Massaker von Las Vegas: Was ist die vegane Antwort?

Der Veganismus hat es zum Massaker von Las Vegas zu sagen.
Soeben sind in den USA 56 Menschen einem durch einen Einzeltäter verübten Massenmord geradezu unglaublichen Ausmaßes zum tödlich zum Opfer gefallen. Mehr als 500 weitere Menschen wurden verletzt.
Trotz des Versuchs der ISIS, diese Tat für sich zu reklamieren, kann bereits jetzt nach allen verfügbaren Informationen ein islamistischer Hintergrund mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit ausgeschlossen werden.
Der Täter namens Stephen Paddock scheint ein wohlhabender Sonderling und womöglich spielsüchtig gewesen zu sein. Aber wir erfahren noch etwas anderes über ihn:
Es war ein lizenzierter Jäger und ein Waffennarr.
Eines möchte ich vorweg klarstellen, damit keine Fehlinterpretation erfolgt:
- die überwältigende Mehrheit der Jäger erschießt Tiere, aber keine Menschen
- die überwältigende Mehrheit aller Waffennarren setzt Waffen niemals gegen Menschen ein
Aber diese Tatsachen machen es nicht weniger nötig, die psychologische Nähe, die zwischen Gewalt gegen Menschen, Gewalt gegen Tiere und Liebe zu Waffen besteht, zu thematisieren und aus ihr die richtigen Schlüsse zu ziehen:
Waffen, Jagd und Gewalt
Waffen
Eine Waffe ist ein Gegenstand zum Verletzen und Töten. Waffen sind so eng mit Gewalt assoziiert. Allein die Anwesenheit von Waffen, kann Aggression begünstigen – in der Sozialpsychologie spricht man vom Waffeneffekt.
Je mehr Waffen in einer Gesellschaft verfügbar sind und je einfacher sie zu erhalten sind, desto wahrscheinlicher ist es, dass sie auch benutzt werden. Ist jemand wütend, verzweifelt, hasserfüllt und hat gleichzeitig 10 Waffen im Wohnzimmer, wird er mit ihnen eher schießen, als wenn er noch nie eine Waffe besessen hätte und sich diese erst illegal besorgen müsste. Von Amoktätern zu unterscheiden sind "Berufskriminelle", die sich ihre Waffen selbstverständlich im Regelfall auf dem illegalen Markt besorgen.
Eine Gesellschaft, die die Verfügbarkeit von Waffen einfach macht, schafft die Voraussetzungen für ihren tödlichen Einsatz.
Nicht Schusswaffen töten, sondern Menschen – richtig. Aber wenn wir Menschen Schusswaffen leicht verfügbar machen, wird die Anzahl der Menschen steigen, die mit Waffen töten.
Jagen
Waffennarrheit und Jagdliebe sind miteinander verwandt, aber Jagdliebe geht bereits einen Schritt weiter. Jagd ist Töten. Jagdliebe ist daher die Liebe zum Töten. Töten als Spaß, Thrill, Abenteuer. Das Erleben von Macht über Leben und Tod.
Behauptungen der Jäger, sie dienten dem Naturschutz, sind längst widerlegt. Letztlich füttern Jäger Tiere, um sie abschießen zu können. Zur Rechtfertigung ihres Hobbys verursachen sie Probleme, die sie dann vorgeben, zu beseitigen.
Das Töten eines Tieres und eines Menschen sind in ihrem reinem Ablauf sehr ähnliche Handlungen. Wer treffsicher auf ein Reh schießen kann, kann auch treffsicher auf einen Menschen schießen. Der Handlungsablauf ist vergleichbar und ebenso das Resultat: Kugeln in einem Körper, dessen Träger soeben aus dem Leben gerissen wurde. Tierblut sieht aus wie Menschenblut, der Anblick ist nicht grundlegend verschieden.
Verhaltensweisen neigen zur Generalisierung. Wenn wir gerne Spaghetti essen, schmecken uns wahrscheinlich auch Maccaroni. Wer gerne auf Rehe schießt, wird auch lieber auf Hirsche, Wildschweine und Hasen schieße – jedenfalls lieber als ein Mensch, der gar nicht schießt. Wer gerne auf Tiere schießt, wird mit größerer Wahrscheinlichkeit auch bereit sein, auf Menschen zu schießen, als jemand, dem jedes Schießen fernliegt.
Sicherlich ist es in diesem Zusammenhang auch kein Zufall, dass viele sadistische Verbrecher und Serienmörder erst Tiere quälten, bevor sie zum Menschen übergingen.
