Ob konventionell oder bio: Fleischgewinnung bedeutet Tierleid

Ob konventionell oder bio: Fleischgewinnung bedeutet Tierleid

Die Forderung nach einem respektvollen Umgang mit den Tieren und einer humanen Schlachtung der Tiere, die wir essen, wird nahezu unisono erhoben.

Dass eine humane Schlachtung sicherlich nicht für alle Tiere gilt, lässt sich bereits unmittelbar anhand dieses Videos nachvollziehen. Sichtbar ist, wie in einem Schlachthof, in dem übrigens auch Tiere für Bioland getötet werden, die Tiere nicht nur allgemein äußerst grob behandelt wurden, sondern die Schlachtung sogar bei Bewusstsein erfolgte. Vermutlichwären die Käufer dieses Bio-Fleisches erstaunt und irritiert, wenn sie wüssten, mit welchen Qualen die Tiere, die sie aßen, starben. Es liegt hier sicherlich ein Grausamkeits-Exzess vor, für den es allerdings weltweit zahlreiche weitere Beispiele gibt und der insofern nicht gänzlich überrascht.

Warum ist eine humane Fleischproduktion im Gesamten nicht möglich?

- Menschliches Versagen: Schlachtung beinhaltet immer auch menschliches Handeln. Wo Menschen handeln, geschehen - ob absichtlich oder unabsichtlich - Fehler. Die Fehleranfälligkeit des menschlichen Handelns ist eine Grundkonstante, wobei Fehler reduziert, niemals aber gänzlich vermieden werden können. Wenn sich eine Gesellschaft auf der Basis von Produkten aus Schlachthäusern ernährt, wird es- trotz aller Trainings- und Kontrollen -notwendigerweise auf der Ebene einzelner Betriebe, einzelner Menschen oder der Schlachtung einzelner Tiere weiterhin zu Fehlern bis hin böswilligem Handeln kommen. Bei der Tötung von Tieren können und werden ein Teil dieser Fehler weiterhin ein Sterben in Qualen beinhalten. Sogar einzelne Sadisten, die in der Zufügung von Leid Freude empfinden,werden sich immer dort einfinden, wo Tiere getötet werden. Selbst bei bestemWillen kann kein Fleischproduzent und entsprechend auch kein biologischer Anbauverband ausschließen, dass einzelne seiner Tiere in besonders hohem Ausmaß leiden oder gar bei Bewusstsein geschlachtet werden.

- Technisches Versagen: Keine Technik, auch keine Betäubungs- und Schlachtungstechnik, funktioniert zu 100%. Immer wird es einen, wenn auch noch so geringen Anteil an Fehlfunktionen geben. Diese Ausfälle werden nur einzelne Tiere betreffen, aber die Konsequenzen für die betreffenden Tiere können qualvoll sein.Technisches Versagen ist bei moderner und ständig gewarteter Technik seltener als menschliches Versagen, bleibt aber eine Realität mit all seinen Konsequenzen für die betroffenen Tiere.

- Biologische Besonderheiten von Einzeltieren: Temple Gardin, die weltweit bekannteste Expertin zu Fragen von Schlachtungsmethoden und deren leidmindernder Modifikation, beschreibt, dass es bei einzelnen Tieren in sehr seltenen Fällen aufgrund von individuellen Besonderheiten vorkommen kann, dass Betäubungsmethoden, die zu Bewusstseinsverlust führen sollen, nicht greifen (siehe hier). So verschwindend gering der Prozentsatz dieser Tiere auch sein mag, diese Fälle treten dennoch auf und werden niemals gänzlich zu vermeiden sein.

