernährung wird ebenfalls von der American Academy of Pediatrics, dem weltweit größten Verband von Kinderärzten, vertreten (siehe Referenz hier).
DerFachverband der kanadischen Kinderärzte stellt – hiermit übereinstimmend - fest, dass „gut geplante vegetarische und vegane Ernährungsweisen mit einer angemessenen Aufmerksamkeit für spezifische Nährstoffkomponenten einen gesunden alternativen Lebensstil für alle Entwicklungsstadien vom fetalen Stadien über Kindheit bis zur Adoleszenz bilden kann. Eine angemessen Information der Familie und eine Beobachtung der Entwicklung ist erforderlich. Es stehen viele nützliche Instrumente und exzellende Anleitungen zur Verfügung, um Familien und im Gesundheitssystem tätige Experten dabei zu unterstützen.“ (Übersetzung ins Deutsche durch vegan.eu)
Der britische National Health Service gibt spezifische Anleitungen, wie Eltern ihre Kinder gesund vegetarisch oder vegan ernähren können.
Neue Forschungsbefunde zeigen zudem, dass keine wissenschaftlich begründeten Bedenken gegen Spezial-Säuglingsnahrung auf Sojabasis bestehen.
Wie erklärt sich die Diskrepanz zwischen diesen Expertenmeinungen und oftmals reißerischen Pressemitteilungen mit starken Formulierungen, wie der Behauptung, Eltern begingen eine Körperverletzung (siehe z.B. hier ein Artikel über einen plusminus Bericht), wenn sie ihre Kinder vegetarisch oder vegan ernährten?
Eine Analyse vorliegender Berichte und Warnungen zeigt deutlich auf, dass es in allen Fällen in Wirklichkeit nicht um die Frage einer veganen oder vegetarischen Ernährung ging, sondern dass Fälle einer fehlerhaften Ernährung vorlagen, die grundlegende Nährstofferfordernisse der Kinder nicht berücksichtigte. Ursachen waren beispielsweise eine Vernachlässigung der zwingend erforderlichen Vitamin B12 Zufuhr oder aber eine extrem vereinseitigte Kost, bei der – völlig unabhängig von ihrem vegetarischen oder veganen Charakter – zahlreiche Lebensmittel verboten wurden. Das gilt beispielsweise für den Reiskeksfall.
Übersehen wird in der Diskussion, dass es ebenso nicht vegetarische oder nicht vegane Eltern gibt, die ihre Kinder einseitig ernähren und damit schwere Gesundheitsschäden bei ihren Kindern verursachen. Dies betrifft nicht nur extrem übergewichtige Kinder, sondern es sind ebenfalls Fälle bekannt, bei denen Eltern ihre Kinder aus den unterschiedlichsten Gründen – ob aus Vernachlässigung oder religiösen/gesundheitlichen Fehlüberzeugungen - regelrecht verhungern ließen. Ebenso wenig wie diese Fälle einer Mischkost an sich anzulasten sind, sollten die Fälle, wo ungesunde vegetarische oder vegane Ernährungsweisen die Gesundheit von Kindern beschädigen, der vegetarischen oder veganen Ernährung an sich angelastet werden.
Darüber hinaus ist es eine Sachlage, dass immer mehr Untersuchungen zeigen, dass eine vegane Ernährung mit geringeren Risiken einhergeht, Erkrankungen, wie Krebs, Herzkreislauferkrankungen oder Diabetes zu entwickeln (siehe zu gesundheitlichen Auswirkungen der vegane Ernährung Artikel hier,hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier und hier). Gerade weil die Ernährung in der Kindheit den Menschen maßgeblich, oft sogar lebenslang, prägt, wäre vor diesem Hintergrund durchaus die umgekehrte Diskussion zu führen, nämlich inwiefern es verantwortbar ist, dass Eltern ihre Kinder an eine Mischkost mit Fleisch gewöhnen.
Dennoch werden Extrembeispiele einer Fehlernährung von Kindern durch ihre Eltern in den Medien oftmals als Ausdruck einer allgemeinen Gefährdung von Kindern durch eine vegetarische oder vegane Ernährung missverstanden. Dies wiederum führt zu Vorurteilen in der Öffentlichkeit gegenüber verantwortungsbewussten Eltern, die ihre Kinder gesund vegetarisch oder vegan ernähren, wie es nach allen vorliegenden wissenschaftlichen Informationen fraglos möglich ist.