Jagd trägt zum Erlernen des Tötens und zur Freude am Töten bei. Ebenfalls erhöht die Jagd die Verfügbarkeit von Waffen. Interessanterweise stößt der Verfasser gerade auf einen Artikel auf einer großen schweizerischen Nachrichtenseite, die die Analogie zwischen dem Massaker und der Jagd vermutlich ganz unwillkürlich in aller Klarheit verwendet:
Der Hobby-Jäger hatte seine Beute vor Augen: 20’000 Menschen auf engem Raum. «Er musste nur auf die Mitte zielen und den Abzug drücken», so Gagliano. "Als ob man auf Fische im Aquarium schiesst."
Gesellschaftliche Konsequenzen
Wenn wir jetzt als Gesellschaft mit dem Massaker von Las Vegas konfrontiert sind, mögen wir uns mit Trauer und zum Ausdruck gebrachter Anteilnahme begnügen. Dies mag bequem sein, aber so tragen wir nichts dazu bei, die Wahrscheinlichkeit solcher Tragödien künftig zu vermindern.
Tatsächlich hat der Veganismus uns viel zu sagen, wie wir mit diesem Problem umgehen und es lösen können:
- Ausrichtung aller unsere Strebungen als Individuum und Gesellschaft auf die Verminderung von Leid und die Erhaltung von Leben.
Stephen Paddock hatte gegen diesen Grundsatz bereits verstoßen als er den Jagdschein erwarb.
Mit ihrer Ausrichtung auf die Erhaltung des Lebens und die Minderung von Leid stellen sich vegan lebende Menschen notwendigerweise gegen die Verbreitung tödlicher Waffen und die Freude am Töten. Anstatt die Tötungs-Schwelle zu senken, wollen Veganer die Tötungs-Schwelle erhöhen, indem sie ein Recht auf Leben nicht nur für Menschen, sondern auch für Tiere proklamieren. Ein solcher Tierschutz ist gleichzeitig aufgrund der steigenden Tötungs-Quelle der beste Menschenschutz. Eine Gesellschaft, die dies anerkennt und praktiziert, wird die Verbreitung von Tötungswaffen und Tötungshobbys nicht mehr fördern.
Gerade heute nach diesem fürchterlichen Verbrechen sollten wir uns aber auch an die Leo Tolstoi zugeschriebenen Worte erinnern: "Solange es Schlachthäuser gibt, wird es auch Schlachtfelder geben.“
Eine vegane Gesellschaft dürfte am ehesten dazu in der Lage sein, Tragödien und Verbrechen, wie das in Las Vegas, zu verhindern.
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24 Kommentare auf "Massaker von Las Vegas: Was ist die vegane Antwort?"
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Hervorragend!!!
Also grundsätzlich stimme ich der Argumentation hier schon zu, was die Jagd allgemein betrifft. Aber wir sollten alle erst einmal abwarten, was noch über die Motivation des Täters von Las Vegas in den nächsten Tagen und Wochen bekannt werden wird. Bisher weiß man kaum etwas. Eventuell ist der Jagdschein nur ein Puzzlestück von vielen, oder aber es hat wiederum völlig andere Gründe. Abwarten.
Ich glaube nicht, dass der Jagdschein oder das Jagen die Ursache im isolierten Sinne ist. ich bin aber davon überzeugt, dass völlig unabhängig von spezifischen Gründen die Sachlage allein, dass ein Mensch tötet und dies als Sport oder Spaß betrachtet, sehr viel aussagt und in gewisser Weise bereits die Affinität zum Massenmord mit sich trägt.
Ich frage mich, warum Menschen, die von sich behaupten, strikt gegen Gewalt zu sein, diese aber nachahmen, indem sie bestimmte “Sport”arten ausüben. Dazu zählt das Schießen auf Zielscheiben (per Schusswaffe, Pfeil und Bogen, Armbrust…), das Schießen mit Farbpatronen auf echte, menschliche “Gegner” zum Spaß sowie Fechten & Co. plus Karate, Boxen usw.
Bei Feuerwaffen ist es dezidiert so, dass durch die entsprechende Sportart bereits die Verfügbarkeit einer leicht zu gebrauchenden Waffe erhöht wird. Dies erhöht das Risiko, dass sie gebraucht wird. Natürlich wird eine verschwindende Minderheit der Sportschützen zu Amokläufern, aber unter den Amokläufern sind sie offenbar überrepräsentativ vertreten. Insofern halte ich diesen Sport tatsächlich doch insgesamt für problematisch. Ich denke, bei Karate, Judo und Vergleichbarem geht es nicht um die Verletzung des “Gegners”, ein respektvoller und wertschätzender Umgang ist gefragt, im Mittelpunkt steht die Körperbeherrschung und vor allem könnte mit den gelernten Fertigkeiten auch kein Amoklauf durchgeführt werden.
