Klimagipfel: Sie essen Fleisch!

Klimagipfel: Sie essen Fleisch!

In Polen hat diesen Monat der UN-Klimagipfel getagt. Die Ereignisse korrespondieren mit einem schockierenden Bericht  US-amerikanischer Wissenschaftler, der die Realität des menschengemachten Klimawandels unterstreicht und katastrophale ökologische und wirtschaftliche Auswirkungen prognostiziert.

Höchste Zeit also, umzusteuern und die Menschheit vor einer möglichen Katastrophe zu schützen. Ebenso höchste Zeit, sich vorzubereiten auf notwendige Veränderungen, die eintreten werden, wenn der Klimawandel nicht ausreichend aufgehalten werden kann.

So mögen ganze Gebiete der Welt nicht mehr oder nicht mehr in dem Ausmaß durch Menschen bewohnbar sein wie bisher und die weltweite Aufnahme der entsprechenden Bevölkerungen in andere Gebiete müsste geplant werden. Auch müssten ärmere Länder massiv dabei unterstützt werden, wo immer es möglich ist Sicherheitssysteme (zum Beispiel Dämme) zu bauen, damit sie nicht im Wasser versinken.

Der wissenschaftliche Forschungsstand lässt keinen Zweifel über die erforderlichen Schritte, um die Klimakatastrophe aufhalten oder begrenzen zu können. Es sind vor allem zwei Maßnahmen, die unumgänglich sind:

  • Abbau von Fleisch- und Milchkonsum, Aufbau einer weltweiten pflanzenbasierten Ernährung. Dieser Schritt würde übrigens nicht nur dem Klimawandel entgegenwirken, sondern zahlreiche weitere Parameter des Umweltschutzes verbessern, wie Landverbrauch, Verhinderung von Wüstenbildung, Schutz der Regenwälder und der Artenvielfalt. Nach einer Studie von Wissenschaftlern der Universität Oxford ist der Wechsel zu einer pflanzenbasieren, veganen Ernährung der wichtigste Schritt den ein Mensch für den Umweltschutz tun kann. Ein weltweiter Umstieg auf eine vegane Ernährung wurde nach einer anderen Studien Millionen Menschenleben retten, dem Klimawandel entgegenwirken und die Umwelt schützen.
  • Ausstieg aus fossilen Energien, wie Kohle oder Öl. Massiver Ausbau (auch über zukunftsträchtige Subventionierung) regenerativer Energien, wie Solarenergie oder Windenergie. Der Ausstieg aus der fleischbasierten Ernährung ist nicht der einzige erforderliche Schritt. Ein massiver Abbau fossiler Energien ist ebenso notwendig.

Zeit zum Warten besteht nicht mehr. Doch bereits das Menü beim Klimagipfel  gibt keinen Anlass zum Optimismus:

Unter 16 Gerichten waren lediglich zwei vegane Gerichte, nämlich Nudeln mit Gemüse und Maultaschen mit Kohl und Champions. Unter tüchtiger Käsezufuhr gab es drei vegetarische Gerichte. Elf Gerichte strotzen voll Fleisch, von gebackenem Rindfleisch mit Speck und Sauerkraut, Maultaschen mit gebratenem Schweine- und Rindfleisch, über Cheeseburger, Schweinefleisch in Apfelsauce, Curry mit Tiger-Schrimps bis zu Maultaschen mit Ente und Cranberry-Sauce.

Das Center for Biological Diversity  hat eine Grafik zu den Klimaauswirkungen der Gerichte  erstellt mit dramatisch Zahlen: an der Spitze das gebratene Rindfleisch mit Speck und nur minimalsten Belastungen durch die beiden veganen Gerichte.

Das Menü beim Klimagipfel ist insofern ein schlechtes Omen. Die politischen Entscheidungsträger tagen zum Klimawandel, blenden aber mit ihrem eigenen Essverhalten einen der großen Faktoren des Klimawandels konsequent aus: Fleischkonsum und Nutztierhaltung.

Leugner des Klimawandels politisch im Aufwind

Das Menü beim Klimagipfel geht einher mit einem wachsenden politischen Einfluss der Leugnern und Beschleuniger des menschengemachten Klimawandels - an der Spitze Donald Trump, der sich unter anderem mit der Zerstörung der eigenen Umweltschutzbehörde beschäftigt, die eine unter seinem Vorgänger beschlossene Maßnahmen zur Begrenzung von Treibhausgasaustößen durch die Kohle-Industrie  soeben komplett zurückgenommen hat.

