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Hetzt dies Bild gegen Tomatenesser?

Hetzt dies Bild gegen Tomatenesser?

In einem vorherigen Artikel haben wir ein Bild veröffentlicht, auf dem ein Mann zu sehen ist, der ein blutiges Stück Fleisch isst. Das Blut befleckt sein T-Shirt. Das Bild diente lediglich zur Veranschaulichung dessen, was Fleisch ist. Es war eingebettet in einen Artikel, der auf der Grundlage einer psychologischen Studie schildert, wie Fleischesser den Konsum von Fleisch rechtfertigen. Demnach legitimieren Fleischesser ihren Fleischkonsum, indem sie diesen als „normal“, „natürlich“, „notwendig“ und „schmackhaft/angenehm“ (English: nice) bewerten.

Auf Facebook erhielten wir herbe Kritik:

„Ihr bewegt euch auf (schlechtem) Bild-Niveau, jedenfalls bei diesem Thema“

„Was ich nicht verstehe ist, warum hetzt ihr so gegen Fleischesser? Anstatt etwas produktives zu tun, Discounterfleisch anprangern etc. pp wird nur polarisiert. Bringt euch kein Stück nach vorne“

„kann mich dem nur anschliessen. vegetarier oder vegan ist eine einstellungssache und freie entscheidung des einzelnen. dieses ganze " gehetze " ist unterstes niveau. vegetarier und vegan bedeutet nicht zwangsläufig besserer mensch !!! und was jahrtausende gelebt wurde, kann nicht in ein paar jahrzehnten geändert werden - schritt für schritt ! leben und leben lassen !“

„Das Foto ist letztklassig! Schade! Wie schon bei einem vorigen Artikel angemerkt! Ich bin sicher die wenigsten Veganer sind als solche geboren - die meisten von uns haben jahrelang (ich persönlich jahrzehntelang) Fleisch gegessen! Umdenken funktioniert nicht mit solchen Bildern! Das macht dieses wichtige Thema eher lächerlich, regt auf, wird als nicht ernsthaft wahrgenommen! ... eher als extremistisch! Bitte gut recherchierte Berichte und aussagekräftige Fotos einstellen! Das wäre der Sache sicher dienlicher!“

„Ich weiss wie Fleisch aussieht. Aber der blutverschmierte mensch daneben ist mehr als geschmacklos. Wir lassen euch essen was ihr wollt und ihr uns und dann passt alles.“

Worin besteht die "Hetze"?

Der kritisierte Artikel schildert lediglich die Befunde einer psychologischen Untersuchung und empfiehlt, bei der Verbreitung der veganen Lebensweise darauf zurückzugreifen. Das Einzige, was die Kommentatoren wirklich aufzuregen scheint, ist das Bild.

Wieso sollte die Veröffentlichung eines Bildes von einem Mann, der rohes, blutiges Fleisch isst, welches sich auch auf seinem T-Shirt abzeichnet, Hetze sein? Zumal das Bild nicht gestellt ist, sondern von einem Fleischesser stammt, der eben dieses Bild als positiv bewertet!

Wird die Empörung über diesen Artikel nun ähnlich hoch sein, wo wir doch ein Bild des spanischen Tomatenfestes veröffentlichen? Verbreiten wir damit Hetze gegen Tomatenesser? Wobei man dies Fest allerdings – dies sei angemerkt - in der Tat als Ressourcenvergeudung kritisieren mag. Dennoch wird uns wohl niemand wegen dieses Bildes Hetze vorwerfen.

Was ist aber der Unterschied zwischen beiden Bildern?

Beide Bilder zeigen ein Lebensmittel – Fleisch oder Tomaten. Beide Bilder zeigen Menschen, die von den aus den Lebensmitteln austretenden Flüssigkeiten bekleckert sind. Im Fall des fleischessenden Mannes ist dies das Blut des Tieres, im Fall der Besucher des Tomatenfestes der Saft der Tomaten.

Der Unterschied liegt nicht in der Art der Arrangements in den Bildern an sich, sondern er liegt in der Bewertung der gezeigten Lebensmittel. Diejenigen, die das Fleischbild als Hetze kritisieren, machen tatsächlich selbst einen moralisch-ästhetischen Unterschied zwischen Blut und Tomatensaft.

Fleisch wird typischerweise ohne das Tier gezeigt, welches für das Fleisch sterben musste, und auch ohne das Blut, welches aus dem Tier herausläuft, wenn es getötet wird. Man konsumiert Fleisch meistens so, dass es keine oder kaum noch Ähnlichkeit mit seinem Ursprung hat.

Erinnerung an eine ungewollte Wirklichkeit

Die Kritiker unseres Artikels und spezifisch des Bildes reagieren so aufgebracht, weil das Bild tatsächlich etwas zeigt, über was wir als Menschen aufgebracht sein können. Es zeigt die blutige und brutale Wirklichkeit, die sich hinter dem verbirgt, was Menschen gerne als Fleisch konsumieren.

Das Bild macht deutlich, dass Fleisch eben nicht auf Bäumen wächst, dass seine Gewinnung mit Blutvergießen einhergeht, dass wir kein Fleisch essen können, ohne Gewalt gegen leidensfähige Tiere auszuüben. Es löst sicherlich bei vielen auch Gefühle von Ekel gegenüber Blut und Körpersekreten aus. Wir ekeln uns eher vor Blut als vor Traubensaft, auch dies vermutlich deshalb, weil Bluten stärker mit Gewalt und Tod verbunden ist.

Unsere Hetze besteht also darin, dass wir das zeigen, was die meisten lieber vergessen wollen, wenn sie das Fleisch essen, welches einstmals zum Körper eines Tieres gehörte. Die Kritik der Kritiker richtet sich so gegen den Überbringer der Nachricht, verpasst es aber, die Nachricht an sich zu würdigen.

Die tatsächliche Nachricht, die den Kritikern durch ihre eigene Reaktion auf das Bild vermittelt wird, ist, dass Fleischkonsum nicht in Ordnung ist. Sie erleben das Bild als Hetze, weil das Bild ihr Verhalten (Fleischesser) mit dem verbindet, was es ist, nämlich mit Tod und Gewalt.

Oft neigen wir Menschen dazu, an unseren Verhaltensmuster festhalten zu wollen. Entsprechend wenden sich die Kritiker nicht gegen das eigentliche Problem, sondern greifen die Überbringer der Nachricht an und werfen diesen Hetze vor. Mit Hetze braucht man sich aber nicht auseinanderzusetzen. Man kann beim eigenen Verhalten bleiben, weil der andere ja hetzt.

Anlass zur Hoffnung

Tief im Inneren wissen wir wohl die meisten Menschen, dass Blutvergießen, Töten und Fleischessen nicht zu den positiven Eigenschaften gehören, nach denen wir streben sollten. Die Empörung über das Fleisch-Bild beruht auf der Scham über das eigene Verhalten, welches nicht öffentlich gemacht werden soll. Wer solche Bilder als Hetze erlebt, sollte, müsste er nicht lieber den eigenen Fleischkonsum beenden, anstatt die Wirklichkeit zu verleugnen?

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