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Ist vegane Hunderernährung Vermenschlichung?

Ist vegane Hunderernährung Vermenschlichung?

Bei der Thematik der veganen Ernährung von eigentlich nicht vegan lebenden Tieren, werden immer wieder die gleichen Denkfehler gemacht. Neustes Beispiel sind Äußerungen des Berliner Psychologen Rainer Wolfarth, der sich eigentlich auf tiergestützte Therapie spezialisiert hat. Er wirft Menschen, die Hunde vegan ernähren, vor, diese zu „vermenschlichen“ und ihnen dadurch "ihre Vorstellungen überzustülpen". Ein Hund würde sich nie aus eigenem Antrieb vegan ernähren. Auf der anderen Seite gebe es eine Versachlichung, bei der Küken geschreddert und Kühe nur nach ihrer Milchleistung bewertet würden. Beides, Vermenschlichung und Versachlichung, sei Ausdruck von Tierquälerei.

Rainer Wolfarth übersieht aber, dass wenn Tiere mit anderen dafür getöteten Tieren ernährt werden, diese getöteten Tiere Opfer eben dieser Versachlichung geworden sind, die er berechtigt als Tierquälerei bezeichnet.

Dies ist kein Einzelfall: Vertreter der nicht-veganen Ernährung von Haustieren neigen dazu - und müssen dies wohl auch tun, um nicht selbst in Zweifel zu geraten - die Perspektive der für diese Haustiere ausgebeuteten und getöteten Tiere konsequent auszublenden.

Gemäß seiner eigenen Logik müsste sich Rainer Wolfarth eigentlich der Frage stellen, was die stärkere Tierquälerei ist: Tiere ohne Mangelerscheinungen vegan zu ernähren (was möglich ist), oder anderen Tieren das Leben für die eigenen Tiere zu nehmen?

Das Thema der veganen Ernährung von Hunden und Katzen haben wir bereits einmal ausführlich hier diskutiert. Das ernsthafte Problem ist, dass beispielsweise Hunde und Katzen üblicherweise Fleisch essen, hierfür aber Tiere getötet werden müssten.

Aus veganer Sichtweise wäre die beste Lösung, auf die Haltung von Hunden und Katzen (und im übrigen aller Tiere) zu verzichten und damit konsequent jeden Gebrauch von Tieren zu beenden.

Allerdings ist es ein Fakt, dass es Hunde und Katzen gibt und sie müssen daher auch aus veganer Sichtweise versorgt werden, wobei auf weitere Züchtungen aber verzichtet werden sollte. Für die Ernährung von Hunden und Katzen stehen vegane Fütterungsmöglichkeiten zur Verfügung, wobei Studien zeigen (siehe hier und hier), dass dies bei Hunden ohne alle Probleme und bei Katzen mit erhöhtem Aufwand möglich ist.

Selbst wenn vegan ernährte Hunde und Katzen etwas vermissen sollten, steht einer nicht-veganen Ernährung dieser Tiere das Leben der anderen Tieren entgegen, die nicht als Futter für Haustiere enden wollen. Insofern führt aus veganer Sichtweise nichts an der veganen Ernährung auch von Haustieren vorbei, auch wenn das letztliche vegane Ziel in der Abschaffung der Haustierhaltung liegt.

Dennoch können sich in der Praxis ethische Dilemma ergeben, die im Einzelfall eine nicht-vegane Ernährung notwendig und wohl auch ethisch legitimierbar machen:

Wenn beispielsweise eine Katze schlichtweg das vegane Futter verweigert und auch innerhalb einer angemessenen Zeit nicht dazu übergeht, das Futter anzunehmen, wird eine Fleischfütterung – jedenfalls für einen begrenzten Zeitraum – wohl nicht vermeidbar sein. Dies steht dem veganen Streben, die Nutztierhaltung und Tötung abzuschaffen, entgegen. In diesem speziellen Einzelfall könnte sich die Entscheidung daran orientieren, dass für dieses einzelne Tier nicht extra andere Tiere getötet werden und daher die Verwendung vorhandenen Futters zum Schutz des ansonsten bedrohten Lebens dieses einzelnen Tieres gerechtfertigt erscheint. Dies ist fraglos aus veganer Sichtweise ein sehr dünnes Eis und könnte schnell genutzt werden, jeden Fleischkonsum zu rechtfertigen, wenn dafür nicht extra direkt ein anderes Tier getötet wird. Es bleibt daher unbefriedigend, wenn Tiere durch den Menschen nicht vegan ernährt werden.

Zu bedenken ist, dass das Problem nicht durch vegan lebende Menschen, sondern durch die nicht-vegane, tierausbeutende Gesellschaft erzeugt wird. Veganer wollen die Tierausbeutung und Tiernutzung gänzlich beenden, was auch die Haltung und Züchtung von Haustieren betrifft. Dennoch müssen sie sich dem einzelnen Tier annehmen, weshalb sie im Einzelfall in moralische Dilemma geraten können, deren Entstehung durch die tierausbeutende Gesellschaft verschuldet ist.

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