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Liebe zwischen Veganern, Vegetariern und Fleischessern?

Liebe zwischen Veganern, Vegetariern und Fleischessern?

Gemeinsam mit unserer Online-Dating-Plattform www.Gleichklang.de haben wir Veganer gefragt, ob sie sich Sex oder eine Partnerschaft mit Vegetariern oder Fleischessern vorstellen können. An der Umfrage beteiligten sich 1704 Frauen und 511 Männer im Alter von 16 bis 89 Jahren. Alle Befragten lebten vegan und hatten entsprechend angekreuzt, kein Fleisch, keinen Fisch, keine Eier und keine Milchprodukte zu konsumieren. Wir haben die einzelnen Nahrungsmittel abgefragt, weil es bekannt ist, dass sich oft auch Personen als vegan bezeichnen, die dennoch angeben, Fleisch, Fisch, Eier oder Milch zu essen.

Das unausgeglichene Geschlechterverhältnis entspricht übrigens der Sachlage, dass es auch nach anderen Umfragen offenbar dreimal bis viermal mehr weibliche wie männliche Veganer gibt.

56% der befragten Veganer befanden sich zum Umfragezeitpunkt in einer Beziehung, 44% waren Single.

Ergebnisse

95% der befragten Veganer gaben an, sich Sex mit einem Vegetarier vorstellen zu können. Diese Zustimmungsrate sank für Sex mit Fleischessern auf 68%. Deutlich strenger ausgerichtet war die Partnerwahl: Hier erklärten 89%, dass sie sich eine Partnerschaft mit einem Vegetarier vorstellen könnten, aber nur 49% gaben an, dass auch eine Partnerschaft mit einem Fleischesser möglich wäre. Umgekehrt bedeutet dies also, dass etwas mehr als die Hälfte der Veganer eine Beziehung mit einem Fleischesser ausschlossen.

Interessant sind diejenigen, die zum Umfragezeitpunkt in einer Beziehung lebten. Lebten sie mit einem veganen, vegetarischen oder einem fleischessenden Partner zusammen?:

34% gaben an, dass ihr Partner ebenfalls vegan sei. Bei 18% war der Partner ein Vegetarier und bei immerhin 48% aß der Partner Fleisch. Diese Veganer, die mit einem fleischessenden Partner zusammen waren, bejahten – nicht unbedingt überraschend - mit großer Mehrheit Sex (93%) oder eine partnerschaftliche Beziehung (89%) mit einem Fleischesser. Der Rest litt vermutlich unter dem Fleischkonsum des Partners so stark, dass er eigentlich keinen Sex und keine Partnerschaft mit einem Fleischesser mehr wollte, wobei wir dies aber nicht direkt erfragt haben.

Diese Ergebnisse machen deutlich, dass es bei Veganern fraglos eine starke Präferenz für eine Beziehung mit einem Veganer oder mindestens einem Vegetarier gibt. Denn in der Gesamtbevölkerung gibt es nur ca. 1% Veganer und nur ca. 5% Vegetarier. Wenn also in unserer Umfrage 34% der verpartnerten Veganer eine Beziehung mit einem Veganer und 18% mit einem Vegetarier führten, dann ist dies bei weitem überproportional. Gleichzeitig weisen die Ergebnisse aber ebenfalls darauf hin, dass eine Beziehung zwischen Veganern und Fleischessern sehr wohl möglich ist und auch von einer Reihe von Veganern gelebt wird. Tatsächlich lebte fast die Hälfte der verpartnerten Veganer in unserer Umfrage zusammen mit einem fleischessenden Partner. Dies wiederum stimmt mit dem Befund überein, dass fast die Hälfte aller befragten Veganer – egal, ob partnerschaftlich gebunden oder Single – sich eine Beziehung mit einem Fleischesser vorstellen konnte.

