Studie: Führt Vitamin B12 zu Lungenkrebs?

Studie: Führt Vitamin B12 zu Lungenkrebs?

Soeben wurde im Journal of Clinical Oncology eine Studie veröffentlicht, die darauf hinweist, dass langjährige Einnahme hoher Dosen von Vitamin B12 und Vitamin 6 möglicherweise das Lungenkrebsrisiko erhöhen kann. Dies betrifft aber nur Männer, während sich bei Frauen kein Effekt zeigte. Zudem betrifft es nur Personen, die täglich sehr hohe Dosen konsumieren. Es betrifft keine Personen, die beispielsweise einmal wöchentlich eine Dosis von 2000 Mikrogramm zu sich nehmen, um so den Wochenbedarf zu decken. Die Befunde ändern nichts an der Notwendigkeit für Veganer, Vitamin B12 zu supplementieren. Gezeigt wird ausschließlich, dass eine übermäßige Supplementierung bei Männern mit einem erhöhten Lungenkrebsrisiko einhergeht. Eine angemessene Supplementierung ist demgegenüber mit keinerlei Risikoerhöhung verbunden. Die Empfehlung der Vegan Society, jeden Tag mindestens 10 Mikrogramm einzunehmen, bleibt gültig. Alternativ kann weiterhin z. B. wöchentlich eine hohe Dosis von 2000 Mikrogramm eingenommen werden.

Studienergebnisse

77,118 Personen wurden in der Studie zu ihrem Konsum von Vitamin B12, Vitamin B6, Multivitaminpräparaten sowie Folat über die zurückliegenden 10 Jahre befragt. Ebenfalls wurden zahlreiche andere Informationen zu Ernährungsverhalten, Rauchen, Bodymaß-Index und Gesundheitgeschichte erfasst. Teilnehmer wurden 6 Jahre lang beobachtet und alle Fälle von Lungenkrebs wurden registriert.

Es ergaben sich folgende Ergebnisse im Einzelnen:

  • Die Einnahme von Multivitaminpräparaten hatte keinen Einfluss auf das Lungenkrebsrisiko
  • Supplementierung mit Folat hatte keinen Einfluss auf das Lungenkrebsrisiko
  • Die Einnahme von mehr als 55 Mikrogramm Vitamin B12 über 10 Jahre verdoppelte das Lungenkrebsrisiko bei Männern, nicht aber bei Frauen. Es wurden diejenigen Teilnehmer berückwsichtigt, die entsprechend täglich supplentierten. Es wurde nicht  zwischen Cyanocobalamin oder Methylcobalamin unterschieden, sondern es wurde ausschließlich die täglich supplementierte Vitamin B12 Menge in Mikrogramm für die Berechnungen herangezogen.
  • Der negative Effekt nahm bei Rauchern zu. Ohnehin war der Effekt von Rauchen weitaus stärker als die Auswirkungen der Supplementierung.
  • Dosen bis 55 Mikrogramm pro Tag führten zu keinerlei Erhöhung des Lungenkrebsrisikos. Als entsprechend harmlos zeigten sich die Dosierungsbereiche: 0,10 bis 5,0, 5,0 bis 25 und 25,01 bis 55 Mikrogramm. Beim mit einer Risikoerhöhung einhergehenden Dosisbereich > 55 Mikrogramm ist zu vermuten, dass ein Großteil der Teilnehmer tatsächlich wesentlich höhere Mengen als 55 Mikrogramm konsumierte. Die Autoren haben hier keine genaueren Informationen angegeben.
  • Die Supplementierung von mehr als 20 Milligramm Vitamin B6 über 10 Jahre verdoppelte das Lungenkrebsrisiko bei Männern, erneut aber nicht bei Frauen. Dieser Effekt nahm bei Rauchern zu, war aber auch bei Nichtrauchern vorhanden. Dosen unter 20 Milligramm führten zu keiner Erhöhung des Lungenkrebsrisikos. Als entsprechend harmlos zeigten sich die Dosierungsbereiche: 0,40 bis 1,4, 1,41 bis 3,0 und 3,01 bis 20 Milligramm.
  • Mit Ausnahme des jeweils höchsten Dosisbereichs zeigten sich in den Daten nicht einmal tendenziell negative Auswirkungen der Supplementierung. Mit Ausnahme der höchsten Dosisbereiche, erscheint die Supplementierung also als vollkommen harmlos.