Entgegen negativer Presselberichte und Behauptungen kann heute festgestellt werden, dass eine gesunde vegetarische und vegane Ernährung von Kindern möglich ist. Allerdings sollten sich Eltern gründlich informieren, sollten sich am besten mit Gleichgesinnten zusammenschließen (siehe die Webseite Tofufamily) und sollten größten Wert auf eine vollwertige und vielseitig zusammengestellte Ernährung legen. Hierzu gehört die Sicherstellung der Vitamin B12 Versorgung durch angereicherte Lebensmittel oder Supplemente ebenso wie ein besonderes Augenmerk auf Vitamin D, Zink, Eisen und Calcium. Übrigens empfiehlt der britische National Health Service für alle Kinder- egal, ob omnivor, vegetarisch oder vegan ernährt - eine Supplementierung von Vitamin D in den Wintermonaten.
Die vegetarische und insbesondere die vegane Kinderernährung ist das letzte Rückzugsgebiet derjenigen geworden, die der vegetarischen oder veganen Ernährung kritisch gegenüber stehen. Dies reicht bis zu Verunglimpfungen vegetarischer oder veganer Eltern, die sich massiven Vorwürfen, keine guten Eltern zu sein, ausgesetzt sehen. Dies führt zu Ängsten und Bedrohungsgefühlen. Konsequenzen können sein, dass Eltern sich als subjektiv gezwungen erleben, ihre Kinder entgegen ihrer eigenen ethischen Überzeugungen zu ernähren oder dass Familien beginnen, sich von einem ihnen gegenüber negativ eingestellten sozialen Umfeld zurück zu ziehen. Beides sind problematische Entwicklungen, die mit einer hohen Stressbelastung für die betroffenen Familien einhergehen.
Eine prominente und leider negative Rolle nimmt in der Bundesrepublik Deutschlandin der Diskussionum die vegane Kinderernährung die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) ein (siehe vegan.eu Artikel zur DGE hier und hier). Ihre negative Haltung gegenüber der veganen Kinderernährung ist wiederum maßgeblich mitverantwortlich für negative Presselberichte und dadurch wiederum für Vorbehalte, die die Allgemeinbevölkerung veganen Familie entgegenbringt.
Während die DGE mittlerweile - nach langjährigem Widerstand - die Möglichkeit einer gesunden vegetarischen Kinderernährung eingeräumt hat und vor einer solchen nicht mehr warnt, hält sie weiterhin an ihrer Ablehnung einer veganen Kinderernährung fest. Damit vertritt eine diametral entgegengesetzte Position zu den Postionen der Academy of Nutrition and Dietetics, derDietitians of Canada, derAmerican Academy of Pediatrics, des Verbandes kanadischer Kinderärzte, sowie des britischenNational Health Service.
Ist es denkbar, dass alle diese international renommierten Organisationen bereit wären, die Gesundheit von Kindern weltweit zu gefährden, indem sie eine in Wirklichkeit gesundheitsschädliche Ernährungsweise für geeignet erklären würden? Dies erscheint unwahrscheinlich. Ebenso scheint es ausgeschlossen, dass das, was für US-amerikanische, kanadische und britische Kinder gilt, für deutsche Kinder nicht gelten sollte. Es sind also offenbar nicht allein faktenbezogene, sondern ideologische Gründe, die die DGE dazu verleiten, weiterhin vor einer veganen Kinderernährung zu warnen.
Gegner von Vegetarismus und Veganismus und speziell der veganen Ernährung von Kindern berufen sich derweil mittlerweile vorrangig auf die DGE. Ihre Meinungsäußerungen gehen nicht selten – wie wir auch bei vegan.eu erleben mussten – mit schweren Vorwürfen gegenüber Eltern einher, die ihre Kinder vegan ernähren, bis hin zu Forderungen, die Jugendämter bei veganer Kinderernährung einzuschalten.
Mit ihrer negativen Haltung zur veganen Kinderernährung trägt die DGE zu einem Klima der Diffamierung von Eltern bei, die ihre Kinder vegan ernähren. Gleichzeitig verweigert die DGE diesen Eltern, ganz anders als beispielsweise der britische National Health Service oder die Academy of Nutrition and Dietetics, Unterstützung und Hilfeleistung für die Gewährleistung einer gesunden veganen Ernährung ihrer Kinder.