-Transporte: Die Tiere leben nicht in den Schlachthäusern, ihre Umgebung ist ihnen nicht vertraut. Sie werden, egal ob konventionell gehalten oder nach den Richtlinien der biologischen Landwirtschaft,zu den Schlachthäusern transportiert. Dies bedeutet, sie müssen aus ihren „Lebensbezügen“ herausgenommen undin LKWs oder andere Beförderungsmittel verladen werden. Sie müssen transportiert und entladen werden. Sie müssen dorthin gebracht oder getrieben werden, wo Betäubung und Schlachtung stattfinden. Selbst wenn die Transportzeiten sich unterscheiden mögen, das Zusammentreiben der Tiere, ihre Verladung, ihr Transport, ihre Entladung und ihre Verbringung zu der Betäubungsstelle, werden immer auch mit Angst und Leid verbunden sein.

Ist eine Schlachtung in kleinen lokalen Einheiten eine Lösungsmöglichkeit?

Nach Überzeugung von biologischen Anbauverbänden, wie Bioland, sollten die Transportwege möglichst verkürzt und Schlachtungen in kleinen, in der Nähe gelegenen Betrieben stattfinden. Selbst wenn Schlachtbetriebe in der Nähe liegen, müssen Tiere jedoch dorthin verbracht werden. Vor allem aber mag die Fokussierung auf kleine Schlachtbetriebe zwar Transportwege verkürzen, steht aber der Fehlerfreiheit und Kontrollierbarkeit der effektiven Betäubungsapplikation eher im Wege, da in kleineren Betrieben der besonders fehleranfällige menschliche Faktor verstärkt zum Tragen kommt. Tatsächlich zeigen wissenschaftlichen Untersuchungen, dass gerade in kleineren Betriebe häufiger Fehler und Abweichungen von dem optimalen Betäubungs- und Schlachtprocedere erfolgen (siehe hier). Die Vorstellung eines kleinen Betriebes mag positive Gefühle von Anheimlichkeit und Geborgenheit wecken, wenn es aber um die Tötung von Tieren geht,scheinen kleine Betriebe keineswegs besser geeignet, um die Anzahl der leidvoll sterbenden Tiere effektiv reduzieren zu können.

Ist es fair, auf der Basis von Einzelfällen der Schlachtung als Gesamtes einen humanen Charakter abzusprechen?

- Das Leid der Einzelnen ist immens: Es mag „nur“ einzelne Tiere betreffen, aber das Erleiden einer Schlachtung bei Bewusstsein und die damit verbundenen Qualen mögen als hinreichend kritische Ereignisse bewertet werden, um der Schlachtung auch im Allgemeinen, weil sie diese Einzelfälle bereits a priori mit einkalkuliert, den humanen Charakter abzusprechen. Auch ist zu berücksichtigen, dass selbst ein sehr geringer Fehlerprozentsatz dennoch in Anbetracht der hohen Anzahl der von Schlachtung betroffenen Tieren zu einer hohen absoluten Anzahl an von extremen Leid betroffenen Tieren führen kann.

- Schlachthäuser sind unnötig: Überall geschehen Fehler.Wir würden Krankenhäusern nicht ihren humanen Charakter absprechen, weil einzelne dort nicht geheilt, sondern fehlbehandelt werden. Doch Krankenhäuser sind etwas anders als Schlachthöfe. Krankenhäuser sind auf die Heilung von Menschen ausgelegt. Sie dienen etwas Notwendigem und Gutem, auch wenn in Einzelfällen ein Versagen erfolgen kann. Krankenhäuser abzuschaffen, hieße, Leid nicht zu mindern, sondern zu maximieren.

Schlachthäuser dienen demgegenüber der Tötung von Tieren, damit wir sie essen können. Für unsere Ernährung benötigen wir kein Fleisch. Vegetarische und vegane Lebensweisen, die auf Fleischkonsum oder Konsum von Tierprodukten im allgemeinen verzichten, sind mit gesundheitlichen Vorteilen verbunden, schonen die Umwelt und würden es uns bei globaler Ausbreitung erleichtern, den Hunger in der Welt abzubauen.

Bei Krankenhäusern bemühen wir uns um Fehlerreduktion, nehmen aber dennoch auftretende Fehler in Kauf, um menschliches Leid zu mindern. Bei Schlachthäusern mögen wir uns ebenfalls um Fehlerreduktion bemühen, nehmen aber dennoch auftretende Fehler und dadurch erzeugtes tierisches Leid in Kauf, obwohl wir kein Fleisch für unsere Ernährung benötigen und die Nutztierhaltung im Gegenteil weltweit negative ökologische und soziale Folgen aufweist.

