Vegan ist vor allem gegen das Töten

Vegan ist vor allem gegen das Töten

Die vegane Ernährung befindet sich im Trend, jedenfalls werden immer mehr vegane Produkte angeboten, immer mehr Medienberichte erscheinen und immer mehr Menschen unternehmen "Vegan challenges". Allein die hohe Publizität, die der Vegan-Koch →Atilla Hildmann erfährt, macht deutlich, wie sehr sich die Öffentlichkeit mittlerweile für die vegane Ernährung interessiert. Auch andere →Prominentenmodelle spielen eine bedeutsame Rolle.

So positiv die vermehrte Resonanz für die vegane Ernährungs- und Lebensweise ist, so unklar ist derzeit, inwiefern sich diese Publizität tatsächlich in eine Ausdehnung der Anteils der vegan lebenden Personen an der Allgemeinbevölkerung umsetzen wird. Eine Gefahr ist, dass der Trend nur kurzweilig sein wird und diejenigen, die neu für die vegane Sache gewonnen wurden, nicht dauerhaft dabei bleiben.

"Vegan macht fit", "vegan macht gesund", "vegan ist sexy", "vegan ist das neue Viagra", solche Aussagen mögen das Interesse an der veganen Ernährung und Lebensweise fördern, ihre Langzeitwirkung ist aber zweifelhaft. Ein Teil der Aussagen ist durchaus richtig. So gibt es mittlerweile zahlreiche Studien, die →gesundheitliche Vorteile der veganen Ernährung aufzeigen. Andere Aussagen, wie "vegan macht sexy" sind ohne jede empirische Basis, auch wenn es sich fraglos vegan lebende Menschen gibt, die bei einem →Sexual-Partner oder einer Sexual-Partnerin Wert legen auf die vegane Lebensweise. Vegan mag auch tatsächlich die Fitness fördern, andererseits werden hierfür aber auch zahlreiche alternative Methoden empfohlen und es gibt zweifelsohne viele fitte Menschen, die nicht vegan leben. Selbst bezüglich gesundheitlicher Vorteile ist die Situation komplex und man könnte argumentieren, dass sehr geringe Mengen an Fleisch oder Milchprodukten nicht unbedingt die Gesundheit schädigen. Bei Milchprodukten ist der Forschungsstand sowieso sehr gemischt.

Wie können Veganer den gegenwärtigen pro-veganen Trend für eine wirklich nachhaltige Ausdehnung der veganen Lebensweise nutzen?

Empirische Aussagen, also Aussagen zu Gesundheit, Fitness, sexueller Attraktivität und Körpergewicht, sind typischerweise nicht in Stein gemeißelt. Zwar wird sich die Erde wohl immer um die Sonne drehen - jedenfalls solange es beide gibt - aber wissenschaftliche Befunde zu Fragestellungen von Gesundheit und Fitness führen immer wieder zu neuen Erkenntnissen. So wäre es denkbar, dass Substanzen entwickelt werden, die die negativen Auswirkungen von Fleischkonsum abfangen könnten. Eine vegane Argumentation, die die Gesundheit ins Zentrum stellt, würde dann in sich zusammen brechen. Gleiches gilt natürlich für die Fitness. Dass sich die Wahrnehmung von Attraktivität jederzeit ändern kann, ist ohnehin selbstverständlich. Es ist zudem sehr zweifelhaft, dass eine Studie belegen würde, dass eine vegane Ernährung tatsächlich potenzsteigernden Charakter hat. Wer also durch die Losung "vegan ist das neue Viagra" zur veganen Ernährung käme, würde diese womöglich schnell aufgeben, wenn klar würde, dass die Versprechungen nicht eingelöst werden können.

Eine große Rolle spielen ebenfalls ökologische Argumente für die vegane Lebensweise. Es steht außer Frage, dass nach den derzeitigen wissenschaftlichen Erkenntnissen, die vegane Lebensweise am besten die Ressourcen unseres Planeten schont und am wenigsten die Umwelt belastet. Es ist aber nicht auszuschließen, dass veränderte Technologien oder ein Wechsel zu einer nicht ganz veganen, aber weitgehend veganen Lebensweise diese Ziele ebenfalls hinreichend erreichbar machen könnte. Sobald sich dies zeigen würde, fiele also die Motivation für eine vegane Lebensweise weg, wenn sich diese ausschließlich ökologisch begründen würde.

Unumstößliche Tatsache ist, dass für die Produktion von Fleisch, Milch und Eiern direkt oder indirekt Tiere getötet werden. Keine veränderten Wahrnehmungen, Bewertungen oder wissenschaftlichen Ergebnisse werden an diesem Faktum etwas ändern, es sei denn es gelänge tatsächlich, Fleisch ohne Tiere herzustellen. Bis dies aber der Fall ist, wird die Tatsache der Tötung immer im Raum stehen und wer vegan ist, damit für seinen Konsum keine Tiere getötet werden, wird auch in Anbetracht sich verändernder wissenschaftlicher Befunde vegan bleiben. Er wird sich zudem nicht nur vegan ernähren, sondern wird den Veganismus als Lebensweise praktizieren, die den Bereich der Ernährung einschließt, aber auch andere Bereiche, wie Kleidung, berücksichtigt.

Wenn es also darum gehen soll, vegan als Lebensweise möglichst dauerhaft zu etablieren, sollten die tierrechtlichen Argumente deutlich zum Ausdruck gebracht werden, weil nur diese mit hinreichender Sicherheit auch dauerhaft überzeugen können und zudem den Anreiz geben, den Veganismus auf alle Lebensbereiche zu generalisieren.

Dies bedeutet nicht, dass die anderen Argumente sinnlos wären. Im Gegenteil, ist es wichtig, Ängste vor dem Veganismus (Mangelernährung, nicht geeignet für die Schwangerschaft etc.) zu zerstreuen und auf die vielen Studien hinzuweisen, die zeigen, dass vegan lebende Menschen sehr gesund sein können und der Wechsel zu einer veganen Lebensweise sogar das Potential verspricht, die Gesundheit zu verbessern. Ebenso wichtig ist der Verweis auf vegane Athleten und Spitzensportler, um deutlich zu machen, dass die vegane Ernährung kein Hemmnis für sportliche Spitzenleistungen ist. Sehr zentral ist auch die ökologische Argumentation, da gegenwärtig die vegane Lebensweise der vielversprechenste Weg ist, um die katastrophale Zerstörung unserer Umwelt zu stoppen und sie teilweise rückgängig zu machen. Geeignet sind solche Argumente aber nur als zusätzliche Argumente zusammen mit dem Kernargument, dass nur die vegane Lebensweise die gezielte und geplante Tötung von Tieren für den menschlichen Konsum vermeiden kann. Diese Aussage bleibt gültig, solange es kein Kunstfleisch gibt. Sollte aber das Kunstfleisch eines Tages wirklich existieren, könnten Veganer dies Fleisch getrost essen, es sei denn, es wäre gesundheitsschädlich oder ökologisch unverträglich.

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