Stabile Tier-Mensch-Beziehung in Kindheit fördert Fleischverzicht

Stabile Tier-Mensch-Beziehung in Kindheit fördert Fleischverzicht

Eine im →wissenschaftlichen Fachjournal Appetite veröffentlichte Studie zeigt, dass die positive Bindung eines Kindes an ein Haustier die Wahrscheinlichkeit erhöht, dass dies Kind als Erwachsener kein Fleisch essen wird. Führt die frühe Bindung an ein Haustier später zu keinem Fleischverzicht, treten stattdessen indirekte Rechtfertigungen auf, die das Leid der für den Fleischverzicht getöteten Tiere oder sogar ihren Status als Tiere ausblenden.

In der Fragebogenstudie mit 273 Teilnehmern wurden die Beziehungen zwischen Erfahrungen mit einem Haustier in der Kindheit, der Empathie für Tiere und einer vegetarischen Lebensweise untersucht. Dabei zeigte sich, dass nicht die Verfügbarkeit eines Haustieres in der Kindheit an sich, sondern die positive Beziehung zu diesem Haustier die Wahrscheinlichkeit für einen späteren Fleischverzicht erhöhte.

Als entscheidender Ursachenfaktor für diese Beziehung konnte das Mitgefühl für Tiere identifiziert werden. In der Datenanalyse zeigte sich spezifisch, dass eine positive Beziehung mit einem Tier in der Kindheit die Entwicklung auch einer allgemeinen Empathie für Tiere fördert. Die Bindung, die ein Kind mit einem Haustier erlebt, führt offenbar zu einem Empathieaufbau, der im Anschluss nicht auf das spezifische Tier beschränkt bleibt, sondern auch auf andere Tiere generalisiert. Diese Empathie fördert später die Entscheidung, kein Fleisch mehr essen zu wollen.

Allerdings führt eine positive Tier-Mensch-Beziehung in der Kindheit keineswegs immer oder auch nur in der Mehrheit der Fälle zum Fleischverzicht. Vielmehr konsumieren viele Menschen selbst dann weiterhin als Erwachsene Fleisch, wenn sie in der Kindheit eine innige Bindung an ein Tier aufbauten. Die statistischen Analysen zeigen, dass solche Personen indirekte Rechtfertigungsstrategien erwerben, die dazu tendieren, das Leid, welches den Nutztieren zugefügt wird, auszublenden oder sogar von der Sachlage zu abstrahieren, dass es sich um leidensfähige Tiere handelte, die auf dem Teller als Fleisch verzehrt werden.

Das Auftreten solcher indirekter Rechtfertigungsstrategien weist auf das Vorhandensein eines schlechten Gewissens hin, welches sich aus der vorhandenen Empathie für Tiere ergibt. Um dennoch den Fleischverzehr fortsetzen und das schlechte Gewissen beruhigen zu können, wird ausgeblendet, dass die Fleischproduktion Tierleid erzeugt und der Fleischkonsum die Fleischproduktion fördert.

Die Ergebnisse bedeuten für die Verbreitung einer fleischfreien und im besten Fall veganen Ernährung, dass es sinnvoll ist, an das Mitgefühl für Tiere zu appellieren und gleichzeitig den Ausblendungs- und Leugnungsprozessen entgegenzuwirken. Die Bewusstmachung, dass es sich bei dem gegessenen Fleisch um die Körperteile getöteter Tiere handelt und dass ihr Verzehr zu Tierleid führt, kann Menschen, die über Mitgefühl für Tiere verfügen erreichen, zu einem Verhaltenswandel anregen.

Bezüglich der Herausbildung früher Schutzfaktoren, die lebenslangem Fleischkonsum entgegenwirken können, ergibt sich aus den Studienbefunden, dass es sinnvoll ist, in der Kindheit eine positive Tier-Mensch-Beziehung erlebbar zu machen.

Aus veganer Sichtweise ist dies durchaus ein kritischer Faktor, da die Haustierhaltung Tiere typischerweise für das Wohlergehen von Menschen instrumentalisiert. Andererseits kann durch die Haustierhaltung eine positive Tier-Mensch-Beziehung entstehen, die Fleischkonsum vorbeugen bzw. seine Beendigung fördern und dadurch einen wichtigen Beitrag gegen die Ausbeutung und Tötung von Tieren leisten kann.

Aufgrund dieser Sachlage erscheint es sinnvoll, dass sich die vegane Perspektive vorwiegend auf die Beendigung der Nutztierhaltung für die Ernährung und Bekleidung fokussieren und bezüglich der Haustierhaltung die Herstellung tiergerechter Lebensbedingungen in den Vordergrund stellen sollte. Ansonsten bestünde die Gefahr, dass die Erfahrung einer positiven Tier-Mensch-Beziehung in der Kindheit erschwert und damit ein wesentlicher Entwicklungsfaktor für den späteren Fleischverzicht blockiert werden würde.

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