Ex-Veganer: Was wir über sie wissen

Ex-Veganer: Was wir über sie wissen

In einer Studie von faunalytics, einer Organisation, die Daten für die Tierrechtsbewegung zur Verfügung stellt, zeigte sich, dass es viel mehr Ex-Veganer als Veganer gab. Demnach würden 70 % der Veganer letztlich nicht vegan bleiben. Dieser Befund ergab sich aus einer Umfrage unter 11,399 Personen im Jahr 2013/2014, wobei 0,5 % der Befragten angaben,  vegan zu leben. Demgegenüber berichteten 1,1 %, sie hätten früher vegan gelebt, seien aber heute nicht mehr vegan.

Aber gibt es wirklich so viele Ex-Veganer? Ist es der Regelfall, dass vegan lebende Personen ihre vegane Lebensweise wieder aufgeben?

Wir haben bei vegan.eu zu diesem Thema gerade eine Umfrage abgeschlossen, deren Ergebnisse ich in diesem Artikel darstelle. Der Artikel versucht, Antworten zu geben, auf wichtige Fragen, wie: Wie viele Ex-Veganer gibt es? Welche Gründe führten Ex-Veganer zu einer Abkehr von der veganen Ernährung? Was kann die vegane Community tun, um eine Aufgabe der veganen Ernährung zu verhindern? Wie können Ex-Veganer zurück gewonnen werden?

Umfrage zu Ex-Veganern

An der Umfrage beteiligten sich 1090 Personen. 928 Personen (85,1 %) gaben an, vegan zu sein und die vegane Lebensweise noch niemals aufgegeben zu haben. 70 Personen (6,4 %) waren demgegenüber nach eigenen Angaben Ex-Veganer. 92 Personen (8,4 %) gaben an, derzeit vegan zu sein, aber früher mindestens einmal die vegane Lebensweise aufgegeben zu haben.

Für die Umfrage haben wir uns sehr bemüht, möglichst viele Ex-Veganer zu rekrutieren. So haben wir alle Teilnehmenden gebeten, ex-vegane Freunde oder Bekannte unbedingt auf die Umfrage aufmerksam zu machen. Auch haben wir die Fragestellung ex-vegan stark in den Vordergrund bei der Bewerbung der Umfrage gestellt. Ebenfalls haben wir uns auf Facebook bemüht, Ex-Veganer zu rekrutieren.

Trotzdem ist es uns aber letztlich nur gelungen, 70 Personen, die angaben, Ex-Veganer zu sein, für die Umfrage zu gewinnen.

Ex-Veganer zu finden, scheint insofern ein durchaus nicht leichtes Unterfangen zu sein. Dies irritiert, wenn wir wirklich davon ausgehen müssten, dass 70 % der vegan lebenden Personen ihre vegane Lebensweise wieder aufgeben.

Problem der Repräsentativität

Allerdings hat unsere Umfrage sicherlich ein Problem mit der Repräsentativität:

Wir werden vorwiegend von vegan lebenden Menschen gelesen und erreichen daher auch vorwiegend Veganer. Womöglich ist dies ein Grund, warum es für uns schwierig war, Ex-Veganer in größerer Zahl für unsere Umfrage zu gewinnen.

Allerdings entspricht die Schwierigkeit, Ex-Veganer zu finden, durchaus auch meiner eigenen Erfahrung als seit 28 Jahren vegan lebende Person:

Fast alle Veganer, die ich in den letzten drei Jahrzehnten kennenlernte, sind vegan geblieben. Ex-Veganer habe ich nur sehr wenige getroffen. Mein fraglos subjektiver Eindruck entspricht also den Ergebnissen unserer Umfrage, wonach Ex-Veganer nicht die Regel, sondern die Ausnahme sind.