Flankiert wird diese Politik durch eine internationale Zunahme des Rechtspopulismus, zu dessen Kernthemen neben der Verbreitung von Hass und Furcht gegenüber Flüchtlingen und dem Appell an niedere Motive und Egoismus die Leugnung des Klimawandels oder die Bremsung von Maßnahmen gegen den Klimawandel gehören.

In Brasilien wird demnächst mit Jair Bolsonaro ein rechtsradikaler Präsident sein Amt antreten, der ein Trump-Fan ist, und den Schutz der Amazonas-Wälder aufheben will. Er selbst wurde übrigens wegen illegaler Fischerei in einem Schutzreservat verurteilt. Er gratulierte Trump begeistert zu dessen Absichtserklärung, aus dem Klimaschutz auszusteigen, und feuert nationalistische Befürchtungen an, Brasilien würde sein Land unter internationale Kontrolle stellen. Zitat aus dem Guardian:

Congratulations to Trump. If it were good for them, [the US] wouldn’t have denounced it,” he said, adding that a concept for a “136m-hectare ecological corridor” that would be “under world’s control, not ours” had “been discussed”.

Noch vor seiner Amtsübernahme telefonierte Bolsonaro mit dem ungarischen Staatschef Orban, der sein Land in eine "Schweinefleisch-Hölle" verwandeln möchte. Die ungarische Regierung setzt auf starke Steigerung von Fleischkonsum und Fleischexport sowie die Diskriminierung von vegetarisch und vegan lebenden Familien. Der Ausbau der Nutztierausbeutung ist dem ungarischen Rechtspopulisten Herzensangelegenheiten. Sein Fleischfetischismus lässt ihn riesige Schlachthäuser besichtigen. Dass sich dies mit Hetze gegen Flüchtlinge verbindet, ist wiederum psychologisch voll auf nachvollziehbar.

Im Gastgeberland für die UN-Klimakonferenz Polen regieren derweil Rechtspopulisten, die Vegetarier und Fahrradfahrer zu ihren Feinden erkoren haben, vor denen sie die Welt warnen müsse.

Aber auch in Deutschland setzen die Rechtspopulisten auf die Leugnung des Klimawandels und die Untergrabung von Maßnahmen, diesen aufzuhalten. Beatrix von Storch von der AFD bezeichnet Klimaschützer als Klimanazis und den Klimawandel als ein natürliches Phänomen:

Ja. Es ist warm. Sehr sogar. Aber dieses hysterische #Klimakrisen- Gekreische der Klimanazis ist wirklich unerträglich. Auch wenn wir alle zu Fuß gehen, statt Autos zu bauen nun alle Gendergagaisten werden u nur noch Brokkoli essen: der Sonne ist das egal.

Nach bereits mehrfachen kritischen Anfragen zum Veganismus (hier, hier und hier)hat übrigens soeben die AfD im Baden-Würtemberg erneut eine Anfrage zu den Gefahren der veganen Lebensweise gestartet.

Die AfD Abgeordnete Dr. Christina Baum stellte diese unter das Motto "Informationen zu Modetrend Vegetarismus und Veganismus". Die Bezeichnung der veganen Lebensweise als Modetrend zeigt bereits Unkenntnis und eine diffamierende Grundhaltung. Die absurde Anfrage kann hier selbst nachgelesen werden. Während es bereits mehrere Anfragen der AfD zum Thema möglicher Gefahren durch die vegane Ernährung oder Flüchtlinge gibt, gibt es keine einzige Anfrage der AfD dahingehend, was getan werden kann, um den Klimaschutz zu intensivieren.

Die weltweiten rechtspopulistischen Umtriebe gefährden auch die weitere Ausbreitung des Veganismus. Zahlreiche Studien zeigen mittlerweile, dass rechtsgerichtete, rechtspopulistische und konservative Positionen signifikant mit positiven Haltungen zu Nutztierhaltung und Fleischkonsum, sowie mit eigenem erhöhtem Fleischkonsum assoziiert sind.

Die AfD nutze gar die Bühne des Bundestages, um über ihren Umweltpolitiker Kasten Hilse dem gesamten Umweltschutz den Krieg zu erklären.

