Weltmilchtag 2012: Für die Milch- und Tierindustrie ein Erfolg – für Tiere, Umwelt und Ethik ein Trauerspiel

Mit dem Weltmilchtag versucht die Milch- und Fleischlobby, weltweitMilch als natürliches und gesundes Getränk darzustellen. Entsprechend ist der Weltmilchtag Anlass für Veganer und Tierrechtler, auf die Tierausbeutungsaspekte der Tiermilch hinzuweisen.
So hat die Tierrechtler-Gruppe Maqi - für Tierrechte gegen Spezisismus, die folgende Presseerklärung anlässlich des Weltmilchtages herausgegeben und dem Titel "Tag der Milch - Kuhdrüsensekrete oder vegane Alternativen?"
In dieser Erklärung wird in deutlichen Worten auf die Zusammenhänge zwischen Milchproduktion und -konsum sowie der Ausbeutung und Tötung der Tiere hingewiesen. Die unauflösbare Einheit zwischen Milch-, Fleischproduktion und Tierausbeutung wird korrekt herausgestellt.
Die wesentlichen Inhalte der Maqi-Erklärung entsprechen sicherlich dem Konsens vegan lebender Menschen, die auf Tierprodukte verzichten, um Tierausbeutung und Tiertötung nicht zu unterstützen. Die sehr harte Abgrenzung vom Vegetarismus wird allerdings nicht von allen Veganern geteilt, wobei der Dissenz hier nicht prinzipeller Natur ist - denn der Konsum von Milch, Eiern und anderen Tierprodukten kommt für Veganer nicht in Frage - sondern strategischer Art:
Während einerseits der Hinweis auf die Tierausbeutungsaspekte des Vegetarismus als Tatsachendarstellung notwendig und richtig ist, befinden sich noch nicht vegan lebende Vegetarier andererseits bereits auf dem richtigen Weg zu einer komplett tierproduktfreien Lebensweise. Dadurch tragen sie bereits dazu bei, die Menschen für das menschenverursachte Tierleid zu sensibilisieren und das Ausmaß der Tiernutzung zu reduzieren, auch wenn sie den erforderlichen Schritt zum Veganismus noch nicht gegangen sind.
Während einige Veganer, hierfür ist Maqi ein Beispiel, eine strikte ethische Abgrenzung vom Vegetarismus fordern und dies auch in einer starken sprachlichen Verurteilung sichtbar machen, betrachten wohl die meisten Veganer Vegetarier als - trotz ihrer noch nicht gegebenen Konsequenz - als Verbündete und potentielle künftige Veganer, denen lediglich die verbleibende Problematik ihrer nicht-veganen Lebensweise bewusst zu machen ist, um sie zu einer Umschaltung auf vegan zu motivieren.
Es ist keine Apologetik, sondern eine Darstellung der Sachlage, das zwischen einem fleischessenden und einem vegetarischen Menschen schonmal ein Unterschied ist. Es wäre kein Fortschritt, sondern ein Rückschritt, wenn ein Vegetarier zum Fleischesser wird. Ebenso wäre es aber ein Rückschritt, wenn ein Veganer zum Vegetarier wird. Wenn alle Vegetarier wären, würde die Anzahl ausgebeuteter Tiere deutlich sinken. Ganz aufhören würden beispielsweise Ausbeutung und Tötung von Fischen und allen anderen Meerestieren, Schweinen, allen wild lebenden Tieren, den meisten Vogelarten. Verbleiben würde die Ausbeutung von Kühen, Schafen, Ziegen, Hühnern und einigen anderen Vogelarten. Das wäre zwar weiterhin nicht gut, aber doch besser für die Tiere, die so nicht mehr ausgebeutet oder getötet würden. Weiterhin gäbe es menschenverursachtes Tierleid, aber weniger. Das wäre nicht genügend, weshalb Vegetarismus nicht ausreichend ist, aber ein Fortschritt wäre es doch. Das Sinnvollste scheint zu sein, das eine zu tun und das andere nicht zu lassen: Vegetarismus als Fortschritt gegenüber Fleischkonsum anerkennen, aber die Notwendigkeit zum Veganismus dennoch klar betonen. Wenn wir es so machen, sind es vielleicht auch nicht mehr in der Tat ca. 99% der Vegetarier, für die Vegetarismus bisher nicht nur erster Schritt, sondern bereits das Ende ist. Dieser Prozentsatz sollte steigerungsfähig sein. Bei den wenigsten dürften hier aber Beschimpfungen wirksam sein.