Warum ernähren Menschen ihre Hunde und Katzen vegan?

Die Möglichkeit einer gesunden veganen Ernährung von Hunden, aber auch von Katzen, ist mittlerweile durch eine Reihe von Studien nachgewiesen worden (siehe auch hier einen vorherigen Artikel auf vegan.eu zur veganen Ernährung von Hunden und Katzen).
Wenn entsprechende, an den spezifischen Ernährungserfordernissen von Hunden und Katzen ausgerichtete vegane Futtermittel verwandt werden, ist die Gesundheit der betreffenden Tiere nicht schlechter oder sogar besser als die Gesundheit von Hunden oder Katzen, die mit Fleisch ernährt werden.
Gegenteilige Schilderungen beruhen ausnahmslos auf nicht fachgerechter Ernährung der Tiere durch Lebensmittel, die an ihren Ernährung-Bedürfnissen nicht ausreichend orientiert sind. Solche Fälle werden dann standardisiert und oft in den Medien verzerrt berichtet. Kürzlich ereignete sich ein solcher Fall auch in England, wo eine Tierärztin über alle medialen Kanälen vor veganer Katzenernährung warnen ließ, obwohl der zugrunde liegende Fall einer fehlernährten Katze sich auf einen Katzenhalter bezog, der seine Katze nicht einmal vegan, sondern vegetarisch ernährte und hierfür kein spezielles Futtermittel verwandte.
Im menschlichen Fall werden ebenfalls oft solche Einzelfälle herausgegriffen, wo Eltern ihre Kinder falsch ernähren, und dann der veganen Ernährung insgesamt angelastet. Einen ähnlichen Diskurs gibt es auch im Fall der veganen Ernährung von Hunden oder Katzen, wo falsche Ernährungsweisen, die nicht auf geeignete Futtermittel zurückgreifen, ungerechtfertigterweise der veganen Ernährung an sich vorgeworfen werden.
Dies geht bis hin zur absurden Position der RSPCA (Royal Society for the Prevention of Cruelty against Animals) in Großbritannien, die unter dem Banner des Kampfes gegen Grausamkeit gegenüber Tieren ernsthaft die vegane Ernährung von Katzen als Tierquälerei bezeichnet. Die Qual der Hühner, Kühe, Schafe, Schweine oder Fische, die sich in den Katzenfutter-Dosen finden, blendet diese sogenannte Tierschutzorganisation demgegenüber aus.
Im Wissenschaftsmagazin PLOS ONE wurde soeben eine Umfrage zur veganen Ernährung von Hunden und Katzen veröffentlicht. An der Umfrage beteiligten sich 3,673 Personen.
Ergebnisse der Umfrage
- Personen, die mit Hunden oder Katzen zusammenleben, sind weitaus häufiger vegetarisch (6,2 %) oder vegan (5,8 %) als die Allgemeinbevölkerung. Nach neueren Untersuchung lebt in westlichen Industrieländern im Regelfall ca. 3 % der Bevölkerung vegetarisch und höchstens 1 % Prozent vegan.
- 1,6 % der Befragten ernährten ihre Hunde oder Katzen vegan. Bis auf die Ausnahme eines einzigen Vegetariers waren alle diese Personen selbst Veganer.
- Gründe für Veganer, ihre Hunde oder Katzen nicht vegan zu ernähren, waren vorwiegend Sorgen um die Nährstoffversorgung. 45 % dieser Veganer, gaben an, an weiteren Informationen zur veganen Ernährung ihrer tierischen Mitbewohner interessiert zu sein.
- 39 % der Befragten insgesamt machten sich um das Wohlergehen der Farmtiere, die zu Hunde oder Katzenfutter verarbeitet werden, Sorgen. Bei den Veganern waren sogar fast 75%. Dies führte allerdings bei der großen Mehrheit nicht dazu, auf entsprechende Fleischnahrung für ihre Hunde oder Katzen zu verzichten.
- Haupthindernis gegen die vegane Ernährung von Hunden und Katzen waren laut der Umfrage Befürchtungen, mit einer entsprechenden veganen Ernährung die Nährstofferfordernisse nicht erfüllen zu können. Fast jeder zweite Veganer äußerte diese Befürchtung. Weitere Hindernisse gegenüber einer veganen Ernährung waren Kosten-Erwägungen, wobei diese aber vorwiegend Fleischesser kaum Veganer betrafen. Auch unter Veganern wurden aber Bedenken formuliert, dass eine vegane Ernährung für Hunde oder Katzen unnatürlich sei. 70 % der Fleischesser waren dieser Meinung, aber auch 38 % Veganer stimmten zu.
