Tierrechtler kritisieren Tierversuchgegner

Tierrechtler kritisieren Tierversuchgegner

Zum Tag es Versuchtieres gibt die Tierrechtlerinitiative Maqi folgende Erklärung heraus:

Der internationale "Welttag des Versuchstieres" wurde erstmals 1979 von der britischen National Antivivisection Society ausgerufen. Allein in Deutschland werden jährlich fast drei Millionen Wirbeltiere für Tierversuche misshandelt und getötet (2,9 Millionen 2010). Tierversuche sind nicht nur wissenschaftlich unsinnig, sondern vor allem ethisch inakzeptabel.

Entsprechendes gilt allerdings auch und, was die Zahl der Opfer und Täter angeht, in weit größerem Maß für andere Formen der Tierausbeutung, insbesondere die übliche Ernährung.

Während zahllose unvegane "Tierversuchsgegner" zurecht, aber heuchlerisch gegen Tierversuche protestieren, werden in Deutschland jährlich in ähnlicher Größenordnung über eine Million Schafe, v.a. Lämmer, für den Verzehr (sowie für die Gewinnung von Wolle und Milch) umgebracht. Dennoch gibt es keine Vereine, die analog zu den "Tierversuchsgegnern" das Wort "Schaffleischgegner" im Namen tragen.

Es werden jährlich mehr Rinder (fast vier Millionen) in Deutschland für Unveganismus getötet als "Versuchstiere" insgesamt, doch kaum ein Tierversuchsgegner trägt dazu bei, das zu verhindern, indem er "Kalbsschnitzel" oder gar Käse vermeidet.

Allein für den Eikonsum (auch von Vegetariern) werden jährlich in Deutschland über dreißig Mal so viele Hühner getötet wie Versuchstiere insgesamt (männliche Küken, da "nutzlos", unmittelbar nach dem Schlüpfen, Hennen nach einem Jahr Legequal, wenn die "Legeleistung" nachlässt); fast tausend Mal so viele wie Vögel (Hühner, Truthühner, Wachteln usw.) in Tierversuchen.

Für jedes Versuchstier kommen mehr als acht Kaninchen auf den Teller (mehr als zweihundertfünfzig für jedes - im Wortsinn - "Versuchskaninchen"), zwanzig Schweine, dreizehn Truthühner, acht Enten - und über zweihundert "Masthühner" (also über sechshundert Millionen im Alter von einem Monat ermordete Hühnerküken).

Die Doppelmoral der Tierschützer, die darin liegt, die einen zu streicheln (etwa "ausgediente" Beagles aus Tierversuchen), die anderen zu essen, zeigt sich überdeutlich in der diesjährigen Veranstaltung der "Ärzte gegen Tierversuche" (nicht "Ärzte gegen Tierausbeutung") zum Tierversuchstag, die als Sprecher u.a. den Ehrenpräsidenten des Tierschutzbunds, Wolfgang Apel, eingeladen haben. Dass dieser Vorstandsvorsitzender der Fleischvermarkterorganisation Neuland ist, stört die Tierversuchsgegner und allgemein Tierschützer offenbar nicht. Während Tierschützer die Abschaffung von Tierversuchen fordern, wollen sie die Haupttierausbeutung beibehalten und lediglich reformieren (wenn auch gelegentlich, so es sich um die "Neuen Tierschützer" handelt, mit dem angeblichen Ziel der Abschaffung - Tierversuchsreformen dagegen fordern auch die "Neuen Tierschützer" nicht).

"All dies macht deutlich", so Achim Stößer von Maqi - für Tierrechte, gegen Speziesismus, "dass es, statt nahezu sämtliche Ressourcen auf Randbereiche der Tierausbeutung zu konzentrieren, sinnvoller ist, zunächst einmal diese Doppelmoral zu beenden, sich bei der eigenen Gabel zu fassen und Schluss zu machen mit der speziesistischen Heuchelei, um dann völlig und glaubwürdig das Problem an der Wurzel anzugehen: sich für Tierrechte im allgemeinen einzusetzen, den Schwerpunkt dabei auf das Hauptproblem zu legen und die Randaspekte nicht im Übermaß, sondern angemessen zu behandeln."

Denn eines ist offensichtlich: während jetzt, trotz der Bemühungen der Tierversuchsgegner, die Zahl der Tierversuche von Jahr zu Jahr steigt, werden in einer veganen Gesellschaft ganz selbstverständlich keine Tiere für Tierversuche gequält und umgebracht, ebenso wenig für "Pelz", Jagd, Nashornhornaphrodisiaka, "Beseitigung" von Straßentieren für Fußballmeisterschaften und was es sonst noch an petitions- und spendenträchtigen exotischen Randthemen geben mag."

Maqi verweist mit dieser aktuellen Stellungnahme auf einen wunden Punkt der Tierschutzbewegung, die sich oftmals bei weitem stärker gegen Tierversuche, Pelzzucht und für bessere Haltungsbedingungen von Haustieren einsetzen, als dass sie für die Abschaffung des unendlichen den Nutztieren zugefügten Leidens kämpfen würden. Eine Abschaffung dieses durch den Menschen bedingten Leids kann es aber letztlich nur in einer veganen Gesellschaft geben, was den nicht selten vegetarisch lebenden oder sogar Fleich konsumierenden Tierschützern noch nicht hinreichend verständlich ist.

Trotz der berechtigten Kritik sollten Tierschützer, die sich anderen Themen als dem der Nutztiere widmen, aber dennoch als Bündnispartner betrachtet werden, die zwar noch inkonsequent handeln, aber grundsätzlich doch die Situation der Tiere wenigstens verbessern wollen und damit immerhin über die Indifferenz deraktuell ganz auf Tierprodukte ausgerichteten Gesellschaft hinausgehen.

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