Sprechen wir über Tiere wie über Menschen, behandeln wir sie besser

Sprechen wir über Tiere wie über Menschen, behandeln wir sie besser

Die Psychologen Butterfiled- Hill und Lord (2012) haben zwei Untersuchungen durchgeführt, die wegweisend sein mögen, mit welchen Strategien Tierschützer und Tierrechtler einen friedfertigen Umgang mit Tieren in der menschlichen Gesellschaft bewirken können. Entscheidend scheint die Sprache zu sein, die wir verwenden, wenn wir über Tiere reden.

In einem ersten Experiment lasen studentische Teilnehmer jeweils 12 Szenarien, die Hunde oder Menschen betrafen, wobei diese entweder in anthropomorpher (typischerweise für Menschen verwandter) oder in nicht-anthropomorpher Terminologie beschrieben wurden. Beschrieben wurden dabei Situationen, in denen Hilfe ein Mensch oder ein Hilfe brauchte, z.B. Nahrung oder die Rettung aus einem reißenden Fluss. Nach jedem Szenarium wurde die Bereitschaft der Versuchsteilnehmer zur Hilfeleistung erfragt.

Ergebnis war, dass die befragten Studenten eher Menschen als Hunden helfen würden, dass aber die Bereitschaft zur Hilfeleistung für Hunde anstieg, wenn diese mit Verwendung eines auch für Menschen verwandten Vokabulariums beschrieben wurden.

In einem zweiten Experiment wurden die Versuchsteilnehmer noch direkter angeregt, entweder über Hunde in anthropomorpher oder in nicht-antrophomorpher Sprache zu denken. Dies wurde dadurch erreicht, dass ihnen Berichte über Hunde vorgegeben wurden, wobei sie nachfolgend die Hunde entweder auf anthropomorphen Attributen (guter Zuhörer, humorvoll, gesellig) oder auf nicht-antropomorphen Attributen (guter Geruchssinn, hört auf Kommandos, kommt mit anderen Hunden zurecht) einstufen sollten. Im Anschluss wurden die Teilnehmer gefragt, inwiefern sie bereit wären, den jeweiligen obdachlosen Hund bei sich aufzunehmen. Ebenfalls wurden sie gebeten, ihre tierbezogenen Einstellungen anzugeben, unter anderem, ob es richtig sei, Tiere zu essen.

Ergebnis war, dass bei Verwendung der anthropomorphen Einschätzungs-Attribute die Hilfsbereitschaft anstieg und Versuchspersonen gleichzeitig allgemein zugewandte Einstellungen zu Tieren entwickelten, beispielsweise eher angaben, dass es nicht richtig sei, Tiere zu töten und zu essen. Die statistische Auswertung zeigte, dass die Anregung anthropomorphen Denkens über Tiere offenbar die Einstellungen gegenüber Tieren verbesserte und dadurch auch die Bereitschaft zur Hilfestellung anregte.

Die Befunde weisen darauf hin, dass unsere Sprache wesentlich dazu beiträgt, wie wir über Tiere denken, welche Einstellungen wir ihnen gegenüber hegen und wir wir uns schließlich gegenüber ihnen verhalten.

Eine Gesellschaft, die Tiere schon sprachlich als Objekte oder weniger wertvolle Wesen klassifiziert, die z.B. fressen statt essen, oder denen keine Attribute, wie Angst, Traurigkeit, Glück, Liebe oder Schmerzen zugewiesen werden, tendiert dazu, Tieren gegenüber kein prosoziales Handeln zu zeigen. Wenn wir aber beginnen, die Eigenschaften von Tieren mit Worten zu beschreiben, wie wir sie auch für Menschen verwenden, regen wir Einstellungen an, die die Gemeinsamkeiten im Erleben zwischen Mensch und Tier betonen und dadurch die Bereitschaft zu menschlicher Hilfeleistung statt Grausamkeit gegenüber Tieren erhöhen.

Da Menschen selbst Tiere sind und da wir Menschen mit den anderen Tieren eine Vielzahl von Bedürfnissen und Erlebnisweise teilen,ist die Verwendung vergleichbarer Attribute für Menschen und andere Tiere nicht nur ein offenbar effektiver Weg, um Menschen zur Rücksichtnahme auf Tiere zu bewegen, sondern ein ebenso rationaler und auch wissenschaftlich vertretbarer Zugang. Auch die Annahme eines veganen Lebensweise dürfte durch die Verdeutlichung der vielfältigen Gemeinsamkeiten zwischen Mensch und Tier unterstützt werden können.

Quelle:

Butterfield,M.E.,Butterfield,M.E., [&] Hill, S.E. (2012). Mangy mutt or furry friend? Anthropomorphism promotes animal welfare. Journal of experimental social psychology, 48 (4): 957-960

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