- Mehr als 50 % der Fleischesser bezeichneten gar eine vegane Ernährung von Hunden oder Katzen als unmoralisch, bei den Veganern war es noch immer erstaunliche 27 %. Folgen würde hieraus also eine moralische Verpflichtung, andere Tiere zu töten.
Vegane Sicht: Warum vegane Ernährung von Hunden und Katzen?
Veganer ernähren ihre Hunde oder Katzen nicht deshalb vegan, um diesen spezifisch etwas Gutes zu tun. Veganer ernähren ihre Hunde oder Katzen vielmehr deshalb vegan, um anderen Tieren Leid und Tötung zu ersparen. Die vegane Ernährung von Hunden und Katzen hat also nichts mit Vermenschlichung zu tun, sondern ist eine ethische Entscheidung anderer Tiere.
Die auch aus der Befragung deutlich werdenden Ängste und Vorbehalte gegenüber einer veganen Ernährung von Hunden oder Katzen selbst unter Veganern entspringen einer spezialistischen Sichtweise:
Das Leben von Hunden oder Katzen wird höher bewertet als das Leben von Kühen, Schafen oder Fischen. Für die eigenen Hunde oder Katzen sollen andere Tiere sterben.
Das Argument der Natürlichkeit ist dabei bereits in sich absurd. Denn die eigenen Hunde oder Katzen leben kein natürliches Leben, sondern leben in Wohnungen oder Häusern, werden durch Menschen versorgt und transportiert, werden bei Erkrankungen medizinisch behandelt, und suchen sich ihre Nahrung nicht selbst, sondern sie wird Ihnen zur Verfügung gestellt.
In der Natur essen Hunde oder Katzen übrigens keine Kühe oder Schafe und auch keine Fische, die in Unmengen durch Menschen aus den Meeren gezogen werden. Die Ernährung von Hunden oder Katzen mit typischen Fleischprodukten der Tiernahrungsindustrie hat mit der Natur kaum etwas zu tun.
Das Argument der Natürlichkeit wird artifiziell zulasten der Farmtiere vorgebracht, die im Namen dieses Arguments sterben. Warum das unnatürliche Verhalten, eine Katze gegen Tollwut zu impfen, gut sein soll, aber die vegane Ernährung einer Katze schlecht sein soll, weil sie unnatürlich sei, bleibt dabei ungeklärt. Auch Kastration und Sterilisation sind übrigens fraglos unnatürlich, aber dennoch notwendig und werden allgemein praktiziert.
Die Kritiker der veganen Ernährung von Katzen oder Hunden haben also kein Problem mit Unnatürlichkeit, wenn es darum geht, Tiere in Häusern zu erhalten, zu impfen oder zu kastrieren. Die angebliche Unnatürlichkeit der veganen Ernährung von Hunden oder Katzen ist damit ein Scheinargument, ja sogar heuchlerisch.
Selbstverständlich ist aus veganer Sichtweise die Haustierhaltung grundsätzlich kritisch zu beleuchten. Haustierhaltung ist letztlich die Instrumentalisierung von Tieren für den eigenen Vorteil, zum Beispiel Unterhaltung oder Gesellschaft. Hunde oder Katzen leben nicht natürlicherweise in unseren Städten, sondern wurden und werden durch den Menschen gezüchtet, um Menschen als Haustiere zur Verfügung zu stehen. Hierfür sind nicht die Hunde oder Katzen, sondern die Menschen verantwortlich.
Veganer plädieren für ein allgemeines Lebensrecht von Tieren und wollen Leid, soweit es irgend möglich ist, auf dieser Welt minimieren. Sie können daher das Vorhandensein der Hunde und Katzen nicht übersehen, sondern müssen sich auch diesen annehmen. Sie wollen diese Hunde oder Katzen aber nicht für ihren Spaß nutzen, sondern ihnen lebenswerten Lebensraum bieten.
Veganer, die ihre Hunde oder Katzen vegan ernähren, verweigern sich der Logik, hierfür andere Tiere töten zu lassen. Denn das Leid des getöteten Tieres ist fraglos bei weitem größer als das hypothetische Leid eines Hundes oder einer Katze, die mit einem angemessenen, veganen Futter ernährt wird. Die Kuh muss sterben, der Hund oder die Katze, die vegan ernährt wird, kann leben.
