Zoff um Attila Hildmanns Burger

Zoff um Attila Hildmanns Burger

Man mag über Attila Hildmann denken, was man denken möchte. Dieser Artikel soll dies gar nicht zum Thema machen. Vielmehr geht es um den Geschmack seiner Burger und Gerichte in seinem kleinen veganen Restaurant in Berlin.

Bei einem kurzen Besuch in Deutschland vor ungefähr vier Monaten haben Seksan Ammawat und ich uns einen eigenen Eindruck hiervon machen können. Dabei waren wir uns sofort einig:

Der Burger und auch die Spaghetti waren richtig lecker. Wenn vegane Produkte immer so wären, sie hätten noch mehr Freunde. Der gleichen Ansicht war übrigens ein noch fleischessender Bekannter, der uns an einem zweiten Tag in das Restaurant begleitete.

Ebenfalls war die Einrichtung nett - was natürlich immer subjektiv ist. Wir konnten jedenfalls gut drinnen und draußen sitzen. Von irgendeinem Geruch nach frittiertem Öl bemerkten wir nichts.

Umso überraschter bin ich nun in der Presse zu lesen, dass eine Journalistin angeblich schockiert über das Essen gewesen sei, der Laden nach Fritteuse gerochen, die Brötchen labberig und Gerichte eine Gummikonsistenz aufgewiesen hätten.

Selbst wenn etwas der Journalistin schmeckte, wurde es ohne jeden Faktenbezug durch negative Suggestivfragen abgewertet:

"Zum Nachtisch gibt’s nussiges Softeis. Mit welchen Zutaten das wohl so cremig wird?"

Ja, warum fragte die Journalistin nicht oder recherchierte selbst? Was will sie mit der Frage uns wohl sagen? Subtil bedient sie das Klischee der veganen Chemiekost, was ebenso falsch wie medienwirksam Sarah Wiener vertritt und damit der veganen Sache in der Öffentlichkeit durchaus schweren Schaden zufügt.

Der Eindruck entsteht jedenfalls, dass Veganer machen können, was sie wollen - entweder es ist gummiartig oder es ist gerade verdächtig, weil es cremig ist!

Hier soll nicht die wohl wirklich rabaukenhafte Reaktion von Attila auf diese Kritik gerechtfertigt werden. Schon gar nicht, dass er jetzt gar laut Medienbericht bekannt gab, er werde Burger aus Fleisch essen, wenn Journalisten seine Burger nicht schmeckten. Veganer sollten sich nicht durch den Geschmack von Journalisten zum eigenen Fleischkonsum bringen lassen wollen.

Festzuhalten bleibt aber, dass die mediale Kritik als ein Angriff auf vegan insgesamt zu betrachten ist. Sicherlich gibt es viele Veganer, die keine Burger essen möchten. Tatsächlich essen vegan lebende Menschen Fleischersatz nur sparsam, wie eine frühere Umfrage von uns zeigte.

Ebenso gibt es aber Veganer, die dies anders sehen und regelmäßig Fleischersatz essen.  Vor allem aber gibt es viele Fleischesser, die durch die Verfügbarkeit veganer Fleischersatzprodukte besser für die vegane Ernährung gewonnen werden können.

Insofern ist der Angriff auf den veganen Fleischersatz auch ein Angriff auf die vegane Ernährung, der wir uns als Veganer entgegenstellen sollten, egal, ob wir Fleischersatz mögen oder nicht.

Hinter dem Angriff auf den Fleischersatz verbirgt sich letztlich die Ideologie des Carnismus, der uns einredet, dass es normal und richtig sei, Tierprodukte zu essen, weshalb vegane Produkte abgewertet werden.

Tatsächlich kommen Fleischersatz und Fleisch aus zwei miteinander unvereinbaren Welte. Für Fleischersatz müssen keine Tiere sterben und auch gesundheitlich ist er allemal besser als Fleisch. Fleischkonsum bringt demgegenüber jährlich Abermilliarden Tiere oft leidvoll zu Tode, verwüstet unseren Planeten und ist mit verantwortlich für viele Zivilisationskrankheiten. Hierüber vergaß die Journalistin des Tagesspiegel leider zu schreiben. Das Wichtigste hat sie damit aber verpasst.

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