Veganerin wird Schatten-Landwirtschaftsministerin in Großbritannien

Veganerin wird Schatten-Landwirtschaftsministerin in Großbritannien

Die Veganerin Kerry MCarthy wurde durch den neuen Labour-Vorsitzenden Jeremy Corbyn in Großbritannien zur Schatten-Ladwirtschaftsministerin ernannt (siehe hier und hier - auch als Quellen für im Artikel aufgeführte Fakten und Zitate).

Kerry McCarthy hatte vor vier Jahren im Parlament ihre Entscheidung, vegan zu leben, öffentlich bekannt gegeben und mit dem Tierwohl und dem Umweltschutz begründet. Im Wahlkampf hatte sie sich unter anderem gegen die Massentötung von Dachsen, Tierversuche und die Fuchsjagd gewandt.

Die üblichen Gegner haben sich bereits klar gegen McCarthy positioniert:

Der Vizepräsident des Verbandes der britischen Milchindustrie, Mike King, warf McCarthy vor, dass ihre Ideen auf Gefühlen und nicht auf wissenschaftlichen Fakten beruhen würden. Bezüglich des Mitgefühls ist dies sogar richtig, im Hinblick auf den Umweltschutz liegt Mike King falsch. Die umweltschädigenden Auswirkungen der Nutztierhaltung sind wissenschaftlich umfassend belegt.

Der Vorsitzende der sogenannten Countryside-Allianz, einer rechtskonservativen Gruppe, die für die Fuchjagd eintritt, äußerte, die Allianz werde sich freuen, zu hören, wie McCarthy als Patronin der Vegan Society sei, die glaube, dass jede Nutztierhaltung nicht mehr nachhaltig sei und die Umwelt schwer schädige und zudem jeden Schießsport ablehne (Anm.: gemeint ist die Jagd!), die Labour Party mit der ländlichen Community wieder verbinden solle.

Stuart Agnew, Sprecher der fremdenfeindlichen Partei UKIP, protestierte mit den Worten, dass nur Corbyn eine Veganerin zur Schatten-Landwirtschaftsministerin machen könne. Sie werde wenig mit den Konsumenten und landwirtschaftlichen Produzenten gemein haben. Das Landwirtschaftsministerium unter einer Kerry McCarty sollte besser umbenannt werden in „Ministerium für die Abschaffung von Landwirten und ländlichen Flächen“. Dass die Nutztierhaltung wegen ihres extremen Landbedarfs in Wirklichkeit die größte Bedrohung für die Intaktheit ländlicher Gebiete ist, scheint ihm unbekannt.

Die lauten Kritiker der Ernennung einer Veganerin zur Schatten-Außenministerin sind politisch ausnahmslos rechtskonservativ oder im Fall von UKIP sogar rechtsradikal verankert. Dies ist nicht überraschend, da der Veganismus mit seinem Ziel einer Abschaffung gesellschaftlicher Leid- und Ausbeutungspositionen politisch links steht. Rechtskonservative oder gar rechtsradikale Positionen sind mit der veganen Ethik der Solidarität mit den Leidenden und der Leidminderung unvereinbar.

Die mit dem wirtschaftlichem Eigeninteresse oder ideologisch begründete Kritik an der Ernennung von McCarthy kann an dem Sachverhalt nichts ändern, dass mit der Ernennung einer Veganerin zur Schatten-Landwirtschaftsministerium die Thematiken der durch die Nutztierhaltung verursachten Tierqual und Umweltzerstörung erstmals einen prominenten Platz in der britischen Politik erhalten werden. Die Ernennung von McCarthy macht zudem deutlich, dass Corbyn, der selbst nicht vegan, sondern vegetarisch lebt, es mit dem durch ihn propagierten Wechsel zu einer im positiven Sinne menschlicheren Politik offenbar ernst meint.

Dennoch wäre es falsch und naiv, mit der Ernennung McCarthys überzogene Erwartungen zu verbinden. Sollte Labour die Wahlen gewinnen und McCarthy tatsächlich Landwirtschaftsministerin werden, wird sie nicht den Veganismus in Großbritannien einführen können. Sie wird letztlich nicht mehr tun können, als die Tierschutzgesetze und ihre Anwendung etwas zu verschärfen, höhere Umweltauflagen für die Nutztierhaltung durchzusetzen und die britische Öffentlichkeit über die negativen Auswirkungen der Nutztierhaltung besser zu informieren. Womöglich wird man aufgrund der verfestigten und änderungsresistenten gesellschaftlichen Strukturen die Auswirkungen einer veganen Landwirtschaftsministerin sogar praktisch kaum spüren können. Das System der Nutztierhaltung und -ausbeutung ist gesellschaftlich derzeit noch zu stark fixiert, als dass eine Einzelperson hieran etwas ändern könnte, zumal sich McCarthy als Landwirtschaftsministerin und einzige Veganerin in einem Kreis mehrheitlich Fleisch essender Kabinettskollegen bewegen würde.

Dies sollte die Freude über die Ernennung einer Veganerin als Schatten-Außenministerin jedoch nicht mindern. Erkennbar wird, dass der Veganismus Fortschritte gemacht hat, ohne die die Ernennung von McCarthy nicht möglich gewesen wäre. Ein langer Weg liegt noch vor der veganen Sache, auf dem diese Ernennung aber ein kleiner Schritt voran ist.

Übrigens nahm Corbyn sofort nach seiner Wahl zum Labour-Vorsitzenden an einer Demonstration unter dem Motto „Refugees welcome“ teil. Auch dies passt zur veganen Sache, der es um den Aufbau einer menschen- und tierwürdigen Gesellschaft geht.

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