Überschätzung des Anteils der Ex-Veganer

Es gibt jedoch ein weiteres Problem, welches vermutlich beide Umfragen haben:

Es ist bekannt, dass viele Menschen recht schnell verbal auf Trends aufspringen und sich beispielsweise als vegan bezeichnen mögen, selbst wenn sie es nicht sind. Wer kennt sie nicht, die Hühnchen essenden Vegetarier? Ich habe von diesen jedenfalls bereits über die Jahre recht viele getroffen. Auch eine angebliche Veganerin, die regelmäßig Joghurt und Käse auf tierischer Basis aß, ist mir noch gut in Erinnerung.

Wenn Menschen befragt werden, ob sie vegan leben, ist also damit zu rechnen, dass viele dies bejahen, die sich in Wirklichkeit nicht vegan ernähren. Aufgrund von Gedächtniseffekten ist zudem zu vermuten, dass dieser Fehler besonders stark auftritt, wenn es um Angaben zur Vergangenheit geht. Er sollte also bei selbst bezeichneten Ex-Veganern stärker auftreten als bei selbst bezeichneten aktuellen Veganern.

Die geringe Rate von 0,5 aktuellen Veganern in der Studie von faunalytics ist durchaus ein Qualitätsmerkmal, weil offenbar falsche Bezeichnungen als Veganer in der Umfrage deutlich reduziert wurden. Erklärung hierfür ist vermutlich, dass nicht nur nach vegan oder ex-vegan gefragt wurde, sondern dass den Personen zur Information eine Liste mit Lebensmitteln vorgelegt wurde, die sie als Veganer nicht essen dürften. Auf dieser Basis haben sich die Befragten dann selbst eingeschätzt. Die Vorlage dieser Liste dürfte die Anzahl der fehlerhaften vegan-Angaben reduziert, aber nicht völlig eliminiert haben.

Bei unserer Umfrage haben wir nach der Selbsteinschätzung gefragt und im Anschluss noch einmal eine Liste mit Lebensmitteln, wie Fleisch, Milch und Eier, vorgelegt. Die Studienteilnehmer gaben hier an, ob sie diese Lebensmittel nicht, eher nicht, eher oder immer während ihrer veganen Phase vermieden.

Es ergab sich ein interessantes Ergebnis:

  • 34 % der angeblichen Ex-Veganer in unserer Umfrage achteten nach eigenen Angaben während ihrer veganen Zeit nicht immer auf den Ausschluss von Fleisch, Milch und Eiern aus ihrer Ernährung.
  • Bei denjenigen, die angaben, aktuell vegan zu leben, aber früher schon einmal die vegane Lebensweise aufgegeben zu haben, lag dieser Prozentsatz bei 21 %.
  • Bei denjenigen, die ihre selbst bezeichnete vegane Lebensweise niemals aufgegeben hatten, ergab sich demgegenüber nur ein Prozentsatz von 13 %.

Fast dreifach häufiger haben also selbst benannte Ex-Veganer in unserer Umfrage in Wirklichkeit niemals vegan gelebt als dies bei selbst bezeichneten aktuellen Veganern, die ihre vegane Lebensweise nach eigener Auskunft niemals aufgegeben hatten, der Fall gewesen ist. Die Rate von 34 % fehlerhaften Angaben bei Ex-Veganern dürfte dabei wegen der nicht kontrollierten Gedächtniseffekte eine Unterschätzung sein. Es ist zu vermuten, dass Menschen fehlerhafte Angaben zu einer veganen Lebensweise häufiger machen, wenn es die Vergangenheit betrifft, als, wenn es die Gegenwart betrifft.

Selbst bezeichnete Ex-Veganer sind also nicht immer tatsächliche echte Ex-Veganer, sondern nicht selten scheinen sie auch in ihrer angeblich veganen Zeit Fleisch, Milch oder Eier gegessen zu haben. Solche Fehlangaben kommen wiederum bei selbst bezeichneten Ex-Veganern häufiger vor als bei selbst bezeichneten aktuellen Veganern.