So nutzt die DGE nicht ihre Einflussmöglichkeiten aus, um den tatsächlich auftretenden Fällen von veganer Fehlernährung von Kindern entgegen zu wirken, sondern lässt vegane Eltern und ihre Kinder allein. Sie verpasst es, die Etablierung einer gesunden und alle Nährstoffe abdeckenden veganen Kinderernährung zu unterstützen und leistet damit in letzter Konsequenz – durch Verweigerung von Hilfeleistung - einen Beitrag für nach wie vor auftretende Fälle von veganer Fehlernährung. Dabei gibt es gerade in Anbetracht der Sachlage eines noch viel zu weit verbreiteten Vitamin B12 Mangels bei vegetarischer und veganer Ernährung durchaus Aufklärungsbedarf. Stattdessen leistet die DGE Vorschub für eine pauschale Diskreditierung vegan lebender Familien, indem sie die Sachlage der Möglichkeit einer gesunden veganen Ernährung in ihren Stellungnahmen gegenüber den Medien verschweigt. Mit den möglichen Belastungen, die vegane Familien so ausgesetzt werden, setzt sich die DGE bisher nicht auseinander.
Mit ihrer destruktiven Haltung gegenüber der veganen Kinderernährung isoliert sich die DGE nicht nur international, sondern verspielt Chancen zu einem konstruktiven Dialog mit institutionellen Repräsentanten und Einzelpersonen, die für die vegane Lebensweise stehen. Im Ergebnis wird die DGE in vegetarisch-veganen Kreisen weitgehend nicht ernstgenommen bzw. als eine hostil eingestellte Organisation betrachtet, die über ihre Stellungnahmen gegenüber Medien veganen Eltern und ihren Kindern ihre Ernährung nicht erleichtert, sondern ihnen das Leben erschwert. Denn es sind letztlich Eltern und ab einem bestimmten Alter auch Kinder, die sich mit den auch durch die Stellungnahmen der DGE bedingten negativen Reaktionen ihres Umfeldes und dadurch bedingter Diskriminierungen auseinandersetzen müssen. Dies kann zu einer nicht unerheblichen Stressbelastung führen und dadurch die seelische Gesundheit der Betroffenen gefährden.
Was aber sind die ideologischen Gründe, die die DGE und andere dazu verleiten, entgegen der empirischen Sachlage vor einer veganen Kinderernährung zu warnen?
Letztlich bestreit auch die DGE nicht die Möglichkeit einer gesunden veganen Kinderernährung, sondern verschweigt diesen Sachverhalt lediglich weitgehend in ihren Verlautbarungen gegenüber den Medien. Das Verhalten der DGE ist insofern am ehesten als eine Übertreibung desSchwierigkeitsgrades einer veganen Kinderernährung und eine Unterreibung der zahlreichen Probleme, die ebenfalls bei einer Mischkost auftreten können, zu bewerten.
Es entsteht der Eindruck, dass die DGE der Ansicht ist, dass ein Großteil der Eltern intellektuell nicht dazu in der Lage wäre, eine gesunde vegane Ernährung ihrer Kinder sicher zu stellen. Die DGE scheint davon auszugehen, dass das hierfür erforderliche Ernährungswissen so immens sei, dass es von vielen Eltern nicht mehr zu erwerben und anzuwenden sei. Die DGEhat aber nicht einmal im Ansatz versucht, die Vermittlung dieses Wissens durch präzise Anleitungen zu erleichtern, sondern sie hat offenbar eine nicht wissenschaftlich, sondern strategisch-taktisch ausgerichtete Vorab-Entscheidung getroffen, sich weiterhin gegen die vegane Kinderernährung zu stellen.
Mit der negativen Haltung der DGE zur veganen Kinderernährung sind Kollateralschäden verbunden, die von der DGE bisher nicht ausreichend reflektiert werden. Diese bestehen – wie teilweise bereits im oberen Abschnitt dargelegt - im Glaubwürdigkeitsverlust gegenüber vegan lebenden oder veganfreundlich eingestellten Personen, in resultierender Diskriminierung vegan lebender Eltern und ihrer Kinder, einschließlich einer möglichen Schädigung ihrer seelischen Gesundheit, sowie in der Verhinderung der Entstehung einer Wissensbasis, die eine gesunde vegane Ernährung von Kindern ermöglicht. Im Sinne einer sich selbst erfüllenden Prophezeiung trägt die DGE mit dazu bei, dass eine unbekannte Anzahl an Kindern nicht gesund vegan ernährt wird.