Auffällig ist, dass die Bereitschaft zu Sex mit einem Fleischesser deutlich höher ausfiel als die Bereitschaft zu einer Beziehung. Dies ist vermutlich damit erklärbar, dass bei einem unverbindlichen erotischen Kontakt weniger Komplikationen im Alltag erwartet werden. Gleichzeitig zeigt dieses Ergebnis aber auch, dass die Ablehnung eines Fleischessers als Beziehungspartner offenbar nicht überwiegend mit ästhetischen Empfindungen (z.B. Ekel) zusammenhängt. Denn wäre dies der Fall, müsste Sex ebenso ausgeschlossen werden wie eine Beziehung.

Warum gibt es die vegane Präferenz bei der Partnersuche?

Die Ergebnisse der Umfrage liefern hierfür indirekte Antworten:

  • Der Strengegrad, mit dem unsere Befragten vegan lebten, korrelierte signifikant mit der Ablehnung einer fleischessenden Person für Sex (r=, 304) oder eine Partnerschaft (r=,326). Unter dem Strengegrad wird das Ausmaß verstanden, indem Menschen im Alltag auf die vegane Lebensweise achten (z.B. Zusatzstoffe, Wolle, Seide, Renovierungsmaterialien, Zoobesuche etc.). Hierin unterscheiden sich Veganer. Je stringenter die eigene vegane Lebensweise ist, desto eher wird ein Fleischesser als Partner abgelehnt.

 

  • Die Stärke der moralischen Überzeugung, dass vegan geboten und Fleischkonsum unmoralisch ist, korrelierte ebenfalls signifikant mit der Ablehnung einer fleischessenden Person als Sexualpartner (r=,184) oder Beziehungspartner (r=,260).

Diese Zusammenhänge sprechen dafür, dass eine wahrgenommene Inkompatibilität der Lebensstile, einschließlich moralischer Überzeugungen, die Hauptgründe für die vegane Präferenz bei der Sexualpartner- und Partnerwahl sind. Allerdings sind die Zusammenhänge statistisch eher nur schwach bis moderat. Keineswegs ist also davon auszugehen, dass diejenigen, die sich einen fleischessenden Sexualpartner oder Beziehungspartner vorstellen können, grundsätzlich nicht strikt vegan leben oder die vegane Lebensweise nicht als moralisch geboten betrachten würden.

Es gibt viele Gründe, warum eine Beziehung mit einem Fleischesser entstehen und positiv bewertet werden kann. So ist es denkbar, dass man bereits zusammen war bevor eine Person vegan wurde. Ebenfalls mag der vegane Teil die Hoffnung haben, dass sich der Fleischesser verändert, was auch durchaus nicht unrealistisch ist. Schließlich mag ein Beziehungspartner über so viele positive Eigenarten in anderen Bereichen verfügen, dass sich eine vegane Person dafür entscheidet, den Fleischkonsum notgedrungen hinzunehmen. Übrigens sind Männer hier etwas strikter als Frauen und lehnen eher einen fleischessende Beziehungspartner (r=,112) ab, wobei bei der Sexualpartner-Wahl aber keine Geschlechterunterschiede bestehen und der Geschlechtsunterschiede ohnehin nur sehr geringgradig ist.

Insgesamt bestätigt die aktuelle Umfrage die Ergebnisse vorherige Befragungen, gemäß derer vegan lebende Personen bei der Sexualpartner- und Partnerwahl eine klare Präferenz für vegan oder mindestens vegetarisch lebende Personen haben. Andererseits zeigt die neue Umfrage aber auch, dass sich fast 70% der befragten Veganer Sex und fast 50% sogar eine Partnerschaft mit einer fleischessenden Person vorstellen können. Dies Ergebnis stimmt wiederum damit überein, dass tatsächlich fast die Hälfte der zum Umfragezeitpunkt verpartnerten Veganer mit einem Fleischesser zusammen waren.

