Umfrage unter Veganern: Überwältigende Mehrheit gegen Verschwörungstheorien

Umfrage unter Veganern: Überwältigende Mehrheit gegen Verschwörungstheorien

Hintergrund der Umfrage

Attila Hildman, über den viele Medien als eine Art Vorzeige-Veganer in der Vergangenheit berichteten, tritt für diverse Corona-Verschwörungstheorien ein.

Dies hat Auswirkungen auf das Bild der veganen Community in der Öffentlichkeit:

So titelt bereits die WELT mit „Veganer und Verschwörungstheoretiker: zwei Welten, die zusammenpassen“. In dem Artikel wird unter anderem auch behauptet, dass die vegane Community in den zurückliegenden Jahren nach rechts gerückt sei.

Anmerkung vom 01.05.2020: Mira Landwehr, die die These verbreitet, Veganismus habe etwas mit Menschenfeindlichkeit zu tun, hat in der Zwischenzeit einen kompletten Verriss dieser Umfrage geschrieben, in dem sie freilich schwere Fehler, Auslassungen und Falschbehauptungen macht, die in in einem weiteren Artikel hier auf vegan.eu detailliert herausgearbeitet und widerlegt werden.

Aber entspricht dies der Realität?

Dieser Frage  ging unsere Umfrage von vegan.eu nach und kann nunmehr schlüssige Antworten anhand der Angaben von 3145 sich vegan ernährenden Personen im Alter von 16 bis 86 (Durchschnittsalter 36,20), unter ihnen 2288 Frauen (72,8 %), 803 Männer (25,5 %), sowie 54 nicht-binäre Personen (1,7 %) zu folgenden Fragen geben:

  • Was denken vegan lebende Personen über Verschwörungstheorien zur Corona Krise?
  • Wie stehen vegan lebende Personen zu den Schutzmaßnahmen gegen Corona, den Lockerungen und den aktuellen Demonstrationen?
  • Wie positionieren sich vegan lebende Personen gegenüber rechtslastigem Denken?

Das starke Überwiegen von Frauen ist für die untersuchte vegane Stichprobe übrigens plausibel, da auch aus anderen Studien und Umfragen bekannt ist, dass wesentlich mehr Frauen als Männer vegan leben.

Auch der relativ geringe Altersdurchschnitt entspricht der Sachlage, dass jüngere Menschen deutlich häufiger vegan leben als ältere Menschen

Im Folgenden werden zunächst detaillierte Angaben zu Stichprobe und Stichprobengewinnung, zur Repräsentativität und Allgemeingültigkeit der Umfrage sowie zu den erhobenen Maßen gegeben, bevor eine Ergebnisdarstellung und eine zusammenfassende Bewertung und Interpretation erfolgen.

Kurzzusammenfassung vorweg

Da so mancher nicht gerne viel liest (vor allem nicht so viele technische Details), sei dennoch bereits an dieser Stelle eine Kurzzusammenfassung in sechs Abschnitten  gegeben:

  • die sehr große Mehrheit der befragten veganen Personen (84,7 %) lehnte jede einzelne von 13 abgefragten Verschwörungstheorien ab. Die Ablehnungsraten für die einzelnen Theorien schwankten zwischen 90.5 % (Bill Gates ist schuld) und 99,8 % (Außerirdische sind schuld)
  • eine überwältigende Mehrheit der Befragten (95.6 %) forderte eine Distanzierung von rechtsgerichtetem Denken. Die Zustimmung zur AfD war bei den Befragten mit 1,2 % seltener als in der Allgemeinvevölkerung
  • die große Mehrheit der Befragten  plädierte für Schutzmaßnahmen gegenüber Corona. Die Zustimmung schwankte je nach Schutzmaßnahme zwischen 59.4 % (Schließung aller nicht lebensnotwendigen Industrien und Geschäfte) bis 94.1 % (Abstand halten)
  • diese Ergebnisse sind weitgehend unabhängig von Geschlecht, Alter und Bildungsstand. Bei Kontrolle für  Geschlecht, Alter und Bildungsstand blieben sie vollauf gültig
  • der Anteil der Befragten, die eine mindestens gewisse Nähe zu Corona-Verschwörungstheorien zeigen (mindestens eine Verschwörungstheorie bejaht) liegt weit unterhalb der in einer repräsentativen Befragung der Allgemeinbevölkerung berichteten Zustimmungsrate zu Verschwörungstheorien von größer als 30 %
  • der Artikel in der WELT befindet sich also im Irrtum: Veganer weisen nicht nur keine besondere Nähe, sondern im Gegenteil eine besondere Ferne zu Verschwörungstheorien und rechtslastigem Denken auf

Stichprobenzusammensetzung und Maße

Zusammensetzung der Stichprobe

Vegane Probanden

In die Umfrage wurden ausschließlich Personen einbezogen, die angaben, vegan zu leben und die zusätzlich jeweils „Nein“ angaben bei Fragen zum Konsum von Fleisch, Fisch, Milch/Milchprodukten und Eiern/Eierprodukten, sowie aller Produkte, die diese Lebensmittel enthalten.

Es wurde also nicht lediglich gefragt, ob jemand vegan lebt, sondern es wurden zusätzlich die oben genannten Lebensmittelgruppen explizit abgefragt.

Dies Vorgehen begründet sich damit, dass auch aus anderen Studien und Umfragen bekannt ist, dass es eine Reihe von Menschen gibt, die die Frage, ob sie vegan leben, bejahen, obwohl sie weiterhin tierische Produkte konsumieren. Es mag sich hier um Menschen handeln, die sich mit der veganen Lebensweise identifizieren, diese aber (noch) nicht umsetzen. Ebenfalls kann es sein, dass der Begriff vegan falsch verstanden wird.

Es ist daher wichtig für die Befragung von vegan lebenden Personen nicht nur die allgemeine Frage nach veganer Ernährung zu stellen, sondern spezifisch zu erheben, ob tatsächlich tierische Produkte nicht konsumiert werden.