Ein weiteres ideologisch begründetes Argument gegen die vegane, aber auch gegen die vegetarische Kinderernährung, ist, dass Kinder selbst über ihre Ernährung entscheiden sollten und Eltern ihnen daher keine vegetarische oder vegane Ernährung aufzwingen sollten. Die DGE vertritt dieses Argument nicht, sonst müsste sie auch vor einer vegetarischen Kinderernährung warnen. Dennoch ist es wahrscheinlich, dass implizit derartige in der Allgemeinbevölkerung verbreitete Positionen die Aufrechterhaltung der vegan-negativen Position der DGE fördern.
Das Argument ist leicht zu widerlegen. Denn nicht nur vegane oder vegetarische Eltern bestimmen die Ernährung ihrer Kinder, sondern die Ernährung von Kindern wird grundsätzlich in den ersten Lebensjahren durch die Eltern festgel
gt und dadurch oftmals auch für die weiteren Lebensjahre maßgeblich geprägt. Das Argument der Gegner einer veganen Kinderernährung geht von ihrer eigenen Annahme aus, dass eine Mischkost mit Fleisch quasi die natürliche Grundernährung für Kinder sei, so dass jede Abweichung davon gesondert zu rechtfertigen sei. Dieser Position steht aber die vegane Sichtweise gegenüber, dass eine fleischbasierte Ernährung aufgrund der mit ihr verbundenen Zerstörung der natürlichen Lebensgrundlagen unseres Planeten (siehe Artikel bei vegan.eu hier, hier, hier, hier, hier und hier), des Tierleides (siehe Artikel bei vegan.eu hier, hier, hier, hier und hier) und der Förderung des Hungers in der Welt (siehe Artikel bei vegan.eu hier, hier und hier) unverantwortbar ist. Eltern, die ihre Kinder vegan ernähren, möchten bei ihren Kindern keine Ernährungsform prägen, die nur auf Kosten der Umwelt, die Tiere und der Mitmenschen, insbesondere der Armen in der dritten Welt, möglich ist.
Wenn gefordert wird, dass vegane Eltern ihre Kinder mit Tierprodukten ernähren, wird an sie entsprechend die Forderung gestellt, gegen ihre eigenen ethischen Überzeugungen zu handeln. Eine solche Forderung wäre aber nur dann berechtigt, wenn eine vegane Ernährung für Kinder tatsächlich gesundheitsschädlich wäre, was nach den vorliegenden Forschungsbefunden für eine gut geplante vegane Ernährung nicht der Fall ist.
Die Haltung der DGE gegenüber der veganen Kinderernährung erinnert in gewisser Weise an das Verhalten der Gegner der gleichgeschlechtlichen Ehe:
Beide führen einen konservativ motivierten Abwehrkampf gegen eine in Wirklichkeit unaufhaltsame Entwicklung. Beide verpassen damit gleichzeitig die Möglichkeit, sich aktiv gestaltend in den Veränderungsprozess einzubringen.
Vor Jahrzehnten erschien es einer großen Bevölkerungsmehrheit undenkbar, dass gleichgeschlechtlich orientierte Paare heiraten oder Kinder erziehen würden. Ebenso erschien es vor Jahrzehnten für die große Mehrheit der Bevölkerung undenkbar, dass Menschen aller Entwicklungsstufen, einschließlich Schwangerschaft, Stillzeit und des Kleinkindalters, sich ohne alle Tierprodukte vegan ernähren könnten.
Seither haben sich die Zeiten grundlegend geändert:
In immer mehr Ländern der Welt wird das Eherecht, einschließlich des vollen Adoptionsrechtes für gleichgeschlechtliche Paare eingeführt. Während Gegner der gleichgeschlechtlichen Ehe und Kinderadoption noch immer auf die Notwendigkeit der heterosexuellen Verbindung von Mann und Frau als einzig denkbarer Grundlage einer Familie hinweisen, wachsen längst unzählige Kinder mit gleichgeschlechtlichen Eltern auf, besuchen Kindergärten, Schulen und Vereine.
