Selbsttest: Vorurteile prüfen und überwinden

Wir haben auf vegan.eu bereits begründet, warum Veganer für Flüchtlinge einstehen müssen. Ebenfalls haben wir dargelegt, dass der Veganismus nicht Menschenrechte gegen Tierrechte stellt, sondern sich für das Recht von Tieren und Menschen einsetzt, ohne Ausbeutung zu leben. Eine Umfrage, an der sich mehr als 1000 vegan lebende Personen beteiligten, hat gezeigt, dass die überwältigende Mehrheit der Veganer diesen Standpunkt unterstützt und sich gegen rechte, Menschen ausgrenzende Ideologie wendet. Dies passt zu den Ergebnissen einer wissenschaftlichen Untersuchung, dass mehr Fleischkonsum mit mehr Authoritarismus, Vorurteilen gegenüber Minderheiten und Bejahung sozialer Dominanz assoziiert ist. Diese drei Merkmale gelten sozialpsychologisch als Ausdruck rechtsgerichteter Ideologie. Die vegane Position ist dem entgegengesetzt und ist eine Position der Grenzenüberwindung, Solidarität und Hilfsbereitschaft.
Deshalb möchten wir auch gerne auf vegan.eu auf den von unserem Schwesterjournal Menschenrechte.eu publizierten Selbsttest zur Thematik "Was denkst du über Krieg, Terrorismus und Flüchtlinge? " hinweisen.
Dieser Selbsttest ermöglicht es, Einstellungen zu erkennen und zu korrigieren, die bereits auf Vorurteile gegenüber Flüchtlingen und Muslimen hinweisen. Solche Vorurteile kann es auch bei Veganern geben, wenn dies auch nur sehr selten der Fall ist und eigentlich mit der Grundausrichtung des Veganismus nicht vereinbar ist. Wenn sich solche Vorurteile auf den Umgang mit Tieren berufen, sind sie übrigens dezidiert falsch, denn empirisch ist tatsächlich nicht der Islam, sondern das Christentum mit zunehmendem Fleischkonsum und damit mit mehr Tierleid assoziiert (Konsum von Tieren weltweit: Keinerlei Grund für westliche Überheblichkeitsgefühle).
Bitte weist gerade auch Menschen auf diesen Selbsttest hin, von denen ihr wisst, dass sie Vorurteile haben. Die Daten werden später auf Menschenrechte.eu ausführlich publiziert, aber bereits jetzt ist erkennbar, dass am Ende des Tests bei einer Reihe von Menschen ein Einstellungswandel erkennbar sein wird.
Flüchtlingskind in Ungarn (Bild: Manuel Wetzig)
Liebe Elke Kloos,
wir werden einen eigenen Artikel zu der Thematik schreiben, können aber jetzt schon sagen, dass wir diesen Newsletter bezüglich folgender Sätze für verfehlt, unrichtig, gefährlich (auch aus Tierschutzsicht) halten:
“geben wir uns keiner Illusion hin und schauen dem Kommenden ins grausame Gesicht. Die massive Zuwanderung aus überwiegend islamischen Ländern wird das Tierelend in Europa in eine neue Dimension heben, denn es ist nun einmal Fakt, dass der Islam die Schächtung von Tieren als Schlachtmethode seinen Glaubensanhängern vorschreibt. “
Folgende Irrtümer liegen vor:
1.) Es gebe in muslimischen Ländern mehr Tierleid als anderswo. Das Gegenteil ist der Fall! In muslimischen Ländern wird BEI WEITEM weniger FLeisch gegessen als bei uns. Außerdem gilt: Je höher der Anteil an Muslimen an der Gesamtbevölkerung auch eines nicht-muslimischen Landes, desto weniger Fleisch wird gegessen. Übrigens wird in muslimischen Ländern, unabhängig vom Wohlstand, auch weniger Fisch, weniger Eier und weniger Milch konsumiert als in christlichen Ländern. Die ausführlichen und objektiven Analysen hierzu sind hier dargestellt.
Herstellung und Konsum von Tierprodukten ist der Produzent von Tierleid per se, wobei es weder Haltung, Zucht, Transport noch Schlachtung gibt, die nicht mit Tierleid verbunden wären.
Indem der Newsletter unterstellt, dass es in muslimischen Ländern mehr Tierleid gäbe, verbreitet er nach unserer Überzeugung Vorurteile, die jeder faktischen Grundlage entbehren.
2.) Hauptgrund für das Tierleid der Welt ist offenbar das Schächten. Das könnte man jedenfalls dem Artikel entnehmen, da die gesamte Argumentation bezüglich des angeblich durch Zuwanderung zunehmenden Tierleids sich nur und ausschließlich auf die Schlachtmethode des Schächtens bezieht. Das ist ja eine wunderbare Exkulpation für all diejenigen, die gerne nicht geschächtetes Fleisch essen. Das ist dann ja offensichtlich leidarm!
Sachlage ist, dass die Entwicklung und Forcierung der Massentierhaltung insbesondere von den nicht-muslimischen westlichen Industrieländern ausgeht. Sachlage ist außerdem, dass die Methode der Elektobetäubung mit extremen Leid verbunden sein kann, welches sogar das Leid eines betäubungslosen Schlachtens überschreiten kann. Unter anderem kann es bei Fehlplazierung der Elektroden, aber auch bei korrekter Plazierung der Elektroden, zu einer elektrischen Stimulation unterhalb der Krampfschwelle kommen, die zu einem äußerst schmerzhaften Immobilisationszustand führt. Dies kann selbst bei optimaler Handhabung nicht vermieden werden. Dieser Zustand ist offenbar mit extremen Leid verbunden. Die Tiere sind dann bewegungsunfähig und werden bei vollem Bewusstsein zerschnitten. Die Argumente hierfür sind in diesem Artikel dargestellt. Ebenso mit extremen Leid verbunden ist das Erstickenlassen von Fischen und übrigens auch das lebendige Kochen von Krustentieren. Wir halten es für völlig unangemessen, einseitig auf Leid zu verweisen, welches andere erzeugen, ohne das Leid zu erwähnen, welches man selbst erzeugt. Noch unangemessener ist es, anderen eine größere Leiderzeugung vorzuwerfen, ohne dass man dies hieb- und stichfest belegen kann.
Wir kennen das Argument, die Tiere würden ja betäubt, seit unzähligen Jahren als Rechtfertigung für fortgesetzten Fleischkonsum. Es funktioniert gut, um auf eine tatsächliche Verhaltensänderung zu verzichten, nämlich den Verzicht auf Fleisch. Wir halten jede Schlachtung für inhuman und treten für einen vollständigen Verzicht auf die Tiernutzung ein. WInr sind uns dabei bewusst, in einer Gesellschaft zu leben, die in extremer Weise Tierleid produziert und wir verweigern uns der Selbstgerechtigkeit und Unwahrhaftigkeit, mit dem Finger auf andere zu zeigen, anstatt uns der eigenen Verantwortung zu stellen.