An der Untersuchung beteiligten sich ursprünglich 4014 Personen, die angaben, vegan zu leben. Bei 532 Personen zeigte sich, dass diese tatsächlich ebenfalls angaben, mindestens eine tierische Lebensmittelart gelegentlich oder sogar regelmäßig zu konsumieren. Entsprechend wurden diese 532 Personen aus der Auswertung ausgeschlossen.

Nach Ausschluss der 532 Personen verblieben 3482 Personen (Anm. vom 02.06.2020: In einer vorherigen Version war die Substraktion von 4014 und 532 fehlerhaft angegeben) , die grundsätzlich in die Auswertung eingeschlossen werden konnten.

Ausschluss von Personen mit ungültigen Antworten

Bei Umfragen im Internet besteht das methodische Problem, dass manche Menschen sich an solchen Umfragen nur zum Spaß beteiligen, Fragen willkürlich oder zufällig beantworten oder auch extra unsinnige Antworten geben.

Ebenfalls kann es Personen geben, die zwar zunächst einen Fragebogen ernsthaft ausfüllen, im Verlauf aber das Interesse verlieren und sich dann nur noch schnell durchklicken, ohne die Fragen zu lesen oder ihre Antworten sorgfältig zu erwägen.

Der Einbezug solcher Personen in die Auswertung kann zu einer Verzerrung von Ergebnissen führen, wobei meistens tatsächlich bestehende Zusammenhänge aufgrund des willkürlichen Antwortverhaltens solcher Personen unterschätzt werden.

Um diesem ungünstigen Effekten entgegenzuwirken, wurden durch Kontrollfragen und Kontroll-Auswertungen Anstrengungen unternommen, Personen zu identifizieren, die den Fragebogen nicht ernsthaft oder nicht sorgfältig ausfüllten, um sie von der inhaltlichen Auswertung von vornherein ausschließen zu können.

Eine solche Prüfung ist möglich, weil Personen, die zufällig, willkürlich oder nicht sorgfältig antworten, unsinnige Antwortmuster zeigen, die logisch inkonsistent und daher identifizierbar sind. Zudem „outen“ sich manche Personen, die Fragebogen nicht ernsthaft ausfüllen, durch ihre eigenen Kommentare, die ebenfalls ausgewertet wurden. Auch Personen, die nur aus Spaß an Umfragen teilnehmen, zeigen meistens inkonsistente oder implausible Antwortmuster.

Zur Sicherstellung einer hohen Gültigkeit der Befunde wurden daher folgende Datensätze von der inhaltlichen Auswertung ausgeschlossen:

  • die Dauer der veganen Lebensweise wurde als länger angegeben als das eigene Lebensalter, was nicht möglich ist
  • Lockerungen kämen gleichzeitig zu früh und zu spät
  • Lockerungen seien gleichzeitig zu stark und zu schwach
  • Lockerungen kämen zu früh und gleichzeitige Bejahung der Aussage „es sollte gar keine Einschränkungen geben“
  • Lockerungen kämen zu stark und gleichzeitige Bejahung der Aussage „es sollte gar keine Einschränkungen geben“
  • die Demonstrationen seien gleichzeitig notwendig und falsch
  • die Demonstrationen seien gleichzeitig notwendig und unverantwortlich
  • die Demonstrationen seien falsch und gleichzeitige Bejahung der Aussage „es sollte mehr Demonstration geben“
  • die Demonstrationen seien unverantwortlich und gleichzeitige Bejahung der Aussage „es sollte mehr Demonstration geben“
  • man solle mit der Postulierung von Verschwörungstheorien gemeinsame Sache machen und sich gleichzeitig konsequent von ihnen distanzieren
  • Corona sei eine Zoonose (Erkrankung, die vom Tier auf den Menschen übergeht) und gleichzeitig keine Zoonose
  • alle abgefragten politischen Parteien (CDU/CSU, SPD, FDP, die Linke, Grüne, AFD, NPD, Tierschutzpartei V-Partei) ausnahmslos positiv bewertet
  • jemand bezeichnete sich als Anhänger aller verschiedenen Religionen und Einstellungen zur Religion, also gleichzeitig als Atheist, Agnostiker, Esoteriker, allgemeinen spirituell Interessierter, Christ, Jude, Muslim, Buddhist und Hindu
  • Ausnahmslose Bejahung sämtlicher verschiedener Verschwörungstheorien: auch wenn verschiedene Verschwörungstheorien zusammenhängen können, ist die Bejahung sämtlicher, teilweise sehr verschiedener Verschwörungstheorien als Ursache für Corona vorwiegend dann zu erwarten, wenn jemand den Fragebogen nicht sorgfältig beantwortet oder sich einen Spaß macht. Dies gilt auch deshalb, weil unter diesen Verschwörungen die aktuell nicht aktiv postulierte Verschwörung „Außerirdische“ enthalten ist, deren Bejahung in sich bereits eine Seltenheit ist. Wurde diese Verschwörungstheorie zusammen mit allen anderen Verschwörungstheorien bejaht , war das Antwortmuster nicht mehr als ernsthaft zu bewerten
  • Kommentare im freien Text, die zeigten, dass keine ernsthafte Bearbeitung vorliegt: Beispiele hierfür waren, dass jemand meinte, es gebe eine Gartenzwerg-Verschwörung, jemand schrieb zur Frage, wie er zur Umfrage gekommen sei, das Wort „Penis“ als Antwort oder jemand schrieb direkt, dass er die Fragen nicht ernsthaft beantwortet habe
Ergebnis der Überprüfung

Die Überprüfung dieser Kontrollfaktoren ergab, dass insgesamt 303 Personen die Fragebögen im Sinne von einer oder mehrerer Kontrollfragen logisch widersprüchlich bzw. in einem nicht gültigen Sinne ausgefüllt hatten. Die entsprechenden Personen mögen dies bewusst getan haben, oder es mag Folge mangelnder Sorgfalt gewesen sein.

Entsprechend wurden diese Datensätze daher aus der inhaltlichen Gesamtauswertung ausgeschlossen, sodass sich die letztiche Stichprobengröße von 3145 sich vegan ernährenden Personen ergab.