Der Prozentsatz derjenigen, der die vegane Lebensweise wieder aufgibt, bleibt unbekannt, da dazu repräsentative und methodisch tragfähige Daten fehlen. Auch unsere Umfrage kann diese nicht liefern. Es ergeben sich aber Argumente dafür, dass die Rate der Ex-Veganer vermutlich oft überschätzt wird. Womöglich sind Ex-Veganer viel seltener als viele annehmen.

Ex-Vegan kann Übergang sein

92 aktuell nach eigenen Angaben vegan lebende Personen gaben in unserer Umfrage an, früher die vegane Lebensweise mindestens einmal aufgegeben zu haben. Demgegenüber gaben nur 70 Personen an, jetzt nicht mehr vegan zu leben. Werden nur diejenigen berücksichtigt, die auch tatsächlich auf die vegane Lebensweise achteten (kein Fleisch, Milch, Eier) sanken diese Zahlen auf 46 (aktuelle Ex-Veganer) und 73 (frühere Ex-Veganer).

Auf jeden Fall wird aus diesem Befund deutlich, dass viele Ex-Veganer offenbar später wieder vegan werden.

Für die Annahme, dass die meisten Veganer ihre vegane Lebensweise wieder dauerhaft aufgeben würden, gibt es also keine Belege. Belege gibt es stattdessen dafür, dass Menschen, die die vegane Lebensweise aufgeben, für den Veganismus keineswegs bereits verloren sind. Die Phase der Aufgabe der veganen Lebensweise ist vielmehr oft nur temporär.

Gründe für die Aufgabe der veganen Lebensweise

Wir haben die 46 wahrscheinlichen tatsächlichen Ex-Veganer gebeten, mögliche Gründe für die Aufgabe der veganen Lebensweise dahingehend zu bewerten, ob sie für sie zutrafen oder nicht. Es ergaben sich folgende Ergebnisse:

  • Mit 80 % wurde am häufigsten bejaht, dass vegan in der sozialen Umgebung (Bekannte, Freunde, Familie, Restaurantbesuche) schwierig gewesen sei. Bei 46 % seien Familie und Freunde dezidiert gegen die vegane Lebensweise gewesen.
  • 76 % der befragten Ex-Veganer gaben allgemein an, dass vegan zu kompliziert und schwierig gewesen sei.
  • Mit 78 % wurde zudem sehr oft von den Ex-Veganern angegeben, dass Heißhungerattacken auf nicht vegane Lebensmittel aufgetreten seien. 76,1 % der befragten Ex-Veganer gaben an, sie hätten nicht mehr verzichten wollen.
  • 54 % gaben an, sie hätten nicht mehr entspannt essen und genießen können. 46 % der Ex-Veganer gaben an, etwas vermisst zu haben. 37 % fühlten sich gar durch die vegane Lebensweise gequält.
  • Nährstoffmangel wurde von 46 % der befragten Ex-Veganer und gesundheitliche Probleme von 30 % benannt. 33 % beklagten, dass eine erhoffte Gesundheitsverbesserung nicht eingetreten sei. 30 % vermissten eine fehlende Verbesserung ihrer Figur. 20 % gaben an, dass ihre Fitness gesunken sei. 17 % wollten kein Vitamin B12 supplementieren.
  • 30 % berichteten von Warnungen durch Ärzte, 17 % ließen sich von einer negativen Presseberichterstattung beeinflussen und 9 % gaben als einen Grund für die Aufgabe der veganen Lebensweise die negative Einstellung der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) an.
  • 61 % erklärten, dass sie mit der Aufgabe der veganen Ernährungsweise an sich denken wollten. 54 % der befragten Ex-Veganer erklärten ihre Aufgabe der veganen Lebensweise mit Egoismus.
  • 44 % der Befragten gaben an, dass sie der Meinung seien, es genüge, Bio-Produkte einzukaufen. 37 % vertraten die Meinung, dass weniger Fleisch auch in Ordnung sei. Eine veränderte eigene Einstellung zur Nutztierhaltung wurde aber von nur 15 % der Befragten beschrieben.
  • 39 % fanden die vegane Lebensweise zu teuer.
  • 26 % meinten, dass man mit der eigenen veganen Lebensweise sowieso nichts ändere.

