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Flexitarier essen auch Fleisch aus der Massentierhaltung

Flexitarier essen auch Fleisch aus der Massentierhaltung

Die Idee des Flexitarismus oder des bewussten Fleischkonsums (auch bewusster Omnivorismus genannt) begründet sich in der Erkenntnis, dass die Massentierhaltung aufgrund tierrechtlicher, ökologischer und sozialer Erwägungen ethisch unverantwortlich ist. Flexitarier oder bewusste Omnivoren verzichten aber nicht - im Gegensatz zu sich vegetarisch oder vegan ernährenden Person - komplett auf Fleisch, sondern halten den Konsum von Fleisch aus ökologischer Tierhaltung und abseits der Massentierhaltung für ethisch verantwortbar (siehe für kritische Diskussionen zu dieser Thematik auf vegan.eu hier).

Flexitarier streben also eine moralisch legitime Ernährungsweise an, ohne aber den Schritt zum Vegetarismus oder zum Veganismus gehen zu wollen. Ein aktuelle Untersuchung, die im Fachjournal Appetite veröffentlicht wurde, vergleicht Flexitarier mit einer gemischten Gruppe aus vegetarisch/vegan lebenden Personen im Hinblick auf die Anzahl selbst berichteter Verstöße gegen die eigene Ernährungsweise. Als Verstoß galt dabei für einen Flexitarier der Konsum von Fleisch aus der Massentierhaltung, für vegetarische Personen der Konsum von Fleisch und für vegan lebende Personen der Konsum von Fleisch, Milch oder Eiern. Es wurden viele weitere Variablen erhoben, unter ihnen die Stärke der Überzeugung, dass die eigene Ernährungsweise absolut eingehalten werden sollte und die erlebte Schwierigkeit, der eigenen Ernährungsweise zu folgen, aber auch das Ausmaß von Schuldgefühlen bei Verstößen.

Die Ergebnisse zeigen, dass Flexitarier häufiger gegen die flexitarische Ernährungsweise verstoßen, also Fleisch aus der Massentierhaltung konsumieren, als vegetarisch oder vegan lebende Personen, die deutlich seltener Fleisch (Vegetarier) bzw. Tierprodukte (Veganer) konsumieren. Zudem sind Flexitarier weniger von der absoluten Notwendigkeit der Einhaltung ihrer Ernährungsweise überzeugt und bewerten gleichzeitig die Einhaltung der eigenen Ernährungsweise als schwieriger als Vegetarier oder Veganer dies tun. Flexitarier reagieren zudem mit geringeren Schuldgefühlen bei Verstößen gegen die flexitarische Ernährung als Vegetarier oder Veganer bei Verstößen gegen die vegetarische oder vegane Ernährung.

Die Studienergebnisse machen deutlich, dass der oftmals als Alternative zu Fleischverzicht und veganer Lebensweise postulierte Flexitarismus in Gefahr läuft, als Maskierung für eine Fortsetzung der vorherigen Lebensweise, einschließlich des Konsums von Fleisch aus der Massentierhaltung, zu dienen. Denn Flexitarier halten sich oftmals nicht an die von ihnen selbst vertretene Ernährungsweise, reagieren seltener mit Schuldgefühlen, wenn sie sich im Widerspruch zu ihr verhalten, und halten sowieso eine Einhaltung der flexitarischen Ernährung auch nicht für unbedingt notwendig.

Diese aktuellen psychologischen Studienergebnisse stimmen überein mit der Sachlage, dass allein für die Bundesrepublik Deutschland mehr als 40 Millionen Flexitarier behauptet werden, ohne dass sich substantielle Veränderungen im Sinne einer Abnahme der Massentierhaltung, einer Reduktion von Tierleid und einer wirklich bedeutsamen Abnahme des Fleischkonsums ergeben hätten. Offenbar genügt es vielen Menschen, sich als Flexitarier zu bezeichnen. Die Selbstzuschreibung „Flexitarier“ mag so von der Notwendigkeit tatsächlicher Verhaltensänderungen befreien.

Auch wenn jeder Schritt in die richtige Richtung zu begrüßen, zu fördern und zu verstärken ist, ist der Flexitarismus aus veganer Sichtweise nicht nur in sich unzureichend, sondern ist zudem mit dem Risiko verbunden, mehr ein inhaltsleeres verbales Label als eine echte Verhaltensänderung darzustellen. Dass Veganer die vegane Lebensweise als einfacher erleben als Flexitarier den praktizierten Flexitarismus, mag weitere Zweifel am Engagement der Flexitarier begründen, gibt andererseits auch Anlass zur Hoffnung. Denn die konsequente Antwort auf die Nutztierhaltung und das mit ihr verbundene Tierleid und die durch sie bedingte Umweltzerstörung lautet vegan. Vegan wird aber von denjenigen, die diese Erfahrung machen, eben keineswegs als so schwierig erlebt, wie es viele Fleischesser irrtümlich unterstellen.

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