Geschlecht, Alter und Bildungsstand

Geschlecht

Unter den 3145 Teilnehmenden waren 2288 Frauen (72,8 %), 803 Männer (25,5 %), sowie 54 Personen (1,7 %), die sich als nicht-binär bezeichneten.

Das starke Überwiegen von Frauen ist für die untersuchte vegane Stichprobe plausibel, da auch aus anderen Studien und Umfragen bekannt ist, dass wesentlich mehr Frauen als Männer vegan leben. Frauen sind übrigens auch unter Vegetariern überrepräsentativ vertreten. In der fleischessenden Bevölkerung konsumieren Frauen deutlich weniger Fleisch als Männer.

Alter

Der Altersbereich der untersuchten Stichprobe variierte zwischen 16 und 86 Jahren mit einem durchschnittlichen Alter von 36,20 Jahren. Das eher junge durchschnittliche Alter der Befragten ist konsistent mit der Sachlage, dass die vegane Ernährungs- und Lebensweise in jüngeren Altersgruppen stärker vertreten ist als in älteren Altersgruppen.

Bildungsstand

Bezüglich des höchsten erreichten Bildungsabschlusses gaben 19 Personen (0,6 %) an, über keinen Abschluss zu verfügen, 2 (0,1 %) berichteten, die Sonderschule abgeschlossen zu haben, 89 (2,7 %) gaben einen Hauptschulabschluss an, 577 einen Realschulabschluss (18,3 %), 1163 das Fachabitur oder Abitur (37,0 %) und 1299 (41,3 %) gaben an, über einen Fachhhochschul- oder Hochschulabschluss zu verfügen.

Die Stichprobe weist insofern einen überdurchschnittlich hohen Bildungsstand auf, was wiederum mit vorherigen Studien und Umfragen zu vegan lebenden Personen gut übereinstimmt.

Verteilung der Probanden auf Rekrutierungswege

1809 Personen (57,5 %)  gelangten zu Umfrage über eine durch uns bezahlte Werbeanzeige bei Facebook oder Instagram, die sich an Personen richtete, die als Interessensschwerpunkte angegeben hatten „vegan“ oder „Tierrechte“.

Diese Anzeigen richteten sich an alle Facebook-Nutzer, die sich für die entsprechenden Themen interessierten, ohne jeden Rückgriff auf andere Sachverhalte, Positionen, Lebensweisen oder eine Kenntnis von vegan.eu oder Gleichklang.de.

Jeder, der sich für vegan oder Tierrechte interessierte, konnte durch diese Anzeigen geworben werden.

955 Personen (30,4 %) der Befragten kamen über die Webseite von vegan.eu, die Facebook-Seite von vegan.eu oder über den Newsletter von Gleichklang zur Umfrage. Hier handelt es sich also um Personen, die über unsere eigenen Webangebote rekrutiert wurden.

381 Personen (12,1 %) kamen über verschiedenste andere Möglichkeiten zur Umfrage, wie Facebook-Gruppen, Postings auf anderen privaten Facebook-Seiten, Empfehlungen von Freunden oder Bekannten etc.

Repräsentativität und Allgemeingültigkeit

Die Umfrage strebte in ihren Aussagen einen hohen Generalisierungsgrad der Befunde für vegan lebende Menschen an.

Eine repräsentative Stichprobe für alle Veganer im strengen Sinne zu erheben, ist jedoch nicht möglich gewesen:

  • Veganer stellen höchstens ein Prozent der Gesamtbevölkerung dar. Um entsprechend beispielsweise eine repräsentative Stichprobe von nur 500 Veganern zu erhalten, müssten 50.000 Personen der Allgemeinbevölkerung untersucht werden. Dieser hohe Aufwand war nicht möglich.
  • zudem sind keine Merkmale bekannt, nach denen eine repräsentative Stichprobe von vegan lebenden Menschen zusammengestellt werden könnte, wenn nicht auf die Allgemeinbevölkerung zurückgegriffen werden soll. Entsprechend gründen sich auch veröffentlichte Studien und Umfragen zu vegan lebenden Personen in aller Regel nicht auf repräsentative Daten, da die Gewinnung einer im strengen Sinne repräsentativen Stichprobe kaum möglich ist.

Mithilfe der drei verschiedene Rekrutierungswege konnte aber dennoch eine hohe Allgemeingültigkeit der Befunde für vegan lebende Personen erreicht werden. Hierzu wurden sämtliche hier berichteten Befunde nicht nur in der Gesamtstichprobe, sondern auch separat in allen drei Teilstichproben untersucht und auf ihre Konsistenz überprüft.

Die statistische Auswertung zeigte, dass sich die Zustimmungsraten zu den abgefragten postulierten Corona-Verschwörungen, der Bewertung von Attila und den Demonstrationen gegen die Corona-Maßnahmen sowie zu den Maßen für rechtslastiges Denken zwischen den drei Herkunftsgruppen nicht wesentlich unterschieden.

In allen drei Teilstichproben wurden im wesentlichen identische Ergebnisse erzielt, sodass hier ausschließlich die Ergebnisse aus der Gesamtstichprobe dargestellt werden müssen, für die aufgrund dieser Sachlage eine hohe Allgemeingültigkeit beansprucht werden kann.

Auch wenn eine Repräsentativität im strikten Sinne also nicht gewährleistet werden konnte, ist dennoch von einer sehr guten Generalisierbarkeit der Befunde auf vegan lebende Menschen im Allgemeinen auszugehen.

Es ist sehr unwahrscheinlich, dass eine tatsächlich repräsentative Strichprobe in einem relevanten Ausmaß andere Ergebnisse erbringen würde.

Fragebogen

Die aktuelle Auswertung bezieht sich nur auf einen Teil der in der Umfrage gestellten Fragen. In weiteren Auswertungen und Artikeln wird auf andere Sachverhalte (zum Beispiel Religionen, diverse politische Meinungen etc.) eingegangen werden.

