Lehrreicher Veganer Schulmonat

Lehrreicher Veganer Schulmonat

In einer schwedischen Schule wurden einen Monat lang ausschließlich vegane Mahlzeiten serviert.

Die wissenschaftliche-qualitative Begleitung dieses vegane Monates in der Schule machte folgende Beobachtungen:

  • die Schüler und Schülerinnen verbanden den veganen Monat mit einer politischen Agenda. Die Schulinitiative wurde von einer Mehrheit der Schüler als Ausdruck einer im politischen Spektrum links liegenden Maßnahme bewertet.
  • die Schüler und Schülerinnen assoziierten den veganen Monat zudem mit Fragen von Geschlecht und Gender. Spezifisch wurde die vegane Ernährung als eine "feministische Aktion" bewertet. Vegane Ernährung wurde als weiblich und Fleischkonsum als männlich wahrgenommen. In ähnlicher Weise wurde auch Ökologie als weiblich bewertet.
  • bei einigen Schülern und (seltener) Schülerinnen gab die Initiative Anlass zum Protest. Es wurden heftige Debatten geführt, die Lokalzeitung involviert und es wurden Plakate aufgehängt, die die Schülerinnen und Schüler dazu aufforderten, rot zu tragen, um gegen den Ausschluss von Tierprodukten zu protestieren.
  • die Schulinitiative wurde als politische Positionierung der Schule betrachtet, wobei viele Schüler stattdessen Neutralität im Sinne von einer freien individuellen Wahlentscheidung forderten. Die Schule solle keine Stellung dahingehend nehmen, was die Schüler essen sollten

Interpretation aus veganer Sichtweise

Die Ergebnisse ermöglichen eine Reihe von Einordnungen und Schlussfolgerungen aus veganer Sichtweise:

  • Schüler und Schülerinnen erkennen, dass die Frage des Konsumes von Fleisch und Tierprodukten keine politisch neutrale Frage ist. In diesem Sinne stimmen die Schüler und Schülerinnen durchaus mit der Tierrechtsbewegung und dem organisierten Veganismus überein, die die gesellschaftliche Notwendigkeit der veganen Lebensweise betonen und den Veganismus damit als eine hochpolitische Angelegenheit betrachten. Diese Einschätzung begründet sich aus veganer Sichtweise damit, dass Nutztierhaltung und Konsum von Tierprodukten tiefgreifende Folgen in Form von Tierleid, Umweltzerstörung und auch der Minderung der weltweiten Ernährungssicherheit haben. Diese gesellschaftlichen Folgen sind zu stark, als dass die vegane Angelegenheit nicht als eine politisch-gesellschaftliche Angelegenheit verstanden werden könnte.
  • kein Schüler und keine Schülerin assoziierte vegan mit rechts, sondern die Assoziation ging klar nach links. Dies entspricht dem wissenschaftlichen Forschungsstand, der aufzeigt, dass rechtsgerichtetes Denken mit einer besonders starken Affinität für Fleischkonsum einhergeht. Zudem haben auch unsere eigenen Umfragen gezeigt, dass vegan lebende Menschen in überwältigender Mehrheit sich von rechtsgerichtetem Denken distanzieren und sich in der Regel politisch links einordnen. Eine Studie in den USA  zeigte, dass es unter vegan lebenden Personen kaum Unterstützer der Republikaner gibt, was damit konsistent ist.
  • vegan wurde von niemanden mit männlich, aber oft mit weiblich assoziiert. Auch ist konsistent mit Befunden, dass es bei weitem mehr Veganerinnen als Veganer gibt, Männer auch allgemeine wesentlich mehr Fleisch essen als Frauen, und fleischpositive Haltungen eng mit Macho-Haltungen korreliert sind. Die Assoziation von vegan mit weiblich entspricht einer Assoziation mit weich, verträglich und friedlich.
  • das Plädoyer für eine politisch neutrale Schule wurde von den Kritikern der Maßnahme vorgebracht, die damit aber - wie auch anderswo in der Gesellschaft - verkannten, dass die Bereitstellung von Fleischprodukten zur Auswahl ebenfalls ein politisches Statement ist, nämlich ein Statement, welches Fleischkonsum normalisiert und daher postuliert, Fleisch zu Auswahl zur Verfügung zu stellen. Hier herrscht aber auch gesellschaftlich aufgrund der Normalisierungs-Ideologie noch ein Reflexionsmangel, der die Wahl von Fleisch mit einer Frage des Geschmacks verwechselt und die negativen Folgen auf Tiere, Umwelt und Menschen ausblendet.

Typische gesellschaftliche Mehrheitsposition

Die Schüler und Schülerinnen vertraten letztlich mehrheitlich typische gesellschaftliche Positionen. Dabei ist es aber durchaus als positiv zu bewerten, dass sie den politisch-gesellchaftlichen Charakter des Veganismus erkannten und diesen mit Ökologie und Feminismus assoziierten.

Weiträumig verkannt wurde aber von vielen noch der umgekehrt ebenso politische Charakter des Fleisches, welches mit rechts, hart und grausam assoziiert ist. Auch damit spieglen die Schüler die Tierausbeutungs-Gesellschaft wider.

Erkennbar werden in den Urteilen der Schüler*innen die weitreichenden gesellschaftlichen Ausblendungs- und Normalisierungsprozesse, die das Töten und Verarbeiten von Tieren überhaupt erst ermöglichen und einem Muster gesellschaftlicher Härte und Grausamkeit entsprechen.

Umso wichtiger ist es, dass Initiativen, wie veganes Essen in Schulen, weiter vorangebracht werden, um diesen Ausblendungs- und Normalisierungsprozessen entgegenwirken zu können.

Die richtige Zielgruppe

Es ist illusorisch zu meinen, ausgerechnet diejenigen für die vegane Lebensweise gewinnen zu können, die in anderen Bereichen ebenfalls dezidierte Positionen der Härte und Grausamkeit vertreten.

Vielmehr sind für die vegane Sache vorwiegend diejenigen zu gewinnen, die sich auf der Seite gesellschaftlicher Milde, Ökologie und Gendergerechtigkeit positionieren.

Sollte es auf diese Art und Weise gelinge, die Normalisierung des Fleischkonsums eines Tages zu durchbrechen, werden auch die anderen Kreise sich bereits aus Gründen der Konformität (die bei ihnen besonders hoch ausgeprägt ist) diesem Verhaltensmuster anschließen.

Gegenwärtig ist dies aber in signifikantem Ausmaß noch unvorstellbar, sodass die vegane Bewegung ihr Wachstumspotential durch klare Fokussierung auf die passende Zielgruppe im sozial-ökologisch sensitiven Spektrum ausschöpfen und aktivieren sollte.

Wie schädlich es ist, wenn Personen aus der Gruppe Härte/Grausamkeit für die vegane Sache (scheinbar) geworben werden, zeigt im Übrigen derzeit auch die Person des Rechtsextremisten Attila Hildmann.

Dieser konnte sich viel zu lange als (scheinbar) veganer Prominenter als Sprecher für die vegane Sache aufspielen konnte, was nunmehr zu einer zwar komplett unberechtigten, aber dennoch schädlichen gesellschaftlichen Wahrnehmungsassoziation einer Nähe zwischen Veganismus und Rechtsextremismus führt.

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