Wer Pflanzen liebt, sollte vegan leben

"VeganerInnen bestreiten aus ihrer bornierten menschenzentrierten Sicht schließlich auch das Schmerzempfinden von Pflanzen, während sie Tieren soziale Fähigkeit und sogar Religiosität zusprechen. Sie ignorieren das Schluchzen des Blumenkohls, das Wimmern des gestochenen Spargels, den Schrei der brutal zerhackten Petersilie. Schiere Willkür!"
Dieses Zitat von Jutta Dithfurt (siehe hier), die aus nicht nachvollziehbaren Gründen eine Gegnerin des Veganismus ist, beinhaltet eines der häufigsten Argumente gegen die durch Veganer vorgebrachte Möglichkeit der Leidminderung durch die Annahme einer veganen Lebensweise.
Tiere sollen geschützt werden, aber wo bleiben die Pflanzen?
Unstrittig ist, dass es bis heute keinen wissenschaftlich anerkannten Nachweis gibt, dass Pflanzen Schmerzen wahrnehmen. Demgegenüber ist das Schmerzempfinden aller Wirbeltiere und einer Reihe von Nicht-Wirbeltieren mittlerweile gesichert (siehe Zusammenfassung bei Wikipedia hier). Auch liegen Hinweise für Schmerzerleben in Insekten vor (siehe hier und hier).
Bei Tieren macht Schmerz Sinn, bei Pflanzen weniger, weil Pflanzen - im Gegensatz zum Tier - der Schmerzquelle nicht durch Fortbewegung ausweichen können. Schmerzen ohne Vermeidungsmöglichkeiten dürften sich schwerlich in der Evolution herausgebildet und aufrechterhalten haben, ganz ausgeschlossen werden kann dies aber nicht.
Es gibt mittlerweile eine intensive Literatur über pflanzenbasierte Wahrnehmungs- und Verteidigungsprozesse gegenüber die Pflanze angreifenden Schädlingen, wobei diese Verteidigungsprozesse deutliche Parallelitäten zum tierischen Immunsystem aufzuweisen scheinen (siehe z.B. Yang, Sha [&] Klessig, 1997; Gomez [&] Gomez, 2004; Schmelz et. al., 2006). Hinweise auf Schmerzen und andere bewusste Verarbeitungsprozesse lassen sich aus diesen Verteidigungsprozessen aber ebenso wenig ableiten wie aus tierischen oder menschlichen Immunreaktionen.
Aber nehmen wir einmal an, dass Pflanzen in Wirklichkeit doch Schmerzen erleben. Was würde hieraus für unsere Ernährung folgen, wenn wir sie nach ethischen Maßgaben ausrichten wollen?
Ganz im Gegensatz zu den Ausführungen von Jutta Dithfurt oder anderer Fleischesser, die das potentielle Leid von Pflanzen gegen das sichere Leid von Tieren ins Feld führen, würde aus tatsächlichem Schmerzerleben von Pflanzen notwendigerweise folgen, dass wir uns nur noch von Pflanzen ernähren sollten. Diese Folgerung ergibt sich daraus, dass die Ernährung über tierische Produkte zu einer bei weitem höheren Menge an getöteten Pflanzen führt als eine rein pflanzliche Ernährung. Denn ein Tier verwendet keineswegs alle durch es aufgenommene pflanzliche Nahrung dazu, um diese in Fleisch, Milch oder Eiern umzusetzen, sondern die durch das Tier konsumierte pflanzliche Nahrung dient zunächst einmal vorwiegend dazu, um die Lebensprozesse des betreffenden Tieres aufrechtzuerhalten. Lediglich ein Teil der aufgenommenen pflanzlichen Nahrung wird in für den Menschen essbare Körperbestandteile oder Körperflüssigkeiten umgesetzt.
Patricia Mur von der Oregon State University fasst es so zusammen: "Let’s say we have 20,000 kcal [kilocalories] of corn. Assume that we feed it to cattle (as we do with about 70 percent of the grain produced in the U.S.)…. The cow will produce about 2,000 kcal of usable energy from that 20,000 kcal of corn (assuming 10 percent efficiency; the efficiency is actually somewhat higher than that, but 10 percent is easy to work with and illustrates the point reasonably). That 2,000 kcal of beef would support one person for a day, assuming a 2,000 kcal per day diet, which is common in the U.S. If instead people ate the 20,000 kcal of corn directly, instead of passing it through the cow, we would be able to support more people for that given unit of land being farmed; not necessarily 10 times more, because people are not as efficient as cattle at using corn energy, but considerably more than the one that could be supported if the corn were passed through the cow first!" (siehe hier).