Folgende Informationen liegen der aktuellen Auswertung zugrunde:

Grundinformationen

  • freie Angabe des Lebensalters in ganzen Zahlen
  • Angabe des höchsten erreichten Bildungsabschlusses durch Ankreuzen (kein Abschluss, Sonderschule, Realschule, Fachabitur/Abitur, Fachhochschul-/Hochschulabschluss, Promotion, Habilitation). Bei der Auswertung wurden Fachhochschul-/Hochschulabschluss, Promotion und Habilitation zusammengefasst zu "akademischer Abschluss"(Hochschulabschluss)
  • Angabe des Geschlechts durch Ankreuzen (Frau, Mann, Intersexuelle, Trans-Mann, Trans-Frau). Bei der Auswertung wurden Intersexuelle, Trans-Mann und Trans-Frau als nicht-binär zusammengefasst. Es oblag Transgender-Personen selbst, ob sie sich direkt als Mann oder Frau oder als Trans-Mann oder Trans-Frau einstuften. Hierzu gibt es bei Transgender-Personen unterschiedliche Meinungen

Corona-Verschwörungen

Bewertung folgender 13 Verschwörungstheorien zur Corona-Krise auf einer zweistufigen Skala (stimmt, stimmt nicht):

  • Corona ist eine weltweite Verschwörung, um Menschen Angst zu machen, sie zu entrechten und sie zu kontrollieren
  • Corona ist eine harmlose Erkältung
  • die Leute sterben gar nicht an Corona, sondern an den Medikamenten
  • in Wirklichkeit sind Impfstoffe schuld an dem Corona-Problem
  • Bill Gates will die Menschen zwangsimpfen und chippen lassen - darum geht die Sache
  • das Judentum steckt dahinter
  • das hat auch in Wirklichkeit alles mit dem Islam zu tun
  • das hängt alles mit den Freimaurern oder mit den Bilderbergern zusammen
  • Corona dient dazu, um eine weltweite Diktatur einzurichten
  • "Nasen und Mundschutz sind das neue Hakenkreuz"
  • Corona geht von Außerirdischen aus
  • Corona wurde im Labor absichtlich erzeugt, um die Weltherrschaft zu erringen
  • Verschwörung von Homosexuellen und Gender Theorie gegen die natürliche Weltordnung

Zehn dieser Verschwörungstheorien waren von Anfang an in der Umfrage eingeschlossen, drei Verschwörungen (Islam, Juden, Homosexuelle und Gendertheorie) wurden erst später hinzugefügt, weil diese in den Medien als Verschwörungstheorie berichtet wurden (Juden) oder durch private Korrespondenz an den Verfasser herangetragen wurden (Islam, Homosexuelle und Gendertheorie). Insofern liegen zu zehn Verschwörungstheorien Antworten von 3145 Personen vor, während zu den drei später hinzugefügten Verschwörungstheorien lediglich Antworten von 2171 Personen vorliegen.

Warum zweifstufige Skala?

Es wurde sich bei der Bewertung der Verschwörungstheorien bewusst für eine zweistufige Skala entschieden. Hintergrund ist, dass die Bereitstellung einer mittleren Ausprägung dazu führen kann, dass Personen, die in Wirklichkeit eine deutliche Präferenz haben, sich dennoch für den mittleren Weg entscheiden. Dies kann die Daten verzerren.

Tatsächlich liegt in aller Regel eine Präferenz vor, die zum Ausdruck gebracht werden kann. Wer sich mit bestimmten Verschwörungstheorien beispielsweise noch gar nicht beschäftigt hat, wird in aller Regel „stimmt nicht“ angeben, da eine Bejahung von Verschwörungstheorien ja nur dann möglich ist, wenn eine individuelle Person hierfür tatsächlich positive Anhaltspunkte zu haben glaubt.

Solche zweistufigen Skalen haben in der Persönlichkeitspsychologie (zum Beispiel Fragebögen von Eysenck) eine lange Tradition und führen in der Regel zu guten Ergebnissen, auch wenn sich manche Befragte (in den Kommentaren ) durchaus mehrere Abstufungen gewünscht hätten.

Ziel unserer Auswertung war jedoch nicht die Bewertung der Stärke einer Präferenz für die jeweiligen Verschwörungstheorien, sondern allein die Feststellung, ob einer Verschwörungstheorie zugestimmt wird oder nicht

Verhalten und Auswirkungen auf vegane Community

Einschätzung, wie sich die vegane Community gegenüber diesen Verschwörungstheorien verhalten sollte.  Auf einer zweistufigen Skala (stimmt, stimmt nicht) waren jeweils folgende Möglichkeiten zu bewerten:

  • mit ihnen gemeinsame Sache machen und sich verbünden
  • sich eindeutig und unmissverständlich distanzieren
  • sie als eine legitime Meinung in der veganen Bewegung annehmen

Einschätzung der Auswirkungen auf die vegane Community. Auf einer zweistufigen Skala (stimmt, stimmt nicht) waren jeweils folgende Möglichkeiten zu bewerten:

  • fördert den Veganismus
  • schadet dem Veganismus
  • lenkt das Thema vom Veganismus ab

Bewertung von Attila Hildman auf folgender vierstufiger Skala:

  • positiv, negativ, neutral, kenne ich nicht

Schutzmaßnahmen gegen Corona

Bewertung von folgenden Schutzmaßnahmen gegen Corona auf einer zweistufigen Skala (stimmt, stimmt nicht):

  • Abstand halten, Veranstaltungen aussetzen, Großveranstaltungen aussetzen, Gesichtsmasken tragen, öffentliche Verkehrsmittel meiden, nicht verreisen, Restaurants schließen, zu Hause bleiben, Menschenmengen meiden, Schulen und Universitäten schließen, von zu Hause aus arbeiten, Industrien und Geschäfte (bis auf die lebensnotwendige) schließen

Bewertung der Maßnahmen der Bundesregierung auf folgender fünfstufigen Skala:

  • unerhörter Angriff auf unsere Freiheit und unsere Menschenrechte, zu strikt, richtig, zu lasch, unverantwortliche, leichtsinnige Laschheit

Bewertung der aktuellen Lockerungen auf einer jeweils zweistufigen (stimmt/stimmt nicht):

  • zu früh, zu spät, zu schwach, zu stark, es sollte gar keine Einschränkungen geben

Rechtslastiges Denken

Frage nach der Distanzierung von Rechtspopulismus/Rechtsradikalismus auf einer zweistufigen Skala (stimmt/stimmt nicht):

  • Sollte sich die vegane Bewegung von Rechtspopulismus und Rechtsradikalismus klar distanzieren?