Deutlich wird, dass von den Ex-Veganern die vegane Lebensweise oftmals als schwierig und als Verzicht erlebt und ein Mangel an sozialer Unterstützung beklagt wurde. Ebenfalls, wenn auch deutlich seltener, wurden gesundheitliche Aspekte als Grund für die Aufgabe der veganen Lebensweise angegeben. Weitere Argumente waren, dass der Einkauf von Bio-Produkten oder der Konsum von weniger Fleisch verantwortbare Alternativen seien, auch wenn nur wenige berichteten, ihre Grundeinstellung zur Nutztierhaltung verändert zu haben. Mehr als die Hälfte der befragten Ex-Veganer gaben explizit an, dass die Aufgabe der veganen Lebensweise bei ihnen mit einer egoistischen Motivation zusammenhänge.

Wie erleben Ex-Veganer die Aufgabe der veganen Lebensweise?

Durchaus überraschend war der Befund, dass die große Mehrheit der befragten Ex-Veganer zur veganen Lebensweise zurückkehren wollen:

  • 89 % erklärten, dass sie wieder vegan werden wollen.
  • 83 % gaben an, dass die es noch einmal probieren werden. 63 % gaben an, mit sich wegen der Aufgabe der veganen Lebensweise zu hadern.
  • 61 % meinten, dass die Aufgabe der vegane Lebensweise nicht richtig sei.
  • 57 % berichteten von Schuldgefühlen und 52,2 % gaben an, sich wegen der Aufgabe der veganen Lebensweise zu schämen.

Trotzdem wird aber auch Ambivalenz erkennbar:

  • 63 % der befragten Ex-Veganer gaben an, nun zufriedener zu sein
  • 50 % gaben an, sich befreit zu fühlen.

Es ist offenbar die Aufgabe des Verzichtes, die recht häufig als positiv erlebt wird, auch wenn dies durchaus selbst als egoistisch erkannt wird.

Diese Befunde machen deutlich, dass der Veganismus an Ex-Veganern in der Regel nicht spurlos vorbeigeht. Auch wenn sie teilweise wohl aufgrund der zuvor erlebten Kompliziertheit oder anderer Probleme nunmehr zufriedener sind, will doch eine große Mehrheit letztlich zur veganen Lebensweise zurückkehren.

Warum lebten Ex-Veganer vegan?

Man könnte vermuten, dass Veganer, die die vegane Lebensweise aufgeben, eher aus selbstbezogenen Gründen (z. B. Gesundheit, Figur, Fitness, Trend etc.) vegan lebten als aus tierrechtlichen, ökologischen oder sozialen Gründen. Hierauf weisen auch die Befunde von faunalytics hin. Unsere Umfrage liefert hierfür aber nur sehr begrenzte Anhaltspunkte.

Folgende Gründe benannten die Ex-Veganer als absolut zutreffend für ihre ursprüngliche Entscheidung für ihre vegane Lebensweise:

  • Tierrechte: 85 %
  • Umweltschutz 65 %
  • Gesundheit erhalten: 39
  • Welthunger überwinden: 26 %
  • Schuldgefühle überwinden: 26 %
  • Ekel vor Tierprodukten: 24 %
  • Fitness verbessern: 20 %
  • Gewichtsabnahme: 15 %
  • Gesundheit verbessern: 13 %
  • Religion: 8 %
  • Trend/Coolness: 4 %
  • Geschmack: 2 %
  • Freunde/Partner: 2 %

Die Angaben der Ex-Veganer unterschieden sich statistisch nur wenig von den Angaben der anderen Umfrageteilnehmer. Die einzigen signifikanten Unterschiede zwischen Ex-Veganern und denjenigen, die ihre vegane Lebensweise niemals aufgegeben hatten, bestanden dahingehend, dass Ex-Veganer etwas häufiger Trend und Coolness, religiöse Gründe und Gewichtsabnahme als Gründe für ihre vegane Lebensweise angaben.

