Vegan ist Liebe

Vegan ist Liebe

Tötung ist der finale Akt der Vernichtung, der unumkehrbar ist. Das Leben, das wir nehmen, können wir niemals zurückgeben.

Tötung mag in besonderen Fällen aus Liebe geschehen. Dass das Thema der Sterbehilfe so umstritten ist, macht deutlich, wie sehr uns die Unumkehrbarkeit der Tötungshandlung bewusst ist.

Außer in diesen besonderen Fällen ist Tötung immer das Gegenteil von Liebe. Wenn wir lieben, wollen wir das Subjekt unserer Liebe erhalten, wir wollen es nicht vernichten. Wir streben sein Wohlbefinden an, wollen Glück und keine Schmerzen sähen.

Vegan ist für mich ein Akt der Liebe gegenüber dem Leben in all seinen Varianten. Veganer möchten liebevoll mit ihrer Mitwelt umgehen. Liebe ist nicht vereinbar mit dem Akt der Tötung, um das Fleisch leidensfähiger Wesen auf den Esssenstischen servieren zu können.

Echte Liebe beschränkt sich nicht, sondern dehnt sich aus. Wer nur seine Kinder liebt, nicht aber die Kinder anderer Leute, bei dem mag zu Recht selbst an der Liebe gegenüber den eigenen Kindern gezweifelt werden. Wer nur Weiße, nicht aber Schwarze liebt, dessen Liebe ist offensichtlich deformiert. Denn ihr fehlt die Ausdehnung, die echte Liebe auszeichnet.

Deformierte Liebe ist gefährlich. Sie kann vor Gewalt nicht nur nicht schützen, sondern wird schnell selbst zu Unmenschlichkeit und Gewalt werden.

Eine Umfrage  zum Umgang mit Flüchtlingen, die ich für Gleichklang durchführte, zeigte dies sehr plastisch:

  • je liebesunfähiger sich die Umfrageteilnehmenden schilderten, desto mehr stimmten sie für Abschottung und Abschiebung

Ein Jahr später bestätigte sich in einer weiteren Umfrage dieser Befund beim Vergleich von AfD-Anhängern mit Wählern von Grünen und der Linken:

  • AfD-Anhänger glaubten weniger an die Liebe und zeigten sich weniger liebesfähig

Diejenigen, die jetzt auf den Straßen mit Pegida und anderen gegen Zufluchtsuchende marschieren, während Verfolgung und vernichtungsartige Kriege immer schlimmer werden, mögen meinen, sie täten dies aus Liebe zu ihrem Land. Doch ihre Liebe ist nur scheinbar. Denn echte Liebe bezieht sich niemals auf ein Land, sondern dehnt sich aus auf die gesamte Welt und das Universum.

Deformierte Liebe nennt sich Liebe, jedoch ist ihre Basis der Hass. Sie macht niemanden glücklich. Anstatt zu befreien, versklavt sie alle, auch diejenigen, die sich in ihrem Netz verfangen. Einer dieser tragischen Fälle spielt sich auch in meinem weiteren Bekanntenkreis ab.

Zurück zur veganen Sache – aber eigentlich ist das Wort zurück völlig falsch. Denn auf die vegane Sache beziehen sich alle meine Zeilen.

Wer den Menschen liebt, aber kalt bleibt gegenüber dem Hund, der Katze, der Kuh oder dem Schwein, liebt nicht. Die Verwendung der Tiere für unsere Ernährung, ihre Zucht, Haltung, ihr Transport, ihre Tötung, die Zerkleinerung und das Essen ihrer Körper sind das Gegenteil von Liebe. Fleischkonsum ist nach einer Reihe von Studien statistisch zuverlässig assoziiert mit nationalistischen, rassistischen, fremdenfeindlichen, frauenfeindlichen und homosexuellenfeindlichen Einstellungen. Es erstaunt mich nicht. Denn das Zufügen von Schmerzen und die Vernichtung von Leben entspringen einer Grundhaltung, die mit echter Liebe ebenso unvereinbar ist wie Nationalismus, Rassismus, Fremdenfeindlichkeit, Frauenfeindlichkeit oder Homosexuellenfeindlichkeit.

Opfer dieser Lieblosigkeit sind Milliarden Tiere und Abermillionen Menschen, die unermessliches Leid erleiden in Schlachthöfen oder Schlachtfeldern, in Folterkellern oder Zucht- und Haltungsanlagen, in Tiertransporten oder Abschiebeflügen.

Vegan ist tatsächliche Liebe, die über Individuen, Länder und Artgrenzen generalisiert und genau deshalb dazu in der Lage ist, dass Leid auf dieser Welt, soweit es menschengemacht ist, nachhaltig zu mindern. Als vegan lebende Menschen ist dies für uns Motivation und Verpflichtung zugleich. Kein Mensch ist perfekt, was nicht zuletzt auch häufiger als wir so meinen immer wieder auftretende temporäre Rückfälle in nicht-vegane Verhaltensweisen deutlich machen.

Wir können dies zum Anlass nehmen, gegenzusteuern, wenn wir uns dabei ertappen, dass wir bei der einen oder anderen Fragestellung auf Strategien der Härte und Ausgrenzung setzen, anstatt der Liebe als Basis des Veganismus zu folgen, die mit Härte und Ausgrenzung unvereinbar ist.

Beispiel ist eine repressive Kriminalitätspolitik:

Die USA sind das Land auf der Erde mit der größten Gefängnispopulation. 2 % der Bevölkerung werden von Maßnahmen strafrechtlicher Sanktionierung betroffen. Strafmaße sind exorbitant hoch, Haftbedingungen entsprechend teilweise entwürdigender Behandlung und Folter, die Todesstrafe wird verhängt. Gleichzeitig ist die USA das Land mit besonders hoher Kriminalität und Gewaltkriminalität. In keinem Land der Erde sind Amokläufe so an der Tagesordnung wie dort. Die Früchte einer Kriminalitätspolitik der Härte und Lieblosigkeit sind also mehr Kriminalität und damit mehr Härte und Lieblosigkeit.

Als Veganer sollten wir uns solche Zusammenhänge vor Augen halten, wenn es darum geht, wie wir eine vegane Gesellschaft erreichen wollen. Freude über getötete Jäger und Metzger werden nicht zum Ziel führen, denn auch sie sind Ausdruck eingeschränkter und damit deformierter Liebe. Erreicht werden kann eine vegane Gesellschaft nur durch die liebevolle Zuwendung zum Leben im Einsatz für Menschen und Tiere – dort, wo das Leid ist und wo wir deshalb gebraucht werden. Voraussetzung ist das unerschütterliche Festhalten an der Hoffnung auf Rehabilitation und Veränderung. Auch bei uns selbst haben wir also noch viel zu tun.

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