- Die Realität ist noch ganz anders: In Wirklichkeit geht es nicht nur um auftretende Fehler in einem eigentlich kein Leid erzeugenden System, sondern die Realität der tatsächlichen Schlachtprozess e, selbst wenn sie optimal ablaufen, istauch abseits des Transportes zum Schlachthof mit Leid verbunden. Dies kann nachvollzogen werden anhand der hier dargestellten Bilder einer Hühnerschlachtung, die keinen Exzess darstellt, sondern Standard ist, der auch heute noch für konventionell gehaltene ebenso wie für biologisch gehaltene Hühner gilt.

Wie ist es zu bewerten, wenn Hühner nach dem „Einsammeln“ und dem Transport im Schlachthof angekommen an den Füßen aufgehängt werden, bevor sie der Betäubung und letztlichen Tötung zugeführt werden? Ist dies das Fleisch glücklicher Hühner?

Es ergeben sich folgende Schlüsse:

- Die Begriffe „respektvoller Umgang“ mit Tieren und „humanes Schlachten“ sind verbale Legitimationsversuche der Nutztierhaltung, die aber inhaltlich in die Irre führen. Erzeugt wird die inhaltsleere Illusion eines würdigen und individuell nicht als Qual erlebten Lebens und Sterbens der betroffenen Tiere. Ein Bezug zur Realität ist nicht gegeben, sondern von der Realität wird abgelenkt. Die Tiertransporte und Schlachthäuser haben keine Wände aus Glas und die Verbraucher ahnen nicht, was hinter diesen Wänden wirklich geschieht. Selbst bei "optimaler" Gestaltung der Schlachtung von Tieren entsteht immenses Leid.

- Die Akzeptanz einer Ernährung auf der Basis von Fleisch und anderen Tierprodukten schließt die Bereitschaft ein, dieses Leid hinzunehmen. Mit „Humanität“, „Respekt“ oder „glücklichen Tieren“ hat dies nichts zu tun.

Was kann getan werden?

- Fleischreduktion (Flexitarier): Die Reduktion des Fleischkonsums führt wenigstens zu einer Reduktion der Anzahl der betroffenen Tiere. Fleischreduktion ist daher besser als ein "Weiter so", auch wenn es nur weniger Tiere sind, mit denen weder respektvoll noch human umgegangen wird.

- Vegetarier werden:Vegetarier gehen einen Schritt weiter als diejenigen, die Fleisch reduzieren und auch als Flexitarier bezeichnet werden. Vegetarier verzichten auf den Konsum von Schlachtprodukten. Zahlreiche Tierarten, wie Fische oder Schweine, würden bei eine vegetarischen Lebensweise nicht mehr von Tötungen betroffen sein. In Anbetracht beispielsweise der über eine Billionen Fische, die wir für den menschlichen Konsum jährlich töten, wäre eine vegetarische Gesellschaft bereits ein großer Schritt nach vorn. Dennoch kann der Vegetarismus das durch den menschlichen Konsum bedingte Tierleid nicht beenden, da die Milch- und Eierproduktion notwendigerweise an die Fleischproduktion gebunden ist und ohne Fleischproduktion nicht möglich wäre. Aber Vegetarier leisten bereits einen wichtigen Beitrag, auch indem sie zur Verbreitung der Einstellung betragen, dass wir Tiere nicht essen sollten.

- Vegan werden: Die vegane Lebensweise ist die konsequente Form des Vegetarismus, die auf alle tierischen Produkte verzichtet. Eine vegan lebende Gesellschaft würde die Schlachthäuser schließen und das Leid der Tiere beenden. Vegan zu leben, ist heute nicht mehr schwer. Unterstützung bietet z.B. das vegane Starter-Kit von PETA oder die vegane Gesellschaft.

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