Grundsätzlich haben Studien gezeigt, dass Gewaltspiele nicht die Gewaltbereitschaft senken, sondern eher erhöhen, weil dadurch Gewalt eingeübt wird. Die frühere Katharsis-These gilt als widerlegt. Allerdings würde ich zustimmen, dass bestimmte Formen des Kampfsportes, wie Judo, keine Aggression und Gewalt fördern, weil sie in gegenseitigem Respekt stattfinden, es um Körperbeherrschung geht und Verletzungen genau vermieden werden sollen.
Gefressen und gefressen werden. Gilt solange auch für die Menschen untereinander, solange Sie nicht freiwillig , aufgrund ihrer Gehirnentwicklungsstufe, aus diesen Kreislauf aussteigen. Vegan sein gehört dazu!
Theodor Heuss hat einmal gesagt, dass die Jagd eine menschliche Geisteskrankheit ist. Dem kann ich mich bedingungslos anschließen. Hier darf gesetzlich geschützt gemordet werden.
Die üblichen vegane Märchenstunde mit den falschen Zitaten http://www.ein-jagdmensch.com/theodor-heuss-und-die-jagd/
Wenn ich mir die zahlreichen Dislikes auf nahezu sämtliche Kommentare, und nicht nur hier zu diesem Artikel, anschaue, drängen sich mir die unzweifelhaften Gedanken auf, dass sich hier doch einige überaus „intellektuelle” OmnivorInnen zu tummeln scheinen, den Sinn der Kommentare allerdings, trotz all` ihrer Mühe, offenbar nicht – nichtmal ansatzweise – begreifen (wollen oder können, wahrscheinlich letzteres)! Wie ließen sich ansonsten die doch recht zahlreichen Dislikes erklären? Aber, sollen sie zumindest an irgend etwas Spaß haben, denn ihre „Räppelchen“ und/oder „Schnuller” vermögen dies – offensichtlich – nicht mehr zu leisten! 😉
Ja, die zahlreichen Dislikes sind ärgerlich, weil sie bestimmt nicht den Lesermeinungen wirklich entsprechen. Wir werden es so einstellen, dass man sich zum Liken/Disliken anmelden muss. Wenn es aber wirklich so ist, das wir dann mit offenbar rein destruktiven Bewertungen geflutet werden, werden wir wohl oderübel diese Funktion abstellen. Denn sie macht ja nur Sinn, wenn sie überwiegend auch ernsthaft genutzt wird.
“Ernsthafte Nutzung” liegt also nur vor, wenn Ihr Zustimmung bekommt? Warum nur haben Veganer immer diesen Trieb, alles zu zensieren was nicht ihrer Meinung entspricht? Pippi Langstrumpf-Syndrom “Ich mach die Welt, wie sie mir gefällt”?
Da übersiehst Du, worum es geht. Wir haben mittlerweile festgestellt, dass es zum Teil Bots waren, die die Bewertungen gaben. Das erklärt auch, warum die Bewertungen völlig unabhängig vom Inhalt erfolgten. Wir sehen auch, dass Bots permanent Accounts mit der gleichen Email_Adresse registrieren. Das Problem werden wir demnächst technisch abgestellt haben.
– Die überwältigende Mehrheit der Autofahrer überfährt immer wieder mal Tiere, aber keine Menschen.
– Die überwältigende Mehrheit aller Veganer setzt Autos niemals gegen Menschen ein.
Der Vergleich hinkt, weil er das inhaltliche Argument des Artikels nicht zur Kenntnis nimmt: Es gibt eine psychologische Affinität zwischen Jagen, Gewalt und Töten. Es gibt aber keine psychologische Affinität zwischen vegan und Autofahren.
Der Vergleich hinkt auch deshalb, weil es beim Jagen um das absichtliche Töten von Tieren geht. Ich kenne keinen Autofahrer, der damit Tiere absichtlich tötet. Und soweit ich weiß, passiert das versehentliche Überfahren von Tieren auch sehr selten, sodass das “immer wieder mal” eher unpassend ist. Und noch etwas: Man kann vegan leben, ohne ein Auto zu besitzen. (So wie ich z.B.)
[…] Stephen Paddock im letzten Jahr 56 Menschen bei einem Schulmassaker erschoss, stellten wir in einem Artikel auf die vegan.eu die Frage: Massaker von Las Vegas: Was ist die vegane Antwort? Der Artikel […]