Wer also Pflanzen schützen möchte, der sollte - so paradox es klingen mag - Pflanzen direkt essen und nicht indirekt über Tierprodukte, da über den direkten Verzehr von Pflanzen die Anzahl der konsumierten Pflanzen stark reduziert werden kann. Tierfreunde und Pflanzenfreunde ziehen also an einem Strang. Die vegane Ernährung und Lebensweise ist für den Tierfreund ebenso wie für den Pflanzenfreund obligat, egal, ob wir davon ausgehen, dass Pflanzen Schmerzen erleben oder nicht.
Quellen:
Gómez-Gomez, L. (2004). Plantperception systems for pathogen recognition and defence. Molecular Immunology, 41: 1055-1062
Schmelz, E. A. , Carroll, M. J., LeClere, S., Phipps, S. M., Meredith, J.,Chourey, P. S., Alborn, H. T. , Teal, P. E. A. (2006)Fragments of ATP synthase mediate plant perception of insect attack. Proceedings of the National Academy of Sciences, 103: 8894-8899
Yang, Y,m Shah, J., [&] Klessig, D. F. (1997). Signal perception and transduction in plant defense responses. Genes [&] Development, 11: 1621-1639
Wenn ich ein Steak von einem ganzjährig mit Gras und Heu gefüttertem Rind aus Mutterkuhhaltung verspeise, dürfte der "Schaden", der den Pflanzen dadurch entsteht, so ziemlich gegen null gehen. Das Gras wird von den Rindviechern ja nur ein wenig "gestutzt", die ganze Pflanze bleibt also, im Gegensatz z.B. zu Getreide (aus dem u.a. Seitan hesgestellt wird) erhalten. Mutterkuhhaltung ist in Deutschland gar nicht mal so selten und dürfte sich in Zukunft steigender Beliebtheit erfreuen.
Holger: Ganzjährige Mutterkuhhaltung dürfte gerade in D. eine Seltenheit sein. Außerdem bedeutet Mutterkuhhaltung nicht automatisch keine Zufütterung, insbesondere Kälber bekommen häufig das berühmte "Kraftfutter".
Aber ich denke, dass dieser Blogeintrag eh nicht im Widerspruch zu solchen "Ausnahmen" wie von dir erwähnt steht.
Ich bin durchaus davon überzeugt, dass alle lebenden Wesen Schmerz registrieren. Also sowohl Tiere als auch Pflanzen, womöglich sogar kleinere Organismen. Denn irgendetwas bringt Tiere ja dazu, z.B. nicht in ein offenes Feuer zu rennen/fliegen/kriechen.
Das Argument, dass Pflanzen sich nicht bewegen können und daher Schmerz keinen Nutzen hat, kann ich so nicht nachvollziehen. Was nützt also dem Menschen der Schmerz an einer offnenen Wunder oder einem banalen Pickel oder am Rücken oder gar im Kopf, wenn er davor nicht weglaufen kann??? Ich nehme an, wir alle stimmen zu, wenn ich behaupte, dass Rückenschmerzen und Kopfschmerzen durchaus existieren und von Menschen erfahren werden. Zahnschmerzen sowieso.
Das Nicht-weglaufen-können-Argument ist also überhaupt nicht plausibel.
Bei Pflanzen können durchaus Reaktionen auf "angenehme" und "unangenehme" Reize beobachtet werden, z.B. bei Sonneneinstrahlung, Kälte, etc. Reaktionen auf molekularer Ebene gibt es sogar bei Fressfeinden, wo Botenstoffe abgesondert werden.