Bewertung der politischen Parteien (wobei in diesem Artikel nur die Angaben zur AfD ausgewertet wurden) auf einer dreistufigen Skala (positiv, neutral, negativ).:

  • CDU/CSU, SPD, FDP, die Linke, Grüne, AfD, NPD, Tierschutzpartei, V-Partei

Ergebnisse der Umfrage

Wie stehen vegan lebende Personen zu Verschwörungstheorien über die Corona-Krise?

Aus dieser Tabelle sind die Prozentzahlen der Zustimmung und Ablehnung zu den jeweiligen erfragten Verschwörungs-Theorien zu entnehmen:

Zustimmung Ablehnung
Billl Gates 9,5 % 90,5 %
Panik, Entrechtung, Kontrolle 8,6 % 91,4 %
Diktatur 7,4 % 92,6 %
Harmlose Erkältung 7,4 % 92,6 %
Medikamente 7,1 % 92,9 %
Labor 6,1 % 93,9 %
"Maske ist neues Hakenkreuz" 4,9 % 95,1 %
Impfstoffe 4,5 % 95,5 %
Freimaurer/Bilderberger 3,1 % 96,9 %
Juden 0,7 % 99,3 %
Islam 0,6 % 99,4 %
Homosexuelle und Gender 0,5 % 99,5 %
Außerirdische 0,2 99,8 %

 

Deutlich wird, dass die überwältigende Mehrheit der befragten Veganer und Veganerinnen die benannten Verschwörungs-Theorien ablehnt.

Wieviele Verschwörungstheorien werden durchschittlich bejaht?

Es wurde ein Gesamtverschwörungs-Maß durch Aufsummierung über die verschiedenen Verschwörungstheorien gebildet. Da drei Verschwpörungstheorien nicht von Anfang an abgefragt wurden, gründet dieses Maß auf den Antworten von 2171 Personen vor.

In der unteren Tabelle wird gezeigt, wieviele Veganer  jeweils wieviele Verschörungstheorien bejahten.

Null bedeutet, dass keine Theorie bejaht wurde. Beim Gesamtverschwörungs-Maß konnte maximal ein Punktewert von 12 erzielt werden, da diejenigen, die alle Verschwörungen bejahten, als ungültige Antwortmuster (siehe Abschnitt Ausschluss ungültiger Datensätze) ausgeschlossen worden waren:

Anzahl der Zustimmungen
0 84,7
1 4,0 %
2 2,3 %
3 1,9 %
4 1,1 %
5 1,4 %
6 1,1 %
7 1,2 %
8 1,0 %
9 0,7 %
10 0,2 %
11 0,1 %
12 0,0 % (eine Person)

 

Erkennbar wird, dass 84.7 % der befragten Personen keinerlei Verschwörungstheorie bejahten.

Mit 4,11 % folgt die Bejahung ausschließlich einer Verschwörungstheorie.

Ein geringer Anteil der Befragten bejahte aber auch jeweils mehrere Verschwörungstheorien, wobei lediglich 0,1 % der Befragten 11 der 13 Verschwörungstheorien bejahten.

Wie stehen die befragten vegan lebenden Personen zu Attila Hildman und den Demonstrationen gegen die Corona-Maßnahmen?

Bewertung von Attila

  • 457 Personen (14,5 %) gaben an, Attila Hildman nicht zu kennen
  • von den verbleibenden 2684 Personen gaben 2350 (87,6 %) an, Attila Hildman negativ zu bewerten
  • lediglich 84 Personen (3,1 %) gaben an, Attila Hildman positiv zu bewerten
  • 250 Personen (9,3 %) gaben an, gegenüber Attila Hildman neutral eingestellt zu sein

Wie bewerten vegan lebende Menschen die Demonstrationen gegen die Corona-Krise

  • 2625 Personen (83,5 %) bezeichneten die Demonstrationen als unverantwortlich
  • 2613 Personen (83,1 %) bezeichneten die Demonstrationen als falsch
  • 369 Personen (11,7 %) bezeichneten die Demonstration als notwendig
  • 313 Personen (10,0 %) meinten, es müsse mehr solcher Demonstrationen geben

Wie sollte sich die vegane Community gegenüber denjenigen verhalten, die Verschwörungstheorien zur Corona Krise vertreten?

  • 2696 Personen (85,7 %) bejahten die Frage, ob sich die vegane Community von diesen Theorien distanzieren solle
  • lediglich 148 Personen (4,7 %) bejahten die Frage, ob die vegane Communitiy gemeinsame Sache mit Verschwörungstheoretikern machen solle
  • nur 85 Personen (2,7 %) bejahten die Frage, ob diese Verschwörungstheorien der veganen Sache nutzen würden
  • 3060 Personen (97,3 %) bejahten demgegenüber umgekehrt die Frage, ob die Verschwörungstheorien der veganen Sache schadeten
  • 2533 Personen (80,5 %) bejahten die Frage, ob solche Verschwörungstheorien die Aufmerksamkeit von der veganen Sache ablenken würden
  • 599 Person (19,0 %) bejahten die Frage, ob es sich bei diesen Verschwörungstheorien um eine legitime Meinung innerhalb der veganen Community handeln würde

Wie stehen vegan lebende Personen zu Schutzmaßnahmen gegen Corona?

