Wie wirkt sich vegetarisch und vegan auf die Gesundheit aus?

Wie wirkt sich vegetarisch und vegan auf die Gesundheit aus?

Was sind die Auswirkungen einer vegetarischen und einer veganen Ernährung auf die Gesundheit im Vergleich zu einer omnivoren Mischkost mit Fleisch? Dieser Fragestellung widmet sich eine neue Übersichtsarbeit im Journal Critical Reviews in Food Science and Nutrition.

Es handelt sich um eine Meta-Analyse, bei der die Ergebnisse vorliegender Einzelstudien zusammengefasst werden. Einbezogen wurden alle überhaupt vorliegenden Studien, die festgelegte Minimalkriterien für eine ausreichende methodische Qualität erfüllten. Die Übersichtsarbeit gibt damit einen hervorragenden zusammenfassenden Überblick über den Gesamtbefundstand, den man manchmal aus den Augen verlieren kann, wenn man sich nur mit der einen oder anderen Einzelstudie beschäftigt. Positiv ist zudem, dass die Studie explizit zwischen vegetarisch und vegan unterscheidet, während andere Studien oftmals vegetarisch und vegan gemeinsam behandeln. Insgesamt wurden die Studie 108 veröffentlichte Studien einbezogen, die sich auf mehr als 130,000 vegetarisch und 15000 vegan lebende Personen bezogen.

  • In der Auswertung zeigte sich, dass vegetarische Ernährungsweisen im Vergleich zur omnivoren Ernährung assoziiert waren mit geringerem BMI, weniger Gesamtcholesterin, weniger LDL-Cholesterin, weniger HDL-Cholesterin, weniger Triglyceriden und einem geringeren Glukose-Gehalt im Blut.
  • Die gleichen Assoziationen zeigten sich für eine vegane Ernährung, wobei hier allerdings (was positiv zu bewerten ist) keine signifikante Erniedrigung des guten HDL-Cholesterins zu verzeichnen war. Die Triglyceride waren bei vegane Ernährung ebenfalls deskriptiv deutlich reduziert, wobei dieser Effekt aber aufgrund der geringeren Personenanzahl knapp die Signifikanz verfehlte.

Insgesamt zeigte sich ein günstiges Bild sowohl für die vegetarische Ernährung als auch für die vegane Ernährung.

Allerdings ist bei derartigen Querschnitts-Studien, die einfache Assoziationen zu einem gegebenen Zeitpunkt erfassen, die Herausarbeitung von Ursachen immer schwierig und mit erheblichen Unsicherheiten verbunden. Solche Studien können also nicht nachweisen, dass die erkennbar gesundheitsförderlichen Werte für vegetarische und vegane Ernährungsweisen tatsächlich durch die vegetarische oder vegane Ernährung verursacht werden.

Deutlich stärker für einen solchen Kausalschluss sprechen jedoch die 10 in die Übersichtsarbeit einbezogenen prospektiven Studien, bei denen die gesundheitliche Entwicklung der Studienteilnehmer über die Zeit beobachtet und in Beziehung zu ihrer Ernährung gesetzt wurde.

  • Leider liegen hier für die vegane Ernährung deutlich weniger Studienbefunde vor als für die vegetarische Ernährung. Trotzdem lässt sich aber eine signifikante Verminderung des Gesamt-Krebsrisikos bei veganer Ernährung um 15 % belegen, während die ebenfalls signifikante Risikoreduktion bei vegetarischer Ernährung lediglich 8 % betrug. Bei vegetarischer Ernährung zeigte sich außerdem eine Reduktion des Risikos für ischämische Herzerkrankungen um 25 %, während diesbezüglich keine ausreichenden Beobachtungen für vegane Ernährung vorlagen.
  • Die Studie erbringt keinen Beweis für eine geringere Allgemeinsterblichkeit von Personen, die sich vegetarisch oder vegan ernähren, obwohl eigentlich dies zu erwarten gewesen wäre. Bei genauer Durchsicht der Daten wird aber sichtbar, dass dieser Effekt bei veganer Ernährung deskriptiv deutlich erkennbar ist (durchschnittliche Reduktion um 12 %), allerdings womöglich lediglich aufgrund der kleineren Personenanzahl die Signifikanz verfehlte.

Insgesamt gelangt die Übersichtsarbeit zu der Schlussfolgerung, dass vegetarische und vegane Ernährungsweisen offenbar gesundheitlich eher förderlich sind als eine omnivore Mischkost. Für sichere und belastbare Aussagen sind allerdings weitere Untersuchungen erforderlich, insbesondere müssten noch sehr viel mehr Studien die spezifischen Auswirkungen von veganer Ernährung untersuchen. Interessant wären hier dann sicherlich auch weitere Subgruppenanalysen, zum Beispiel ein Vergleich von Veganern, die Vitamin B12 supplementieren, mit Veganern, die dies nicht tun. Vermutlich wären erstere deutlich gesünder als letztere, darauf deutet jedenfalls eine andere Übersichtsarbeit hin, die zu dem Ergebnis kommt, dass ohne eine Supplementierung von Vitamin B wahrscheinlich mögliche positive Auswirkungen der veganen Ernährung auf Herzerkrankungen zunichte gemacht werden können.

Auf jeden Fall ist die Studie, trotz aller vorliegenden Unzulänglichkeiten der Datenbasis, dazu geeignet, in der Bevölkerung teilweise noch bestehende Ängste vor einer veganen Ernährung auszuräumen. Die wissenschaftlichen Befunde weisen nicht auf eine mögliche Gesundheitsgefahr der veganen Ernährung hin, sondern sprechen für gesundheitliche Vorteile. Offen bleibt das Ausmaß der gesundheitlichen Vorteile, wozu weitere Studien erforderlich sein werden.

Die vegane Ernährung wird keineswegs nur oder vorwiegend aufgrund gesundheitlicher Überlegungen propagiert. Hauptargument für die vegane Ernährung ist vielmehr, dass die vegane Ernährung milliardenfaches Tierleid beenden und zudem die Umwelt schützen kann.

Die neue Übersichtsarbeit zu den Auswirkungen der veganen Ernährungsweise belegt, dass gesundheitliche Überlegungen einem Wechsel zur veganen Ernährung auf keinen Fall im Wege stehen. Umso mehr sollte der Wechsel zur veganen Lebensweise beschleunigt werden, um ungezählten Tieren ein leidvolles Leben und einen leidvollen Tod zu ersparen sowie die natürlichen Lebensgrundlagen unseres Planeten zu schonen, mit denen keine andere Ernährungsweise so nachhaltig umgeht wie die vegane Ernährung.

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