Eine Übereinstimmung der veganen Lebensweise kann also sicherlich eine Partnerschaft erleichtern, bereichern und gemeinsame Erlebens- und Engagementbereiche erschließen. Fleischkonsum ist aber für viele Veganer dennoch kein absolutes Ausschlusskriterium bei der Wahl ihrer Sexual- und Beziehungspartner.

Ein weiteres Hauptergebnis der Umfrage ist, dass die Mehrheit der befragten Veganer sich sowohl Sex als auch eine Partnerschaft mit einem Vegetarier vorstellen können. Nur eine Minderheit schließt auch Vegetarier als Sexual- oder Beziehungspartner aus. Offenbar überwiegt in der Wahrnehmung des Vegetarismus durch Veganer die Nähe und nicht die Distanz. Dies bestätigt die Annahme, dass Veganismus eine konsequente Form des Vegetarismus sei und daher Vegetarier bereits auf dem richtigen Weg sind, wenn sie bereits auf Fleisch und Fisch verzichten. Zudem kann davon ausgegangen werden, dass die Aussicht auf eine Weiterentwicklung zur veganen Lebensweise bei Vegetariern höher ist als bei Fleischessern. Die Sachlage, dass sich Veganer deutlich eher eine Partnerschaft mit einem Vegetarier als mit einem Fleischesser vorstellen können, ist insofern gut nachvollziehbar.

In der Gesamtbetrachtung wird eine hohes Ausmaß an Individualität deutlich. Ebenso wie es Veganer gibt, die sich ausschließlich einen veganen Sexual- und Beziehungspartner vorstellen können, gibt es Veganer, die ihren Suchraum auf Vegetarier und auf Fleischesser erweitern.

Bei Gleichklang versuchen wir, durch die optionale Bereitstellung einer vegan-vegetarischen Suchoption dieser großen Individualität gerecht zu werden. Mitglieder können selbst entscheiden, ob sie ihre Partnersuche auf Veganer, Vegetarier oder auch Personen, die künftig gerne vegan oder vegetarisch werden wollen, beziehen oder ob sie auch nach einer fleischessenden Person suchen wollen. Jeder kann die Suchpräferenz einstellen, die ihm gemäß ist. Mit diesem Vorgehen sind wir seit 2006 erfolgreich und es ist bereits eine große Anzahl an Beziehungen entstanden. Wir werden diesen Ansatz daher konsequent fortsetzen.

Kein moralisches Urteil

Moralische Bewertungen der Partnerwahl von Veganern sollten unbedingt unterbleiben. Es gibt kein moralisch überlegenes oder unterlegenes Modell der Partnerwahl. So kann eine Partnerschaft mit einem Fleischesser dessen Wechsel zu einer veganen Lebensweise fördern und damit die Ausbreitung des Veganismus unterstützen. Umgekehrt kann aber eine Partnerschaft zwischen zwei Veganern der Entfaltung gemeinsamen Engagement für den Veganismus dienen und damit ebenfalls die Verbreitung der veganen Lebensweise fördern. Jedem sollte das Recht zugestanden werden, die Wahl seiner Sexual- und Beziehungspartner so zu gestalten, wie er dies für richtig hält, ohne dass diese Wahl durch andere moralisch auf- oder abgewertet werden sollte.

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3 Antworten

  1. J.V.

    Ein (moralischer)Unterschied zwischen dem heute sogenannten "Vegetarismus" und dem Karnivorismus besteht meiner Ansicht nach in der heutigen Zeit nicht mehr, denn die "Milch-und Eiertiere" werden mindestens genauso brutal ausgebeutet, wie die "Fleischtiere". Und vom gesundheitlichen Standpunkt aus besteht der Unterschied nur darin, daß die "Vegetarier" teilweise an anderen körperlichen Miss-Ständen erkranken, als die passionierten Fleischesser. Coronare Herzerkrankung(mit Bluthochdruck) ist z.B. die häufigste Folge von Fleischverzehr(neben Krebs) und Osteoporose und Diabetis häufen sich da bei Tiermilchfetischisten.
    Ich bin froh, mit jemand zusammenzuleben, der genau die selbe ethisch motovierte vegane Lebensanschauung vertritt, wie ich. Ich könnte mir das Zusammenleben mit einem "Nicht- Veganer" nur vorstellen, wenn er schon/noch im Übergangsstadium zur veganen Lebensweise wäre.