Die Befragten wiesen folgende Zustimmungsraten zu den einzelnen abgefragten Maßnahmen auf:

  • Abstand halten: 94,1 %
  • Veranstaltungen aussetzen: 84,7 %
  • Großveranstaltungen aussetzen: 93,5 %
  • Gesichtsmasken: 93,5 %
  • öffentliche Verkehrsmittel meiden: 78,2 %
  • nicht verreisen: 81,2 %
  • Restaurants schließen: 70,0 %
  • zu Hause bleiben: 89,5 %
  • Menschenmengen meiden: 89,7 %
  • Schulen und Universitäten schließen: 70,2 %
  • von zu Hause aus arbeiten: 90,6 %
  • Industrien und Geschäfte (bis auf die lebensnotwendige) schließen: 59,4 %

Insgesamt wird eine überwältigende Zustimmung zu den Maßnahmen Abstand halten, Veranstaltungen aussetzen, Großveranstaltungen aussetzen, Gesichtsmasken tragen, nicht verreisen, zu Hause bleiben, Menschenmengen meiden und von zu Hause aus arbeiten erkennbar.

Eine große Mehrheit stimmte ebenfalls den Maßnahmen zu öffentliche Verkehrsmittel meiden, Restaurant schließen sowie Schulen und Universitäten schließen.

Eine deutliche Mehrheit der Befragten von 59,4 % plädierte für die Schließung aller Industrien und Geschäfte, die nicht unbedingt lebensnotwendig sind.

Wie bewerten vegan lebende Menschen die Maßnahmen der Bundesregierung und die aktuellen Lockerungen?

  • 2555 Personen (81,2 %) bewerteten die Maßnahmen der Bundesregierung als richtig (1931 Personen = 61,4 %) oder als zu lasch (624 Personen = 19,8 %), wobei bezüglich letzterer 36 Personen (1,1 %) diese als eine unverantwortliche, leichtsinnige Laschheit bewerteten
  • 590 Personen (18,8 %) bewerteten die Maßnahmen der Bundesregierung als zu strikt, wobei aber nur 283 Personen (9 %) diese als einen „unerhörten Angriff auf unsere Freiheit und unsere Menschenrechte“ betrachteten

Wie stehen vegan lebende Personen zu rechtspopulistischen und rechtsradikalen Positionen?

Soll sich die vegane Communtiy von Rechtspopulismus und Rechtsradikalismus distanzieren?

  • 3007 Personen (95,6 %) stimmten zu, dass sich die vegane Community von Rechtspopulismus und Rechtsradikalismus distanzieren müsse
  • lediglich 42 Personen (1,2 %) gaben an, eine positive Haltung zur AfD zu haben, während 145 Personen (4,6 %) eine neutrale und 2958 Personen (94,1 %) eine negative Haltung zur AfB angaben

Welche Zusammenhänge bestehen zwischen Verschwörungstheorien und rechtslastigem Denken?

Als Indikatoren für rechtslastiges Denken wurden herangezogen die Befürwortung der AfD und die Aussage, dass sich die vegane Bewegung nicht von Rechtspopulismus/Rechtsradikalismus distanzieren müsse.

Berechnet wurden die Korrelationen jeder einzelnen Verschwörungstheorie sowie des Gesamt-Verschwörungsmaßes mit AfD-Bejahung und mangelnder Distanzierung von Rechtspopulismus/Rechtsradikalismus.

Die Korrelation ist ein Maß, welches die Richtung und die Stärke eines Zusammenhangs zwischen Merkmalen erfasst.

Der Wert kann zwischen -1 (perfekter negativer Zusammenhang), 0 (kein Zusammenhang) und +1 (perfekter positiver Zusammenhang) schwanken. Für eine Korrelation ist zu prüfen, ob sie statistisch signifikant ist oder womöglich zufällig zustande kam.

Die folgende Tabelle zeigt die Korrelationen zwischen dem Gesamt-Verschwörungsmaß, sowie den jeweiligen einzelnen Verschwörungstheorien mit rechtslastigem Denken.

Alle Korrelationen waren signifikant bei einem Signifikanzniveau von 99 %:

AfD-Befürwortung Keine Rechtsabgrenzung
Verschwörungsmaß (alle aufsummiert) ,44 ,40
Bill Gates .35 .29
Panik, Entrechtung, Kontrolle .38 .33
Diktatur .38 .32
Harmlose Erkältung .36 .31
Medikamente .28 .24
Labor .34 .30
Maske ist Hakenkreuz .32 .25
Impfstoffe .29 .27
Freimaurer/Bilderberger .29 .25
Juden .31 .34
Islam .12 .14
Homosexuelle und Gender .28 .21
Außerirdische .17 .07

 

Erkennbar wird in der Tabelle:

  • es treten ausschließlich positive Korrelationen auf
  • die Stärke der Korrelationen reicht von gering bis moderat. Am höchsten sind die Korrelationen des Gesamtmaßes mit rechtslastigem Denken
  • inhaltlich bedeutet dies, dass Personen, die Verschwörungstheorien vertreten, häufiger rechtslastigem Gedankengut anhängen als Personen, die keine Verschwörungstheorien anhängen

Diese Korrelationen in der Tabelle sollen im folgenden etwas plastischer verständlich gemacht werden:

  • wie oft hängen Personen, die positiv, neutral oder negativ zur AfD eingestellt sind Verschwörungstheorien an?

Es wurde das Gesamtverschwörungs-Maß zugrundegelegt, welches die Summe über die Verschwörungstheorien bildet. Die hier gezeigten Prozentzahlen beziehen sich auf diejenigen Personen, die alle Verschwörungstheorien verneinten:

Verneinung von Verschwörungen (alle aufsummiert)
AfD positiv 10,7 %
AfD neutral 46,0 %
AfD negativ 87,6 %

 

Klar erkennbar ist:

  • je stärker sich Menschen von der AfD entfernen, desto weniger glauben sie an Verschwörungstheorien.
  • umgekehrt glauben entsprechend Personen umso mehr an Verschwörungstheorien, desto größer ihre Nähe zur AfD ist
  • der Zusammenhang ist jedoch keineswegs perfekt. Es gibt ebenso eine geringe Anzahl an AfD-Anhängern, die an keine Verschwörungstheorien glauben, wie es eine eher geringe Anzahl an Gegnern der AfD gibt, die dennoch an Verschwörungstheorien glaubt.