Mit Tierrechten und Umweltschutz dominierten aber bei Ex-Veganern und Veganern die ethischen Gründe.

Womöglich haben wir bei vegan.eu eben doch eine besondere Gruppe von Ex-Veganern erreicht, aus unseren Daten gibt es jedenfalls keinen Hinweis für starke Unterschiede in der Motivation von Veganern und Ex-Veganern.

Vegan für Ex-Veganer nur eine kurzfristige Phase?

Haben Ex-Veganer die vegane Lebensweise nur ein paar Tage oder Wochen ausprobiert und sie dann schnell aufgegeben? Bei den hier befragten Ex-Veganern war dies mehrheitlich nicht der Fall. Folgende Dauer wurde für die letzte vegane Phase benannt:

  • ein paar Tage: 2 %
  • ein paar Wochen: 13 %
  • ein paar Monate: 22 %
  • 1- 2 Jahre: 22 %
  • 3- 5 Jahre: 28 %
  • 6 -8 Jahre: 11 %
  • > 8 Jahre: 2 %

63 % der Ex-Veganer lebten demnach mindestens ein Jahr vegan bevor sie ihre vegane Lebensweise (zuletzt) aufgaben.

Trotzdem gab es mit entsprechenden 37 % aber auch einen erheblichen Anteil, der kürzer als ein Jahr vegan lebte, der Anteil von trivial kurzen Zeiten lag bei 15 %.

Es lässt sich demnach nicht sagen, dass die meisten Ex-Veganer es nur kurze Zeit versuchten, vegan zu leben. Mehr als 40 % der befragten Ex-Veganer beendeten die vegane Lebensweise vielmehr nach einem Zeitraum von mehr als 3 Jahren.

Wie ernähren sich Ex-Veganer?

  • 63 % der befragten Ex-veganer gaben an, nunmehr vegetarisch zu leben.
  • 24 % gaben eine omnivore Ernährung an.
  • 9 % berichteten, sich pescetarisch zu ernähren (Fisch, aber kein anderes Fleisch).

In der Regel fangen Ex-Veganer also nicht an, erneut Fleisch zu essen, sondern werden Vegetarier.

Auch dieser Befund macht deutlich, dass die Aufgabe der veganen Lebensweise oftmals kein radikaler Bruch, sondern eher eine partieller Rückschritt ist, der zudem nach den Ergebnissen unserer Umfrage oftmals später wieder korrigiert wird.

Zufriedenheit mit jetziger Ernährung

  • 35 % der befragten Ex-Veganer gaben an, mit ihrer jetzigen nicht veganen Ernährung eher unzufrieden oder unzufrieden zu sein.
  • Nur 2 % der aktuellen Veganer gaben an, mit ihrer veganen Ernährung unzufrieden zu sein.

Aktuelle Veganer sind demnach bei weitem häufiger zufrieden mit ihrer derzeitigen veganen Ernährung als Ex-Veganer mit ihrer derzeitigen nicht veganen Ernährung.

Die Beendigung der veganen Ernährung geht demnach häufig mit einer Unzufriedenheit mit der nunmehr nicht mehr veganen Ernährung einher.

Weitere Faktoren

  • Alter, Geschlecht und Bildungsstand übten in unserer Umfrage keinerlei statistischen Einfluss darauf aus, ob jemand vegan blieb oder die vegane Lebensweise wieder aufgab.

Deutlich unterschieden sich die Veganer und Ex-Veganer aber im Hinblick auf ihr öffentliches Engagement für die vegane Lebensweise:

  • 36 % der Ex-Veganer, aber nur 6 % der aktuellen Veganer gaben an, sich überhaupt nicht für die vegane Lebensweise engagiert zu haben.