    • Achim Stößer

      "Alle Befragten lebten vegan und hatten entsprechend angekreuzt, kein Fleisch, keinen Fisch, keine Eier und keine Milchprodukte zu konsumieren." Das sind erstmal keine Veganer, sondern Leute, die eine restriktive vegetarische Diät halten. Natürich können auch ein paar Veganer darunter sein. Würden nur Realveganer gefragt, sähen die Ergebnisse anders aus, wie im Abschnitt "Der Strengegrad, mit dem unsere Befragten vegan lebten" (absurd formuliert) deutlich wird. Grotesk auch die Unterscheidung zwischen Vegetariern und anderen Unveganern … "dass Veganismus eine konsequente Form des Vegetarismus sei und daher Vegetarier bereits auf dem richtigen Weg sind" ist Unfug, da Veganismus keine Ernährungsform ist, Vegetarismus aber sehr wohl (und eben Unveganismus, also das Gegenteil von Veganismus). Daran ändert auch das ewige Märchen vom "auf dem Weg sein" nichts.
      http://tierrechtsforen.de/gemischtethischebeziehungen
      http://maqi.de/txt/ethikstattlifestyle.html

      • Seksan Ammawat und Guido F. Gebauer Team Vegan.eu

        @ Achim

        Wir stimmen deinen Ausführungen aus folgenden Gründen nicht zu:

        1. ) Wir halten den Strengegrad für nicht absurd, sondern für eine empirische Realität. Wenn wir alle erfragten Kriterien zugrundelegen würden, gäbe es am Ende wohl wirklich nahezu keinen Veganer mehr. Wir finden es aber nicht sinnvoll, den Veganismus einfach so abzuschaffen, womöglich wärest auch du kein Veganer, wenn wir es uns noch einmal ganz genau anschauen … Insofern halten wir es für sinnvoll, von unterschiedlichen Strengegraden zu sprechen, zumal wir auch aus den Daten sehen können, dass der Strengegrad mit wachsender Dauer der veganen Ernährung zunimmt. Bestimmt hast auch du nicht alles bereits vom ersten Tag an vermieden, ab dem du begonnen hast, Veganer zu sein . Unzählige Veganer verwenden eben sehr wohl noch Farben oder irgendwelche anderen Substanzen, die Tierprodukte enthalten. Das ist vorwiegend die Schuld diese komplett auf Tierprodukte ausgelegten Gesellschaft, die noch urvegane Produkte, wie Obst, plötzlich unvegan macht. Richtig ist, dass es sinnvoll und notwendig ist, wachsam zu sein und so weit als möglich aus dieser Tiervernutzungsgesellschaft durch den eigenen Konsum auszusteigen.

        2.) Die Überwältigende Mehrheit unserer Befragten war erst vegetarisch und danach vegan. Es gibt nur sehr wenige Menschen, die sofort vegan werden. Fast alle Veganer beschreiben den Vegetarismus als ersten Schritt hin zu ihrer veganen Ernährung. Offenbar war für sie Vegetarismus also doch etwas anderes als Fleischessen und brachte sie zum Veganismus. Es ist richtig, dass viele stehenbleiben, aber wer vegan ist, hatte zuvor fast immer den Schritt zum Veganismus getan.

        Wir halten es für wichtig, den Veganismus auszudehnen durch realen Verzicht auf Tierprodukte. Für wenig sinnvoll halten wir es, den Veganismus wegzudiskutieren, indem nahezu jedem Veganer aufgezeigt wird, dass er gar kein Veganer ist.

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