Metzger Michael Spahn: Ein Veganer, der Fleisch verkauft?

Metzger Michael Spahn: Ein Veganer, der Fleisch verkauft?

In der Presse wird über den veganen Metzger Michael Spahn berichtet. Dieser verkauft in seiner Bio-Metzgerei gleichzeitig Fleisch und vegane Produkte. Der Laden soll nach seinen Angaben brummen, auch wenn manche Veganer ihn nicht beträten, sondern ihre Bestellungen durch die Ladentüre rufen würden.

Selbst ernähre sich Michael Spahn vegan – nach seinen Worten seit bei ihm ein stark überhöhter Cholesterinwert diagnostiziert worden sei. Außerdem habe er seine Metzgerei der Tiere wegen auf bio umgestellt.

Zum ersten April 2014 wird Metzger Michael Spahn nun einen "Vegan-Laden" eröffnen, wobei sich in der Ausschreibung für Servicekräfte als Beschreibung findet:

„Da wir von der Aufteilung her keine zwei Essensausgaben schaffen können und im neuen Laden Sitzgelegenheiten zum Genießen dargeboten werden, muss eine Verkaufskraft auch mal eine nicht vegane Gulaschsuppe oder eine nicht vegane Scheibe Braten in Soße über den Tresen geben können. Es wird aber zu 99% ein Veganladen. Nur das Essen unserer benachbarten Biometzgerei - so tolerant sollte jeder sein - wird dann ebenfalls und nur noch im Veganladen ausgegeben, weil die Anschaffung der Geräte so extrem teuer ist und nicht alles doppelt angeschafft werden kann“.

Was ist von Metzger Spahn und seinem Angebot aus veganer Sichtweise zu halten? Wie sollte sich die vegane Community am besten gegenüber Metzger Spahn und vergleichbaren Angeboten verhalten?

Sicherlich wird es hierzu unterschiedliche Ansichten geben, unsere Meinung möchten wir hier kurz darlegen:

  1. Metzger Spahn mag sich vegan ernähren, vegan leben tut er sicherlich nicht. Denn vegan zu leben, bedeutet, sich konsequent gegen die Ausbeutung und Tötung von Tieren zu Zwecken der menschlichen Ernährung, Schönheit, Kleidung oder Gesundheit zu positionieren. Metzger Spahn verkauft demgegenüber Fleisch, welches immer, auch in Bio-Qualität, ein Tierqualprodukt darstellt (siehe hier). Gewonnen werden kann es nur auf der Basis einer Grundeinstellung, die die komplette Unterwerfung des Lebens der Tiere unter das menschliche Genussstreben legitimiert. Ebenso ist mit der Fleischproduktion notwendigerweise Tierleid verbunden, welches leicht vermeidbar wäre, wenn wir auf den Konsum von Fleisch und anderen Tierprodukten, wie Milch oder Eier, verzichteten. Das Etikett "Bio" dient hier nur zur Beruhigung, ohne an der ethischen Problematik etwas zu veränder. "Bio" ist, was Tierprodukte betrifft, reine Augenwischerei. Indem Metzger Spahn Fleisch verkauft, profitiert er ökonomisch vom Tierleid und trägt zu dessen Aufrechterhaltung bei.
  2. Die Stellenausschreibung macht erneut deutlich, wie weit entfernt Metzger Spahn von einer Übereinstimmung mit den theoretischen und praktischen Grundlagen des Veganismus ist. Ein „Vegan-Laden“, in dem Gulaschsuppe oder Braten aus Fleisch angeboten werden, mag vielerlei sein, aber ein „Vegan-Laden“ ist er nicht. Indem Metzer Spahn es für eine Frage der Toleranz hält, Tierfleisch in einem „veganen Laden“ zu servieren und Servicekräfte sucht, denen dies zumutbar ist, verdeutlicht er, dass er sich mit den tiefer gehenden ethischen Motiven für eine vegane Ernährung noch nicht ausreichend auseinandergesetzt hat. Tatsächlich ist es keine Frage von Toleranz oder Intoleranz,Leidzufügung und Tötung abzulehnen, sondern eine Frage einer moralischen Grundausrichtung, die auch die Perspektive anderer leidensfähiger als des Menschen vollwertig mit berücksichtigt. Wird Leidzufügung und Tötung aber als Unrecht angesehen, wird konsequenterweise davon abgesehen werden, Tierprodukte zu servieren und entsprechend auch von der fehlerhaften Etikette „vegan“ für einen Laden, der in Wirklichkeit ebenso Fleischprodukte verkauft.
  3. Es entsteht der Eindruck, dass es Metzger Spahn vorwiegend darum geht, auf den aktuellen veganen Trend aufzuspringen, von diesem ökonomisch zu profitieren, ohne aber wirklich hinter der veganen Sache zu stehen und ohne entsprechend die Bereitschaft zu entwickeln, auf die durch Tierqualprodukte erzielten Gewinne zu verzichten.
  4. Auch wenn das Verhalten von Metzger Spahn mit der veganen Ethik unvereinbar ist, bleibt aus veganer Sichtweise die Sachlage zu würdigen, dass die vegane Ernährung so bekannter gemacht wird. So erhöht sich die Chance, dass zuvor diesbezüglich nicht reflektierende Konsumenten, die Option einer veganen Ernährung für sich entdecken und sich für sie aufgrund ihrer ethischen und gesundheitlichen Vorteile für eine vegane Lebensweise entscheiden. Insofern ist das vegane Angebot von Metzger Spahn letztlich, trotz aller Bedenken und seiner Unvereinbarkeit mit der veganen Lebensweise, dem Angebot eines reinen Fleisch-Metzgers vorzuziehen.
  5. Mit unserem Konsumverhalten können wir die vegane Sache am besten dadurch fördern, dass wir bei denjenigen einkaufen, die ausschließlich vegane Produkte anbieten und den Veganismus nicht nur aus Trend- und Gewinnstreben, sondern ebenfalls aufgrund ihrer eigenen Überzeugung unterstützen. Dennoch ist es sinnvoll, zusätzlich eine breitere Verfügbarkeit veganer Produkte in nicht veganen Geschäften, Restaurants und Einrichtigungen zu fördern, um so bessere Voraussetzungen für die Ausbreitung der veganen Lebensweise zu schaffen.

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