Empfehlungen für Veganer

  • Tatsache ist, dass zahlreiche Studien einen recht häufigen Vitamin B12-Mangel bei Veganern belegen. Er tritt bei vegan und vegetarisch lebenden Personen in jedem Fall häufiger auf als bei Omnivoren (Mischkost mit Fleisch), wobei mit zunehmenden Alter aber auch Omnivoren immer stärker von Vitamin B12-Mangel betroffen sind.
  • Katastrophale Auswirkungen kann Vitamin B12-Mangel besonders in Schwangerschaft, Stillzeit und im Kindesalter haben. Schwere neurologische Störungen der betroffenen Kinder können die Folge sein.
    Vitamin B12-Mangel ist für Veganer einfach dadurch zu vermeiden, dass sie Vitamin B12 supplementieren. Für Schwangere, Stillende und Kinder ist dies obligat, es sei denn es wird eine ausreichende Zufuhr durch angereicherte Lebensmittel sicher erreicht. Dies gilt übrigens auch für omnivore Schwangere.
  • Die aktuellen Befunde zu Lungenkrebs und Vitamin B12 ändern nichts an der Notwendigkeit, dass Veganer Vitamin B12 supplementieren sollten. So kann ein Vitain B12-Mangel u. A. die Herzgesundheit gefährden.
  • Es wird empfohlen, von sehr hohen täglichen Supplementierungs-Mengen abzusehen, wobei diese Empfehlung allerdings nur für Männer tatsächlich durch die Studienbefunde nahegelegt wird. Allerdings wurde auch nur eine Krebsart untersucht, die sehr viel häufiger bei Männern als bei Frauen auftritt.  Zudem ist zu berücksichtigen, dass in einer norwegischen Studie zuvor in einer geschlechtsgemischten Stichprobe ein erhöhtes Krebsrisiko und eine erhöhte Sterblichkeit von Personen mit Herzerkrankung beobachtet wurde, die 400 Mikrogramm Vitamin B12 pro Tag supplementierten, wobei in dieser Studie auch eine Folat-Supplementierung mit erhöhten Risiken verbunden war. Hier wurden keine Geschlechterunterschiede berichtet.
  • Veganer benötigen keine tägliche Supplementierung von mehr als  55 Mikrogramm Vitamin B12. Es sollte auf solche hohen Supplementierungen verzichtet werden. Diese Empfehlung nur aber nur bei täglicher Einnahme. Wenn statt täglicher Einnahme einmal wöchentlich eine hohe Dosis eingenommen wird, kann dies beibehalten werden. Bei einer einmaligen Dosis von beispielsweise 2000 Mikrogramm pro Woche werden nur ca. 21,5 Mikrogramm Vitamin B12 tatsächlich aufgenommen und der Rest durch den Darm ausgeschieden. Damit wird durch diese Dosis der Wochenbedarf gedeckt.
  • Veganer brauchen ausschließlich Vitamin B12 zu supplementieren. Alle anderen Nährstoffe sind durch eine gesunde vegane Ernährung abdeckbar. Bei mangelndem Aufenthalt im Freien unter Tageslicht mag allerdings gegebenenfalls Vitamin D supplementiert werden müssen. Diese Empfehlung gilt übrigens auch für Omnivoren. Bei gesunder veganer Ernährung gibt es keine Notwendigkeit zur Supplementierung mit Vitamin B6. Sollte dies dennoch supplementiert werden, sollte die tägliche Menge -mindestens für Männer - unter 20 Milligramm bleiben.
  • Wer eine gesunde vollwertige Ernährung nicht gewährleisten kann oder sich unsicher ist, kann ein auf den Tagesbedarf orientiertes Multivitaminpräparat einnehmen, welches nach den vorliegenden Befunden mit keinen Gesundheitsgefahren verbunden ist. Tendenziell war in der Studie die Einnahme eines Multivitaminpräparates sogar mit geringerer Lungenkrebshäufigkeit verbunden, auch wenn dieser Effekt statistisch nicht signifikant war.
  • Als Gesamt-Bilanz lässt sich sagen, dass diese Studie erneut bestätigt, dass die übermäßige Supplementierung von Nährstoffen, wie Vitamin b12, nicht sinnvoll und womöglich schädlich ist. Eine ausreichende Supplementierung von Vitamin B12 ist  notwendig, die Einnahme übermäßig hoher Dosen auf täglicher Basis sollte aber vermieden werden.

Artikel ergänzt am 30.09.2017, eine Anfrage an die Autoren nach weiteren Informationen zur Studie war leider unbeantwortet geblieben.

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