Einflüsse von Alter, Geschlecht und Bildungsstand

Die folgende Tabelle zeigt die Korrelationen von Alter, Geschlecht (männlich, weiblich) und Bildungsstand mit den Verschwörungstheorien und rechtslastigem Denken:

Geschlecht

Alter

Bildung

Gesamt-Verschwörungsmaß

-.02

-.09**

.09**

Panik. Entrechtung, Kontrolle

.01

-.07**

.10**

Harmlose Erkältung

-.03

-0.01

.05**

Medikamente

.01

-.09**

.10**

Impfstoffe

.03

-.06**

.07**

Bill Gates

.03

-.12**

.08**

Juden

-.01

.02

.01

Islam

.00

-.03

.02

Freimaurer/Bilderberger

-.02

-.05**

.05**

Diktatur

.03

-.08**

.06**

Maske ist Hakenkreuz

.04

-.08**

.07**

Außerirdische

.01

-.02

.05**

Labor

.03

-.04*

.07**

Homosexuelle und Gender

-.01

.01

.08**

AfD

.03

.04*

- .01

Keine Distanz. Von rechts

.05 **

.00

.03

* = signifikant auf 95 %-Niveau, ** = signifikant auf 99 %-Niveau

Erkennbar wird:

  • obwohl einige Korrelationen rein statistisch signifikant sind (aufgrund der sehr großen Stichprobe), sind diese allesamt von der Stärke her trivial (<0,1)
  • es werden nur so gering-triviale Zusammenhänge deutlich, dass diese praktisch bedeutungslos sind
  • es bestehen innerhalb der untersuchten veganen Stichprobe minimale Einflüsse dahingehend, dass jüngere Menschen und Menschen mit geringerem Bildungsstand Verschwörungstheorien eher bejahen als ältere Menschen und Menschen mit höheren Bildungsstand. Männer haben in minimalst-trivialster Ausprügung im Durchschnitt eine geringere Distanz zu rechtslastigem Denken
  • die Zusammenhänge zu Alter, Bildung und Geschlecht sind so gering, dass alle oben dargestellten Ergebnisse auch bei Berücksichtigung von Alter, Geschlecht und Bildungsstand bezüglich ihrer Aussagekraft unverändert aufrechterhalten bleiben

Klar wird aufgrund dieser Ergebnisse auch, dass die aufgefundenen Befunde nicht mit dem Überwiegen von Frauen oder Personen mit eher hohem Bildungsstand in der veganen Community erklärt werden können.

Offensichtlich sind es andere Faktoren, die dazu führen, dass Veganer in großer Mehrheit Verschwörungstheorien und rechtslastiges Denken ablehnen.

Dies bedeutet allerdings nicht, dass Alter, Bildung und Geschlecht in der Allgemeinbevölkerung ebenfalls bezüglich Verschwörungs- und rechtslastigem Denken quasi keine Rolle spielen würden.

Vielmehr gelten die hier erhobenen Befunde ausschließlich für vegan lebende Personen:

  • die Befunde implizieren, dass Menschen, die sich für eine vegane Lebensweise entscheiden, unabhängig von Geschlecht, Alter und Bildungsstand ähnliche Grundeinstellungen vertreten
  • während also beispielsweise Männer in der Allgemeinbevölkerung deutlich stärker zu rechtslastigem Denken neigen mögen als Frauen, kennzeichnen sich vegane Männer und Frauen dadurch, dass sie in aller Regel beide nicht zu rechtslastigem Denken neigen. Ähnliches gilt für den Bildungsstand

Resümee

Diese Umfrage zeigt, dass eine überwältigende Mehrheit vegan lebender Menschen Verschwörungstheorien ablehnt und sich gleichzeitig gegen rechtslastiges Denken wendet.

Eine sehr große Mehrheit vegan lebender Menschen lehnt entsprechend ebenfalls explizit die Theorien von Attila Hildman sowie die auch von ihm ausgehenden Demonstrationen gegen die Schutzmaßnahmen gegen Corona ab.

Die große Mehrheit der Mitglieder der veganen Community ist der Ansicht, dass die vegane Community sich von diesen Ansichten distanzieren müsse und mit ihnen nicht gemeinsame Sache machen dürfe.

Eine überwältigende Mehrheit der Mitglieder der veganen Community unterstützt ebenfalls abgefragte Schutzmaßnahmen gegen Corona, wie Abstand halten, Veranstaltungen aussetzen, Großveranstaltungen aussetzen, Gesichtsmasken tragen, nicht verreisen, zu Hause bleiben, Menschenmengen meiden und von zu Hause aus arbeiten.

Ebenso stimmt eine große Mehrheit von jeweils mehr als 70 % Maßnahmen zu, wie öffentliche Verkehrsmittel meiden, Restaurants schließen sowie Schulen und Universitäten schließen.

Sogar der Maßnahme, die gesamte Wirtschaft bis auf die unbedingt lebensnotwendigen Teile zu schließen, stimmt eine Mehrheit von 59,4 % der Befragten zu.

Die Umfrage zeigt außerdem, dass eine große Mehrheit der Befragten vegan lebenden Menschen die Maßnahmen der Bundesregierung zur Bewältigung der Corona-Krise als positiv oder sogar als zu lasch bewertet.

Allerdings gibt es unter den befragten Veganern ebenfalls eine Minderheit von ungefähr jedem fünften der Befragten (18,8 %), die die Maßnahmen als zu strikt bewertet.

Nur eine kleine Minderheit von 9 % stimmt aber der von Verschwörungstheorien postulierten Annahme zu, dass es sich bei den Maßnahmen um einen unverantwortlichen Angriff auf unsere Freiheit und Menschenrechte handele.

Deutlich wird zudem, dass rechtslastiges Denken in der veganen Community keinen Platz findet:

  • 95,6 % der Mitglieder der veganen Community wollen sich von Rechtspopulismus und Rechtsradikalismus distanzieren
  • lediglich 1,2 % der der Mitglieder der veganen Community geben eine positive Bewertung der AfB an

Interessanterweise sind diese letzten Befunde zu rechtslastigem Denken  nahezu identisch mit einer Umfrage von vegan.eu aus dem Jahr 2016, in der sich eine ebenso große Mehrheit gegen rechtsgerichtete Positionen aussprach.