Weltweit leben mittlerweile ebenfalls Millionen Menschen vegan und immer mehr Eltern haben längst begonnen, ihre Kinder vegan zu ernähren. Auch ihre Kinder besuchen Kindergärten, Schulen und Sportvereine. Ihre Eltern ernähren diese Kinder vegan aus ethischer Überzeugung und auf der Basis ihrer durch wissenschaftliche Befunde gestützten Ansicht, dass eine gesunde vegane Ernährung für alle menschlichen Entwicklungsstadien möglich ist. In Anbetracht eines Trends zur veganen Lebensweise mit einer Zunahme vegan lebender Menschen wird die Anzahl dieser gemeinsam vegan lebenden Familien künftig zunehmen. Alle Versuche der DGE, sich diesem Trend entgegenzustemmen, werden ebenso erfolglos bleiben wie die Versuche der Gegner der gleichgeschlechtlichen Ehe, an ihrem Weltbild unkorrigiert festzuhalten und gesellschaftlichen Wandel zu blockieren.
Die DGE wäre gut beraten, ihre ideologischen Scheuklappen abzulegen und sich dem Sachstand zu stellen, dass eine gesunde vegane Kinderernährung möglich ist und eine vegane Kinderernährung längst vielfach praktiziert wird. Anstatt „nein zu sagen“, sollte die DGE Richtlinien für eine gesunde vegane Kinderernährung entwickeln, wobei sie sich hier an den fundierten Vorarbeiten ihrer internationalen Schwesterorganisationen orientieren könnte. Solange die DGE dies nicht tut, muss sie – ebenso wie die Gegner der gleichgeschlechtlichen Ehe – als eine politisch rückständige Organisation betrachtet werden, die mit unhaltbaren Pauschalwarnungen zu einem negativen Klima gegenüber einer Gruppe von Menschen beiträgt und damit ihre Menschenwürde verletzt.
Der Vorwurf an die DGE, mit ihren Warnungen gegenüber einer veganen Ernährung Menschenrechte zu verletzen, begründet sich damit, dass eine gesunde vegane Ernährung auch von Kindern tatsächlich möglich ist, die DGE aber dies aus politisch-ideologischen Gründen in ihren Stellungnahmen nicht herausstellt und damit zu einem Klima der Diskriminierung veganer Familien mit möglichen negativen Folgewirkungen auf deren seelische Gesundheit beiträgt. Wer Hassmails von Gegnern einer veganen Kinderernährung und deren Berufung auf die DGE kennt, weiß, dass die Förderung von Diskriminierung durch die DGE-Position nicht bloß eine theoretische Möglichkeit, sondern für die Betroffenen eine Realität ist.
Weil eine gesunde vegane Kinderernährung wissenschaftlich begründet möglich ist – und nicht einmal die DGE dies in letzter Konsequenz bestreitet – ist die Auseinandersetzung um die vegane Kinderernährung mittlerweile weniger eine wissenschaftliche als eine ideologisch-politische Frage geworden. Um die Diskriminierung veganer Familien - und damit aller vegan lebenden Menschen – zu überwinden, wird es notwendig sein, die Sichtbarkeit veganer Familien in der Bevölkerung zu erhöhen und gesellschaftlich für deren Recht auf eine faire und nicht vorurteilsbeladene Behandlung einzutreten. Deutlich zu machen ist, dass die mit einer offenen Gesellschaft einhergehende Akzeptanz von Verschiedenartigkeit, beispielsweise in den Bereichen der sexueller Orientierungen, Familienmodelle oder auch religiöser und a-religiöser Einstellungen, auch auf die vegane Lebensweise zu übertragen ist.
Derzeit ist die fleischkonsumierende Mehrheitsgesellschaft erst dabei, zu lernen, dass es ein Menschenrecht ist, sich vegan zu ernähren und dass dies Recht auch die vegane Kinderernährung einschließt. Vor dem Hintergrund der großen Fortschritte, die der Veganismus in den letzten Jahren gemacht hat, ist aber davon auszugehen, dass dieser Lernprozess in nicht ferner Zukunft mit positivem Ergebnis abgeschlossen sein wird.