Und um auf die Frage zurückzukommen, wie Tierliebhaber und Pflanzenliebhaber (oder: Fleischfresser und Pflanzenfresser) beide ruhigen Gewissens essen können:
1) rein synthetische Nahrung aufnehmen – da müssen wir wohl noch auf die Wissenschaft warten
2) nur Fallobst oder bereits abgetrennte Pflanzenteile [z.B. durch Sturm oder Tier beschädigt] essen
@ Peter
Ja, aber Menschen können auch etwas gegen Kopfschmerzen und Rückenschmerzen tun, dazu gehört sehr wohl auch die Bewegung etc.
Wir sehen keine direkten Bezüge zu den biochemischen Reaktionen und Pflanzen und Schmerzerleben. Wir sagen aber nicht, dass es bewiesen ist, dass Pflanzen keine Schmerzen haben, wir denken, dass es keineswegs belegt ist, dass sie Schmerzen haben und dass der wissenschaftliche Konsenz mehrheitlich dagegen spricht, während Leid bei Tieren sicher ist.
Wir finden ebenfalls, dass pflanzliches Leben geschont werden sollte und nur dann, wenn es wirklich notwendig ist, genommen werden darf. Wir finden also nicht, dass Pflanzen unbedeutend sind, aber wir sehen sehr wohl einen Unterschied zwischen dem Herausreißen einer Pflanze und z.B. dem Aufschneiden eines Tieres. Wir sind überzeugt, dass das Leid des Tieres hier absolut sicher ist.
Sicherlich wäre es optimal, sich ohne Aufnahme lebendiger Nahrung ernähren zu können, aber das ist dann in der Tat, wenn überhaupt, Zukunftsmusik.
Wir glauben nicht, dass es möglich ist, ohne Ackerbau und Nutzung auch anderer Pflanzenbestandteile die Menschheit mit ihren 7 Milliarden Mitgliedern zu ernähren. Das mag bei einzelnen Menschen möglich sein, nach unserer Einschätzung aber nicht bei der Menschheit im Gesamten. Wir halten es aber für wichtig, einen Ansatz zu vertreten, der auch global umsetzbar ist.
Ich glaube dass sehr viel mehr hinter den Pflanzen steckt als viele glauben. Einen interessanten Artikel habe ich hier gefunden, wo es einem Wissenschaftler gelungen ist, Empfindungen der Pflanzen tatsächlich nachzuweisen: http://motivationsgeschichten.blog.de/2014/09/01/cleve-backster-geheimen-gefuehle-emotionen-pflanzen-19280270/
Tja , am besten auswandern auf einen leblosen Planeten oder Suizid ,das blosse anwesensein des Menschen tötet Tiere zb Insekten Was ist mit Tieren die durch Wohnung ,arbeitsplatz,energeigewinnung kaussterben weil kein Ökosystem mehr für sie da , und nicht trinken ,da entwewder durch klöärung die Kleinstlebenwesen getötet werden oder durch den menschlichen Körper, ach ja ,und das Immunsystem abschalten bitte..energeigewinnung, egal wie tötet leben ,ob nun Windkraftwerke,Stauseen oder fossile Brennstoffe bzw Kernkraft..aber die sich selbst als ethische Spitze der Schöpfung zelebrierenden Moralisten können ja einfach schnell Chlorophyll bilden und sich von Sonnennergie ernähren.
Wie religiöse Fanatiker verneinen eigentlich diese Vega-Fundis jede Realität , evolutionäre Entwicklung und Anpassung auch des Menschen .alls wenn für Pflanzenanbaugebiete keine Ökosysteme zerstört werden ,wichtige Insekten wie Bienen durch Dünger udn Pflanzen schutzmittel getötet werden.Böden die eigentlich als Tierweiden dienen , werden mit viel Wasser ,Dünger etc aufbereitet um dort dann Nutzpflanzen an zu bauen und damit zerstört, Millionen von Kleintieren fallen den Ernten zum opfer, die anbaugebiete zerstören nachhaltig die Ökosysteme …dem Regenwald ist es egal ob er für Tiernahrung oder Menschennahrung gerodet wird ,ob das soja eine Kuh oder ein Mensch frisst
Die Sichtweise ist nicht genug reflektiert. Wenn nur Menschen direkt Soja essen, muss viel weniger angebaut werden, als wenn es für Fleischproduktion verschwendet wird. Ja, wir können nicht alles Leid abschaffen, aber warum sollten wir nicht das Leid abschaffen, was wir abschaffen können?