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Weihnachten: Eine vegane Sicht auf das Fest der Liebe

Weihnachten: Eine vegane Sicht auf das Fest der Liebe

Kulinarisches zum Weihnachts-Fest

"Beim Gedanken an Weihnachten zieht sich der Magen in wohliger Vorfreude zusammen. Wissen Sie, wie viel Fett in einer Gans steckt?", fragt ein Artikel des Spiegel-Online seine Leser, um sie nachfolgend ausführlich zum Thema zu informieren.

Reporter Philipp Löwe schlachtet gleich noch vor laufender Kamera eine Gans, schließlich esse er auch gerne Gänsebraten zu Weihnachten.

In einem weiteren Artikel "Tipps für das Weihnachts-Menü" wird gebratene Taube empfohlen. Koch Cornelius Speinle weiß zu berichten: "Die Taubensauce wird aus Taubenknochen und Taubenfleisch hergestellt. Aus 35 Litern, die wir ansetzen, werden am Ende 3 Liter." Warum das Fleisch bei ihm so schön glänze? "Wir verwenden zum Beispiel Curry-Öl. Wenn wir zur Taube auch das Taubenherz servieren, wird es glasiert. Und braune Butter ist prima, die nehmen wir für die Jakobsmuschel oder den Steinbutt".

Alternativ zur Taube wird die Semerrolle empfohlen, unter dem Motto "zum Feste nur das Beste". Diese gehöre zu den Stücken, die Metzger am liebsten für sich behielten. Sie sei ein Geheimstück und stamme von einem Muskel im Rinderhintern, der außergewöhnlich zart sei. Am besten solle sie von echten Fleischrindern stammen und zwar wegen der schieren Größe - zu Weihnachten gebe es schließlich ein paar Esser mehr.

Es ist wohl eine Sachlage, dass viele Leser und Leserinnen dieser und vergleichbarer Artikel, die jetzt überall in den Tagen vor Weihnachten erschienen sind, sich durch solche Beschreibungen ihren Appetit anregen und sich die Worte  auf der Zunge zergehen lassen.

Jede andere Betrachtungsweise wäre eine wohlfeine, vegane Illusion. Es hilft der veganen Sache aber nicht, die Augen vor der Wirklichkeit zu verschließen.

Dieser Tage feiern also die Anhänger der christlichen Religion weltweit die Geburt ihres Stifters Jesus.

Für abermillionen Tiere bedeutet dies Fest den vorzeitigen Tod. Schlachthöfe leisten vor Weihnachten Akkordarbeit.

Je nach Tradition, Region, Land oder individuellem Geschmack werden alle Arten von Tieren gegessen - Gänse, Karpfen, Truthähne, Kälber oder eben auch Tauben sind nur einige der Tierarten, deren Leben zu Weihnachten als Mahlzeit auf den Tellern der mehr als 2,2 Milliarden Gläubigen landen.

Weihnachten ist ein gigantisches weltweites Schlachtefest. So sterben zum weihnachtlichen Fest der Liebe weitaus mehr Tiere als zum muslimischen Eid-Fest, einfach deshalb, weil die Anzahl der Christen die Anzahl der 1,6 Milliarden Muslime deutlich überschreitet.

Ausführliche statistische Informationen zum Fleischkonsum in den verschiedenen Religionen, sind in diesem Artikel dargestellt, wobei selbst bei Berücksichtigugns des Wohlstandsgefälles Christen die führenden Fleischkonsumenten sind, weit bespielsweise vor den Muslimen.

Liebe – wie kann sich ein Begriff so in sein Gegenteil verkehren?

Psychologisch ist dies Verhalten der 2,2 Milliarden Christen nicht überraschend, leider. Es beruht auf Prozessen der Ausblendung und Abwertung, aufgrund derer die freudig feiernden Christen keinen inneren Widerspruch mehr erleben zwischen ihrer Freude über die durch sie gefeierte Liebe Gottes und der  Verursachung immensen Leidens durch ihre Feier für andere.

Was aber wird ausgeblendet und wer wird abgewertet?

  • ausgeblendet wird, dass es sich bei den Fleischstücken auf den Tellern um die sterblichen Überreste zuvor lebendiger und leidensfähiger Tiere handelt. Ausgeblendet wird der Wille zum Leben der Tiere, die ebenso wie Menschen alles ihnen Mögliche tun, um ihr Leben zu erhalten. Ausgeblendet wird, dass die meisten der gegessenen Tiere von Geburt an geschundenen wurden und unter Angst und Schmerzen starben.
  • abgewertet werden die Opfer, also die Tiere. Denn nicht immer lässt sich der Gedanke an sie ganz zurückdrängen. Entsprechend wird Ihnen der Lebenswert abgesprochen. Schließlich fehle es ihnen, so postulieren die Befürworter der Tiernutzung, an Intelligenz und Bewusstsein, wie es der Mensch habe.
  • durch Ausblendung und Abwertung wird eine Festlichkeit möglich, die ohne Ausblendung und Abwertung dazu in der Lage wäre, den Feiernden den Bissen im Hals stecken zu lassen.