Engagement für die vegane Lebensweise mag mehr Verbindlichkeit schaffen und dadurch die Aussichten für die dauerhafte Aufrechterhaltung der veganen Lebensweise verbessern.

Tatsächlich ist es auch aus der Sozialpsychologie bekannt, dass Einstellungen, die öffentlich gezeigt werden, stabiler bleiben als Einstellungen, die verborgen werden.

Das öffentliche Eintreten für die vegane Ernährung kann insofern nicht nur hilfreich sein, um weitere Menschen für die vegane Lebensweise zu gewinnen, sondern kann ebenfalls den öffentlich auftretenden vegan lebenden Menschen helfen, vegan zu bleiben.

  • Übrigens gaben 41 % der Ex-Veganer an, bei ihrer veganen Lebensweise durch ihr soziales Umfeld behindert worden zu sein, während der entsprechende Prozentsatz bei den aktuellen Veganern lediglich 27 % betrug.

Die Verankerung in einem vorwiegend vegankritischen Freundes- und Bekanntenkreis scheint die Aufrechterhaltung der veganen Lebensweise insofern zu erschweren, jedenfalls wenn kein kompensatorischer veganer Freundeskreis zur Verfügung steht.

Schlussfolgerungen

Aus unserer Umfrage lassen sich folgende Schlüsse ziehen:

  • die Anzahl der Ex-Veganer ist unbekannt, wobei die Aufgabe der veganen Lebensweise aber vermutlich doch ein eher seltenes Phänomen ist, auch wenn belastbare Zahlen nicht vorliegen. Jedenfalls war es im Rahmen dieser Umfrage, trotz vielfacher Bemühungen, nicht möglich, eine größere Anzahl an Ex-Veganern zu identifizieren.
  • Hauptursachen für die Aufgabe der veganen Lebensweise sind erlebte mangelnde soziale Unterstützung, Heißhungerattacken auf nicht vegane Lebensmittel und erlebte Kompliziertheit. Deutlich seltener, aber nach wie vor relevant, sind wahrgenommene gesundheitliche Gründe, sowie die Ansicht, dass es verantwortbar sei, wenig Fleisch oder Bio-Produkte zu konsumieren.
  • Die meisten Ex-Veganer kehren nicht zum Fleischkonsum zurück, sondern zur vegetarischen Lebensweise. Nur ein knappes Drittel der befragten Ex-Veganer gab an, wieder Fleisch und/oder Fisch zu essen.
  • Ex-Veganer sind für ihre ursprüngliche Entscheidung für die vegane Lebensweise nach unserer Umfrage ähnlich motiviert gewesen wie aktuelle Veganer. Es dominierte bei beiden die tierrechtliche Motivation, gefolgt von dem Streben, einen Beitrag zum Umweltschutz zu leisten. Gesundheitliche Motive waren deutlich schwächer und bei beiden Gruppen vergleichbar vorhanden. Allerdings weisen andere Befunde auf eine stärkere Rolle von Gesundheitsmotiven bei Ex-Veganern hin. Auf jeden Fall können Ex-Veganer aber nicht einfach über einen Kamm geschoren werden mit der Annahme, dass ihre Motivation für den Beginn der veganen Lebensweise eben egoistisch gewesen sei.
  • Obwohl Ex-Veganer die vegane Lebensweise aufgegeben haben, wollen sie in großer Mehrheit künftig wieder vegan leben und viele gelangen auch tatsächlich zurück zur veganen Lebensweise. Ex-Veganer schildern oft Schuld- und Schamgefühle wegen ihrer nicht veganen Ernährung. Von einer Mehrheit wird die Aufgabe der veganen Lebensweise als Ausdruck eigenen Egoismus gewertet.
  • Es werden aber ebenfalls Ambivalenzen deutlich, indem größere Zufriedenheit und Befreiung durch die Aufgabe der veganen Ernährung beschrieben wird. Die Aufgabe des Verzichts wird insofern teilweise positiv erlebt. Insgesamt sind aber aktuelle Veganer mit ihrer derzeitigen Ernährung bei weitem häufiger zufrieden als Ex-Veganer.