Während rechtsgerichtete Positionen in der Gesellschaft insgesamt seither zugenommen haben, haben Veganer diesen Trend nicht mitgemacht und lehnen weiterhin rechtsgerichtetes Denken mit geradezu überwältigender Mehrheit ab.

Gleichzeitig wird aus der Umfrage ein Zusammenhang zwischen Verschwörungstheorien und rechtslastigem Denken dahingehend erkennbar, dass die Zustimmung zur AfD und Verweigerung einer Distanzierung von rechtslastigem Denken statistisch signifikant ansteigen, je stärker die einzelnen Verschwörungstheorien bejaht werden.

  • Verschwörungstheorien, Rechtspopulismus und Rechtsradikalismus weisen insofern jedenfalls in Teilen eine gemeinsame Basis auf

Dies ist nicht verwunderlich, da sich beide, Verschwörungstheorien und rechtslastiges Denken, durch einen Mangel an rational-empirisch fundierter Gesellschaftskritik kennzeichnen und stattdessen zur Ausblendung missliebiger Sachverhalte, zu reinen Behauptungen und zu Vorurteilen neigen, die sich gegen einzelne Menschen und Menschengruppen richten.

Entsprechend ist auch die typischerweise starke Ablehnung von Verschwörungstheorien und rechtslastigem Denken durch vegan lebende Menschen nicht überraschend, weil Verschwörungstheorien und rechtslastiges Denken mit der ethischen Fundierung des Veganismus nicht vereinbar sind, die Leid jeder Art mindern und Vorurteile jeder Art überwinden möchte, einschließlich des Speziesismus.

Festzuhalten bleibt allerdings, dass es - je nach Frage - ein verschwörungstheoretisches Potenzial unter den befragten Veganern von ca. 10 – 15 % zu geben scheint und auch rechtslastiges Denken bei mindestens 1,2 % der Befragten (Zustimmung zur AfD) vorliegt.

Zudem ist bereits die neutrale Einstellung zur AfD von 4, 6 % als kritisch zu bewerten, weil hier offenbar das destruktive und dem Veganismus entgegengesetzte Potential der AfD von einigen vegan lebenden Menschen nicht ausreichend erkannt wird.

Interessanterweise neigen nicht nur 91,5 % derjenigen, die die AfD unterstützen, zu Verschwörungstheorien, sondern ebenfalls fast die Hälfte (45,5 %) derjenigen, die lediglich eine neutrale Einstellung zur AfD benannten. Werden diejenigen betrachtet, die die AfD ablehnen, reduziert sich die Zustimmung zu Verschwörungstheorien auf 12,4 %.

Der oben zitierte Artikel der WELT macht deutlich, wie sehr verschwörungstheoretisch orientierte Aktionen einzelner Beteiligter (in diesem Fall Attila Hildman) die Außenwahrnehmung der gesamten veganen Community beschädigen können.

In der Außenwahrnehmung wird hieraus eine Nähe des Veganismus zu Verschwörungstheorie und Rechtslastigkeit. Die Ergebnisse dieser Umfrage zeigen, dass diese Wahrnehmung falsch ist.

Tatsächlich sind Verschwörungstheorien unter Nicht-Veganern weitaus verbreiteter, wie beispielsweise eine repräsentative Untersuchung der Sozialpsychologen Julia Becker von der Universität Osnabrück zeigt.

Diese führt im Interview mit dem NDR aus:

  • „Derzeit stimmt fast ein Drittel der Bevölkerung Indikatoren von Verschwörungstheorien zu. So glauben etwa 32 Prozent der von uns Befragten, dass Regierungsbehörden alle Bürger "genau überwachen". 32 Prozent glauben, dass Ereignisse, die auf den ersten Blick nichts miteinander zu tun haben, das Ergebnis geheimer Aktivitäten sind. Die meisten Menschen glauben, dass das Virus von Fledermäusen stammt, aber 38 Prozent vermuten ein Labor dahinter.“

Veganer weisen demnach nicht nur keine besondere Nähe, sondern im Gegenteil eine besondere Ferne zu Verschwörungstheorien auf.

Übrigens hatte sich die vegane Community bereits lange von Attila Hildman distanziert und diesen immer wieder kritisiert, während er von den Medien viel Aufmerksamkeit bekam und recht lange hochgejubelt wurde.

Dass nun die Ideen und Aktionen von Attila Hildman teilweise in den Medien und in der Öffentlichkeit als Ausdruck des Veganismus gesehen werden, ist objektiv falsch.

Für die vegane Community folgt aus dieser Sachlage, dass es wichtig ist, wachsam zu sein und der Gleichsetzung von Veganismus mit Verschwörungstheorie und Rechtslastigkeit  zu widersprechen.

 

Hinweis Korrektur am 31.05.2020: Der Prozentsatz der AfD-Gegner, die Verschwörungen zustimmen, war in der Zusammenfassung falsch dargestellt. Verschwörungen ablehnen tun 87,6 % der Befragten, wie korrekt in den Ergebnissen in der Tabelle dargestellt war. Zustimmen tun entsprechend rechnerisch 12,4 %. Den vorher falschen Wert in der Zusammenfassung habe ich geändert. Korrektur am 20.10.2020: In der obigen Kurzzusammenfassung der Befunde stand der Zahldreher 87,4 % statt 84,7 % als Anteil derjenigen, die mindestens eine Verschöwrungstheorie bejahten. Dieser Fehler wurde korrigiert.

Newsletter-Anmeldung

Bleibe auf dem Laufenden. Mit diesem Service senden wir Dir regelmäßig vegane Neuigkeiten zu. Trage hier Deine Email-Adresse ein!

 

Loading

Kommentare sind deaktiviert

Newsletter-Anmeldung

Bleibe auf dem Laufenden. Mit diesem Service senden wir Dir regelmäßig vegane Neuigkeiten zu. Trage hier Deine Email-Adresse ein!

 

Loading