Es ist interessant, dass die Ergebnisse der Umfrage zeigen, dass ein großer Anteil der Veganer ihre Hunde oder Katzen nicht vegan ernährt aus Sorgen um die Gesundheit ihrer Tiere. Vegan schützt also nicht immer davor, in speciezistische Denkweisen zurückzufallen und ein Leben für das andere opfern zu wollen. Wird aber ein anti-speciezistischer Standpunkt eingenommen, ist die Schlussfolgerung klar und eindeutig:
Die Kuh hat das gleiche Recht auf Leben wie der Hund, sie darf ihm daher nicht als Futter vorgesetzt werden.
Glücklicherweise gibt es mittlerweile immer mehr vegane Futtermittel für Hunde oder Katzen, die zunehmend weltweit zur Verfügung stehen. Diese Erfahrung machen wir hier auch ganz persönlich in Kambodscha. Während wir anfangs noch veganes Futter für die ca. 15 Straßenhunde, die in unserer Straße wohnen, aus Thailand einführen mussten, wird es mittlerweile auch hier in Kambodscha in lokalen Geschäften angeboten.
Wachsende Verfügbarkeit von veganen Tierfuttermitteln läuft parallel mit der wachsenden Verfügbarkeit von veganen Produkten für die menschliche Ernährung. Veganer, die runde oder Katzen vegan ernähren, steigen nicht nur aus der Tötungskultur aus, sondern tragen gleichzeitig zu einem verstärkten Anreiz für die Hersteller und Verkäufer bei, veganes Tierfutter überall anzubieten.
Nach der Umfrage ernähren bisher weniger als ein Drittel der Veganer ihre Hunde oder Katzen vegan, viele derjenigen, die es nicht tun, sind aber an weiteren Informationen interessiert. Es gibt also noch viel Aufklärungs- und Handlungsbedarf.
Ich Sonja, lebe seit August 2010 vegan. Meine Katze Herzi ernähre ich seit Dezember 2017 zu 100% vegan. Herzi liebt ihr veganes Futter Amicat. Ich mische ihr Spirulina Tabletten unter ihr Futter. Es bekommt ihr sehr gut, sie ist durch und durch gesund, wir brauchen keinen Tierarzt, sie hat glänzendes Fell und einen guten Geruch. Und ich bin einfach nur glücklich, dass es so gut funktioniert. Danke dem Hersteller von Amicat 🙂 Vegane Videos zu mir und meiner Katze, könnt ihr in meinem YouTube Kanal anschauen “Sonjas Herzreisen vegan und roh”. Liebe Grüße Sonja
Wie ist es zu schaffen, Katzen oder Hunde , die vorher omnivor leben dahin zu bringen, veganes Futter zu nehmen? Ich stelle mir das sehr schwierig vor, wenn z.B. ein Tier dann tagelang das Essen verweigert.
Ich selbst habe bisher nur Erfahrungen mit Hunden und habe noch niemals tagelange Essensverweigerung erlebt. Was ich erlebt habe, ist lediglich, dass manchmal ein veganes Futter dem anderen veganen Futter vorgezogen wurde. Alle Hunde hier, die wir vegan ernähren, erfreuen sich bester Gesundheit. Ich selbst habe tatsächlich mit Katzen keine Erfahrung. Aus dem, was ich aus Studien gelesen habe, ergibt sich, dass bei korrekter Futterzusammensetzung auch hier die vegane Ernährung möglich ist. Was diejenigen berichten, die eine früher mit Fleishc ernährte Katze vegan ernähren, ist, dass es bei Untermischung über einen Zeitraum von einigen Tagen in der Regel kein Problem ist. Aber Katzen sind sicherlich schwieriger als Hunde, wo ich keinerlei Problem sehe. Wichtig ist, dass es überhaupt nciht darum geht, Hunden oder Katzen eine bestimmte Diät aufzuzwingen. Es geht darum, dass wir keine anderen Tiere für Hunde oder Katzen töten wollen, aber trotzdem uns auch um Hunde und Katzen kümmern müssen, deren Zucht nicht von Veganern, sondern von Omnivorten betrieben wird. Es geht also darum, das Beste zu erreichen für alle Tiere, ohne ein Leben gegen das andere Leben auszuspielen.
Hallo Herr Gebauer,
danke für die Info, ich bin da halt absoluter Laie drin. Wir (als ich noch zu Hause bei den Eltern wohnte) hatten zwar in den 70er Jahren ein Hund( den mein Bruder aus dem Urlaub mitbrachte), da gab es aber noch keinerlei veganes Futter, zumindest war uns damals nichts bekannt.