Zitate aus dem Handelblatt:

Die AfD hat in der umweltpolitischen Grundsatzdebatte im Bundestag den Klimawandel bestritten und ein Ende der Energiewende verlangt. „Die AfD sagt hier und heute der Irrlehre des von Menschen gemachten Klimawandels den Kampf an“, sagte ihr Umweltpolitiker Karsten Hilse am Freitag: „Wir wollen den Ausstieg aus allen diesbezüglichen nationalen und internationalen Verträgen und Gremien.“

Es gebe keine Beweise für den Klimawandel. Studien gäben nur wieder, was die Aufraggeber wollten. Auch der Umstieg auf erneuerbare Energien sei daher falsch. Die AfD sage auch der Energiewende den Kampf an.

Die falsche Politik der Luftreinhaltung in Deutschland werde das erste Ziel der AfD sein, sagte Hilse: „Wir werden mit der Bekämpfung der nur ideologisch begründeten Stickoxid- und Feinstaubwerte begründeten Grenzwerte beginnen, die nichts weiter zum Ziel haben, als die Enteignung von Millionen von Autofahrern.“

Rechtspopulismus bedroht unsere Zukunft

Für das Klima könnte der Rechtspopulismus zum wirklichen Problem werden. Denn die Zeit ist knapp, um noch effektiv gegenzusteuern. Jede weitere Zeitverschwendung, jede weitere Ablenkung vom entscheidenden Thema, jedes weitere Nichts-Tun oder gar jedes gegenteilige Tun stellt eine Gefahr für uns alle dar.

Je stärker es den Rechtspopulisten gelingt, die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit auf andere Themen zu lenken, desto mehr können Sie die erforderlichen drastischen Maßnahmen zum Klimaschutz untergraben. Aktuell sieht es so aus, als ob sie hiermit durchaus erfolgreich sein könnten.

Anstatt über den Klimawandel und seine katastrophalen Folgen sowie die Prävention zu diskutieren, fühlen sich ausgerechnet die wohlhabenden Staaten durch Flüchtlinge überfordert, obwohl sie nur ca. 10 % der Flüchtlinge aufnehmen und zudem einen Großteil der Verantwortung für die aktuelle Fluchtbewegung tragen.

Der Fokus auf das Thema Flüchtlinge lenkt die Aufmerksamkeit von den eigentlich überlebensrelevanten Themen ab. Ein weiterer Kollateralschäden des Rechtspopulismus ist, dass das Leid der milliardenfach geschundenen Nutztiere ganz auf der Strecke bleibt. Wer seine Aufmerksamkeit darauf konzentriert, Angst, Ablehnung und Hass gegen Flüchtlinge zu schüren, hat weder Zeit, Ressourcen noch ausreichendes Mitgefühl, um sich mit dem Leid der anderen Kreaturen beschäftigen. Klima, Tiere und letztlich Menschen werden so zum Opfer der rechtspopulistischen Ablenkung und Verblendung.

Der UN-Gipfel ist so in Anbetracht einiger illustrer Teilnehmer wie auch des Menüs eher ein Gipfel der Klima-Verbrecher als ein Klimaschutzgipfel gewesen. Das Wort Verbrecher mag hart erscheinen, aber in Anbetracht der möglichen Folgen sind alle Schritte, die von der Rettung des Klimas ablenken, tatsächlich wohl nur als verbrecherisch zu bezeichnen.

Oder fehlt es an Vorsatz? Glauben die entsprechenden Personen wirklich, dass es den menschengemachten Klimawandel nicht gebe oder er nicht so schlimm sein werde?

Selbst wenn dies bei einzelnen Personen im Sinne einer Ausblendung von Rationalität und wissenschaftlichen Fakten der Fall sein mag, entschuldigt es nicht ihre Taten. Denn wenn eine Katastrophe droht, kann es nicht darum gehen, sich auf die eigene subjektive Meinung oder Hoffnung zu fokussieren. Vielmehr müssen alle Schritte unternommen werden, um den möglichen Fall der Fälle zu verhindern, selbst wenn man ihn aus subjektiven Gründen für unwahrscheinlich hält.

Auch die Leugner des menschengemachten Klimawandels behaupten nicht, dass sie beweisen könnten, dass der Klimawandel nicht menschengemacht sei. Sie äußern lediglich Zweifel. Solche subjektiven Zweifel sind nicht ausreichend, um Untätigkeit in Anbetracht einer möglichen Katastrophe zu legitimieren.

Die Klima-Verbrecher nehmen die Möglichkeit einer Katastrophe in Kauf. Bis dahin ernähren sie sich vorwiegend von Fleisch, hetzen gegen Flüchtlinge und machen die Augen zu vor den eigentlichen Problemen dieser Welt.

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