Schweinefleisch in Österreich: Jede dritte Probe mit antibiotikaresistenten Keimen

Schweinefleisch in Österreich: Jede dritte Probe mit antibiotikaresistenten Keimen

Greenpeace Studie zu Antibiotikaresistenz

Greenpeace erwarb verschiedene Sorten Schweinefleisch im Einzelhandel in Österreich und ließ diese von einem unabhängigen Referenzlabor auf antibiotikaresistente Keime untersuchen. In 36 % der Proben, also bei etwas mehr als jeder dritten Probe, ließen sich antibiotikaresistente Keime nachweisen.

Die Ergebnisse und Schlussfolgerungen von Greenpeace können in diesem Bericht im Detail nachgelesen werden – hier die wichtigsten Aspekte:

Untersuchung und Befunde

Greenpeace ließ die Proben auf zwei antibiotikaresistente Keimarten untersuchen:

  • MRSA sind multiresistente Staphylokokken, die nicht mehr auf Antibiotika wie Penicilline und Cephalosporine reagieren. Diese Keime können nach Angaben von Greenpeace beim Menschen zu den unterschiedlichsten und nur noch sehr schwer behandelbaren Infektionen führen, wie Eitergeschwüre, Wundinfektionen, Knochenentzündungen und Lungenentzündungen.
  • ESBL ist eine Fähigkeit von Bakterien, Enzyme auszubilden, die bestimmte Antibiotika unwirksam. Dadurch kann die Wirksamkeit z. B. von Penicillinen herabgesetzt werden, wodurch es beim Menschen ebenfalls zu schweren Krankheitsverläufen kommen kann.

Von 14 durch Greenpeace untersuchten Proben waren fünf mit antibiotikaresistenten Keimen belastet. Bei zwei Proben wurden beide untersuchten antibiotikaresistenten Keime nachgewiesen.

Greenpeace weist darauf hin, dass sich die Belastung mit antibiotikaresistenten Keimen in verschiedenen Fleischteilen gezeigt habe, darunter Faschiertes, Schnitzel und Wangerl. Dies weise auf eine weite Verbreitung der antibiotikaresistenten Keime hin, die sich auf allen handelsüblichen Frischfleischprodukten finden ließen.

Konsequenzen für die öffentliche Gesundheit

Greenpeace führt in ihrem Bericht aus, dass zahlreiche medizinische Maßnahmen, wie Krebstherapien, Wirbelsäulen-OPs, Nierentransplantationen, Wundbehandlungen ohne den Einsatz von Antibiotika undenkbar wären. Doch nun drohe aufgrund der Zunahme antibiotikaresistenter Keime ein jähes Ende des „Antibiotika-Zeitalters“.

Dabei führe die Ausbreitung antibiotikaresistenter Keime bereits jetzt zu mehr als 33000 jährlichen Todesfällen in der Europäischen Union und mehr als 700000 weltweit. Gehe die aktuelle Entwicklung so weiter, könnte die Anzahl der jährlichen Todesfälle bis 2050 auf 10 Millionen steigen – hier beruft sich Greenpeace auch auf Analysen der WHO.

Ursachen liegen im System

Eine maßgebliche Ursache für die Ausbreitung dieser Keime sei die Verwendung von Antibiotika in der Landwirtschaft, insbesondere in der Massentierhaltung, wo Tiere auf engsten Raum miteinander lebten, sodass sich Keime schnell ausbreiten könnten.

Für die Entwicklung und Ausbreitung antibiotikaresistenter Keime sei die Verabreichung von Antibiotika auf Massenbasis in der Nutztierhaltungs-Industrie eine der wesentlichen Ursachen. So würden allein in Österreich pro Jahr ca. 45 Tonnen Antibiotika für die
landwirtschaftliche Tierhaltung eingesetzt. Ungefähr 7 % dieser Antibiotika seien sogenannte Reserveantibiotika, die als letztes Behandlungsmittel bei Resistenz gegenüber der Standardbehandlung vorgesehen seien.

Greenpeace betont, dass der hohe Einsatz von Antibiotika zum System der Massentierhaltung mit ihren schlechten Haltungsbedingungen gehöre, die die Tiere krank mache:

  • So könnten sich wegen des zu geringen Platzes Infektionen schnell von Tier zu Tier ausbreiten. Zudem führten die Haltungsbedingungen dazu, dass die Tiere einander verletzten. Die mangelnden Betätigungsmöglichkeiten resultierten in Verhaltensauffälligkeiten, wie Schwanz oder Ohrenbeißen, wodurch offene Wunden entstünden. Unnatürliche Böden förderten Entzündungen und Verletzungen an den Fußgelenken. Zudem führe die zu frühe Trennung von Mutter und Jungtier zu Immundefekten.

Üblich sei aufgrund dieser Bedingungen die Behandlung der ganzen Herde mit Antibiotika, selbst wenn nur wenige Tiere krank seien.

Diese aktuellen Analysen von Greenpeace weisen auf ein weiteres wichtiges Argument für eine pflanzenbasierte Ernährung hin:

  • Die Vermeidung der Entstehung von Erkrankungen durch einen Umstieg zur pflanzenbasierten, veganen Ernährung.

Solche Erkrankungen können durch das Auftreten und die Ausbreitung antibiotikaresistenter Keime entstehen, aber auch durch Zoonosen, also Erkrankungen, die sich von Tieren auf den Menschen übertragen.

Zur Prävention oder Elimination von Infektionserkrankungen wird weltweit in der Nutztierhaltung ein enormer Aufwand getrieben, der besser für den Ausbau von medizinischen Behandlungsmöglichkeiten für Menschen und nicht ausgebeutete Tiere betrieben werden sollte.

Diese Maßnahmen stellen in Form der massenhaften Verabreichung von Antibiotika mittel- und langfristig eine Gesundheitsgefährdung für alle dar – es handelt sich also um einen Teufelskreis, bei dem Antibiotika gegen Erkrankungen verabreicht werden, wodurch wiederum schwer oder nicht mehr behandelbare Erkrankungen entstehen.

Gerade bei der Bekämpfung von Zoonosen, wie der Vogelgrippe, ist die Art der Krankheitsbekämpfung gleichzeitig mit einer enormen Brutalität gegenüber Tieren verbunden, die in riesiger Zahl regelmäßig und weltweit abgeschlachtet und der Tierkörperbeseitigung zugeführt werden.

Teilweise richten sich solche Maßnahme sogar gegen Wildtiere, wie gegen Wildschweine zur Verhinderung der Ausbreitung der Schweinepest, oder beispielsweise in Großbritannien gegen Dachse, die in großer Anzahl in ihren natürlichen Lebensräumen getötet wurden, um der Rindertuberkulose entgegenzuwirken.

Selbst Lebenshöfe und Menschen, die Nutztiere aufnehmen, können von solchen Maßnahmen betroffen sein, wenn in der Nachbarschaft Infektionsfälle auftreten.

Resümee aus veganer Sicht

Der großräumige Einsatz von Antibiotika in der Nutztierhaltung zeigt schlussendlich erneut, wie kurzfristig orientiert dieser Wirtschaftszweig operiert und wie sehr er tierisches und menschliches Leben gefährdet und missachtet.

Letztlich werden punktuelle Verbesserungen, die Greenpeace fordert, nicht ausreichend sein, sondern nur ein Ausstieg aus diesem menschenverachtenden und tierverachtenden System ist dazu geeignet, um die ökologischen und gesundheitlichen Gefahren, die Grausamkeit der Nutztierhaltung und das von ihr verursachte Tierleid, einschließlich der dadurch verursachten Brutalisierung von Menschen, zu beenden.

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