Und jetzt haben wir keinen Hund oder Katze etc im Haus, aber beobachten gerne die Vögel, die bei uns im Hof nisten. 🙂
“Die Kuh hat das gleiche Recht auf Leben wie der Hund, sie darf ihm daher nicht als Futter vorgesetzt werden”.Die Maus und der Vogel haben das gleiche Lebensrecht wie die Katze,sie darf sie also nicht fressen. Aber: die Katze braucht Taurin und das Wasser aus dem Fleisch,ebenso der Hund. Erhitztes Trockenfutter(auch vegan) ist ohne Vitalstoffe und entzieht dem Körper Wasser (Nierenprobleme). Ich esse seit 45 Jahren kein Fleisch,überwinde mich aber, meinem Hund Frischfleisch zu füttern, neben Gemüse und frischem Obst.
Weder Katzen noch Hunde brauchen das “Wasser aus dem Fleisch”, sie brauchen Wasser. Es gibt veganes Trocken- und Frischfutter. Da gibt es keinen Unterschied zur Diskussion bezüglich der fleischbasierten Ernährung, manche Tiere trinken nicht genug und für diese ist reines Trockenfutter nicht geeignet. Verlinkt sind ja Studien, die zeigen, dass die Gesundheit eben nicht gefährdet wird. Bei Hunden ist das nicht das geringste Problem, sie scheinen davon gesundheitlich zu profitieren. Katzen brauchen in der Tat u.a. Taurin und deshalb muss das natürlich in der Katzennahrung enthalten sein. Vor allem aber verstehe ich folgende Logik nicht: Sind Sie also der Meinung, wir sollen Tiere, wie Kühe, töten für unsere Hunde und Katzen? Mit welchem Recht? Sie würden sicherlich Ihr eigenes Fleisch nicht verfüttern wollen, denn Sie wollen leben und keine Schmerzen haben, richtig? Denken Sie, dies ist bei der Kuh anders? Die Kuh ist für immer aus dem Leben herausgenommen, wenn wir ihr Fleisch Hunden oder Katzen füttern. Die Hunde und Katzen können demgegenüber auch dann weiterleben – und zwar genau so lange wie ihre fleischessenden Artgenoosen – wenn wir sie mit veganem Spezialfutter ernähren. Selbst wenn es also für einen Hund oder eine Katze ein Verzicht wäre, ist es dennoch bei weitem das kleinere Übel, als anderes Leben zu zerstören.
Auch ganzheitlich denkende Tierärzte sagen,dass man einem Carnivoren,wie es Katze und Hund,Wolf,Löwe etc. nun einmal sind, nicht aufzwingen darf,sich gegen seine Natur vegan zu ernähren.
Diese freie Wahl kann nur der bewusste Menschen für sich treffen.
Wenn man das als Veganer nicht ertragen kann,sollte man sich lieber keinen Fleischfresser halten.
Es gibt ebenfalls vegane Tierärzte, aber Sie missverstehen auch das Thema: Niemand sollte Tiere halten! Tiere sind nicht zum Halten oder Nutzen da, auch nicht zu unserer Freude. Veganer kümmern sich um Hunde und Katzen nur deshalb, weil auch diese ein Recht auf Leben haben und sie durch Menschen gezüchtet wurden und Zuwendung brauchen. Es soll ihnen also so gut wie möglich gehen, aber natürlich ohne dass wir für sie andere Tiere töten. Das wäre ein Speciesismus, der nicht zu rechtfertigen ist. Die Kuh hat das gleiche Lebensrecht wie die Katze. In Freiheit lebende fleischessende Tiere essen natürlich Fleisch, aber wir als Menschen haben kein Recht, andere Tiere zu töten, um sie zu verfüttern. Trotzdem können wir glücklicherweise – dies zeigt eine nunmehr riesige Anzahl an entsprechenden Hunden und Katzen – Hunde und Katzen aufnehmen und sie versorgen, so dass sie ein gutes Leben führen können. Ich selbst erlebe dies hier in Kambodscha. Wir versorgen mittlerweile 15 Hunde, die vegan ernährt werden (einige schon vier Jahre, andere erst 2 Jahre). Es ist eine Freude zu sehen, mit welcher Vitalität und Zufriedenheit diese Tiere leben, zumal sie vorher in schrecklichem Zustand waren, schwer krank, abgemagert, einen haben wir aus einem Hunderestaurant befreit. Natürlich können wir für diese Hunde keine anderen Tieren töten, das wäre ein Unding. Zur veganen Ernährung dieser Hunde gibt es für uns keine Alternative. Hätten wir den Hund also nach Ihrer Logik (wer kein Fleisch fütter, soll keine Hunde aufnehmen) im Hunderestaurant schlachten lassen sollen, nur weil wir für ihn keine anderen Tiere schlachten lassen wollen und werden?