Wie kann die vegane Community mit diesen Befunden und Ex-Veganern umgehen?

Ex-Veganer sind keineswegs für die vegane Lebensweise verloren. Mehr Ex-Veganer kehren zur veganen Lebensweise zurück als ihr dauerhaft den Rücken kehren. Zudem fängt nur ein Drittel der Ex-Veganer an, wieder Fleisch oder Fisch zu essen, während zwei Drittel Vegetarier werden.

Viele Ex-Veganer teilen die tierrechtlichen Überzeugungen von aktuellen Veganern und nur wenige geben diesbezüglich einen echten Meinungswandel an.

Auch wenn Ex-Veganer durchaus positive Auswirkungen des Wechsels beschreiben, will die große Mehrheit doch wieder Veganer werden. Mehrheitlich werden Schuld- und Schamgefühle wegen der eigenen nicht veganen Lebensweise geschildert, die als Ausdruck von Egoismus erlebt wird.

Um Menschen zu helfen, nicht nur vegan zu werden, sondern auch vegan zu bleiben, ist es wichtig, Möglichkeiten für eine einfache Praktizierung der veganen Lebensweise aufzuzeigen und auch ausreichend soziale Unterstützung zu geben. Soziale Unterstützung kann ein wesentlicher Faktor sein, der einen Rückfall zu einer nicht-veganen Lebensweise verhindern kann. Sehr wirksam kann auch die Einbindung in ein öffentliches Engagement für die vegane Lebensweise sein. Die aktuellen Vegan-Demonstrationen erreichen daher nicht nur neue Menschen für den Veganismus, sondern können auch bereits vegan lebende Menschen dabei unterstützen, vegan zu bleiben. Verstärktes öffentliches Engagement für den Veganismus und die Einbindung möglichst vieler Menschen in dieses Engagement sind daher ein vielversprechender Weg.

Ebenfalls kann es für einige Ex-Veganer hilfreich sein, sie bei der Etablierung einer gesunden und alle Nährstoffe abdeckenden veganen Ernährung zu unterstützen. Gesundheitliche Bedenken gegen die vegane Ernährung sind unberechtigt. Umso wichtiger ist es, Menschen aufzuklären und sie bei einer gesunden veganen Ernährung zu unterstützen. Wichtig ist aber auch die Akzeptanz der Sachlage, dass Menschen krank werden können, auch wenn sie vegan leben. Werden zu hohe Gesundheitsziele gesetzt, kann ansonsten Enttäuschung resultieren, was Menschen zur Aufgabe der veganen Lebensweise motivieren und gar unbegründete Ängste schüren mag.

Um das immense Tierleid zu mindern und die enormen Umweltschäden der Nutztierhaltung abzustellen, ist eine weltweite Ausbreitung des Veganismus notwendig. Hierzu müssen nicht nur Menschen neu für die vegane Lebensweise gewonnen werden, sondern es ist ebenso wichtig, Menschen von Rückfällen in eine nicht-vegane Lebensweise abzuhalten und Ex-Veganer für die vegane Lebensweise zurückzugewinnen.

Einzelfälle von Ex-Veganern, die sich komplett von der veganen Lebensweise abwenden und dieser gegenüber feindlich auftreten, sollten nicht den Blick dafür verstellen, dass die meisten Ex-Veganer weiterhin die Grundüberzeugungen aktueller Veganer teilen und für einen erneuten Wechsel zur veganen Lebensweise offen sind.

Eine Dämonisierung von Ex-Veganern sollte unbedingt vermieden werden und die Aufgabe der veganen Lebensweise sollte eher als behebbarer temporärer Rückschritt denn als eine endgültige Abwendung betrachtet werden. Die vegane Community sollte daher den Kontakt mit Ex-Veganern suchen und ihnen bei der Rückkehr zur veganen Lebensweise helfen.

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