Mitleiden der Veganer

Vegan lebende Menschen wählten bewusst einen Lebensstil, der weltweit vermeidbares Leid vermeiden und verminderbares Leid vermindern möchte.

Für Veganer ist daher das weihnachtliche Fest der Liebe ein Fest der Schmerzen, welches tatsächlich aus dieser Sichtweise kein Fest, sondern ein Trauerspiel ist.

Weil vegan lebende Menschen nicht ausblenden und nicht abwerten, leiden sie mit mit dem Leid der Kreaturen. Sie erleben den Namen des Festes, die Berufung auf die Liebe, als absurd, bizarr, als Verdrehung von Sprache und Begrifflichkeit.

Wo die Feiernden von Liebe sprechen, sehen Veganer Indifferenz, egoistische Lust auf Fleisch und Grausamkeit.

Begriffspervertierungen

Übrigens wird in diesen Tagen der Begriff der Liebe zum weihnachtlichen Fest auch noch in einem anderen Sinne von den Füßen auf den Kopf gestellt:

  • Gefeiert wird die Geburt von Jesus, der jedenfalls nach dem Mythos im Matthäus-Evangelium mit seinen Eltern als Kleinstkind vor Verfolgung in ein fremdes Land, Ägypten, floh. Das Christentum zählt zusammen mit dem Judentum und dem Islam zu den abrahamitischen Religionen. Über Abraham heißt es in Genesis 12,10: Es gab eine Hungersnot im Land – deshalb zog Abraham nach Ägypten, um dort als Fremder zu sein, da die Hungersnot schwer auf dem Land lastete.

Heute aber versammeln sich in ganz Europa und auf dem amerikanischen Kontinent Vertreter, die sich als Verteidiger der christlich-abendländischen Kultur berufen sehen. Verteidigen wollen sie diese Kultur, indem sie abertausende Menschen im Mittelmeer ertrinken lassen, Kinder von ihren Eltern trennen, Mauern bauen, Menschen in Tod und Elend nach Afghanistan abschieben oder Flüchtlinge zurück in die Folter-, Vergewaltigungs- und Sklaven-Lager nach Libyen drängen wollen.

Sollte der Mythos wahr sein und wären Abraham oder Jesus heute unter uns, sie würden wohl ebenfalls im Mittelmeer ertrinken, in der Wüste verdursten oder sich in einem Abschiebe-Flugzeug nach Afghanistan befinden.

Die lautstarken Verteidiger der christlich-abendländischen Kultur, die in Deutschland gar im Sprechchor auf Demonstrationen "absaufen lassen" rufen, wollen sich solche Überlegungen nicht machen. Sie wollen stattdessen ungestört durch fremde und kritische Einflüsse das Fest der Liebe feiern – und zwar vor allem mit viel Fleisch. Den zeitgleich Ertrinkenden, manche unter ihnen ihre Glaubensbrüder, sowie den geopferten Tieren wollen sie dabei keine Träne nachweinen.

In Europa voranmarschiert in diesem Sinne der ungarische Premierminister Orban, dessen Ziele die drastische Steigerung des Fleischkonsums der gesamten ungarischen Bevölkerung sowie die Abschottung gegenüber Geflüchteten und Fremden ist. Fleißig besichtigt er deshalb gigantische Schlachthäuser und lässt sein Land mit Nato-Stacheldraht einzäunen, der für Flüchtlinge unüberwindbar werden soll und für Tiere zur täglichen Todesfalle wird.

Generalisierter Mangel an Empathie

Mangel an Bereitschaft und Fähigkeit zu Mitgefühl und Empathie ist die gemeinsame Grundlage der  weltweit erkennbaren Verkehrung des Begriffs der Liebe in sein Gegenteil.

Diesen Mangel zeigen diejenigen, die aktiv durch ihren eigenen Konsum mit dazu beitragen, dass jährlich Milliarden Landtiere geschlachtet und Billionen Meeres- und Gewässertiere getötet werden. Gebau den gleichen Mangel zeigen diejenigen, die jetzt gegen Geflüchtete hetzen und diese lieber tot in Meer und Wüstensand als in Europa, Amerika oder wo immer sie selbst leben sehen möchten. Der im Hintergrund stehende Mangel an Empathie erklärt, warum Fremdenfeindschaft und Fleischkonsum nach wissenschaftlichen Studien signifikant miteinander korrelieren.

Ausblendung und Abwertung führen zur Zerstörung unserer Empathie und können ganze Gesellschaften in Barbaren-Regime verwandeln. Genau dies müssen wir an diesen festlichen Tagen zu Weihnachten erneut beobachten.

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