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Diese drei Gedanken halten Fleischesser vom Veganismus ab

Diese drei Gedanken halten Fleischesser vom Veganismus ab

Im Rahmen unseres Selbsttests "Vegan: Dieser Test überzeugt auch Nicht-Veganer!" untersuchen wir 18 Gedanken, die Fleischesser womöglich vom Veganismus abhalten können. Bisher haben sich 829 Fleischesser an der Erhebung beteiligt. 171 der befragten Fleischesser bejahten dabei in der Eingangserhebung die Frage, ob sie künftig vegan leben werden - 15,20% gaben eher ja, 3,02% ja und 1,21% absolut ja an. Demgegenüber antworteten 30,76% mit absolut nein, 23,40% mit nein und 26,42% mit eher nein.

In unserer statistischen Auswertung haben wir nun festgestellt, dass die Bereitschaft zu einer künftigen veganen Lebensweise maßgeblich von der Zustimmung zu oder Ablehnung von folgenden drei Aussagen abhängt:

- Vegan ist zu extrem

- Tiere töten auch Tiere, deshalb dürfen Menschen Tiere töten

- Vegan gefährdet die Gesundheit

Die verbleibenen 15 anderen in der Untersuchung eingeschlossenen Aussagen (auf die wir in einem weiteren Artikel eingehen werden) haben demgegenüber - wenn diese drei Aussagen berücksichtigt werden- offenbar nur noch einen geringen zusätzlichen Einfluss auf die Intention von Fleischessern, künftig vegan zu leben.

Fleischesser, die sich gegen einen Wechsel zur veganen Lebensweise sträuben, haben nach unseren Auswertungen also oftmals ein negatives Bild des Veganismus als einer absolut extremen Lebensweise, die darüberhinaus auch noch die Gesundheit gefährde. Zudem akzeptieren Fleischesser, die auch künftig nicht vegan leben wollen, häufiger das Töten von Tieren, weil dies schließlich im Tierreich auch so stattfinde.

Damit aber liefert unsere Datenauswertung wichtige Hinweise, worauf sich die Argumentation von Veganern im Umgang mit Fleischessern fokussieren könnte und wohl auch sollte, um möglichst positive Ergebnisse zu erzielen. Drei Themen und Argumentationslinien dürften dabei am ehesten zur Entwicklung einer veganen Intention bei Fleischessern beitragen:

1. Vegan als "moderat" und "goldener Mittelweg"

Extrem hat Bedeutungskonnotationen von krass, extremistisch und maßlos. Was aber könnte krasser und maßloser sein, als die Auslegung der menschlichen Gesellschaft darauf, leidensfähige Wesen zu töten, um an ihr Fleisch zur Befriedigung von Ernährungs- und Geschmacksbedürfnissen heranzukommen - obwohl hierfür doch als Alternative die pflanzenbasierte Ernährung zur Verfügung steht?

Das gegenteilige Extrem zum Fleischkonsum wäre der komplette Verzicht auf jede Ernährung, um selbst die Tötung von Pflanzen und das unvermeidbare Zutodekommen von Tieren durch Ackerbau zu vermeiden. Folge dieses Extrems wäre der eigene Tod und das Aussterben der menschlichen Art.

Vegan ist hier der goldene Mittelweg, indem die menschliche Ernährung sichergestellt wird und gleichzeitig auf das direkt auf den Konsum von Fleisch, Milch und Eiern ausgerichtete intentionale Töten leidensfähiger Tiere unterlassen wird. Vegan sieht so von den Extremen der Fremdtötung und der Eigentötung ab und kennzeichnet sich entsprechend im Vergleich zu beiden Extremen durch einen sehr hohen Grad an Moderatheit.

Dabei schont vegan sogar das Leben der Pflanzen so weit als möglich, weil ein Nutztier zunächst eine große Anzahl an Pflanzen verzehren muss, bevor ihm eine geringere Menge an Fleisch, Eiern und Milch entzogen werden kann. Vegan ist damit offensichtlich das glatte Gegenteil von krass und maßlos.

2. Der Mensch, der sich im Gegensatz zum Tier gegen das Töten entscheiden kann

Es stimmt, dass bestimmte Tiere bestimmte Tiere töten, auch wenn kein anderes Tier dies in Ausmaß, Planungsgrad und Folgen für die Gesamtnatur vergleichbar mit dem Menschen tut. Anders als alle anderen Tiere kann der Mensch zudem entscheiden, ob er töten will oder nicht. Während der Löwe zum Töten gezwungen ist, steht es dem Menschen frei, sich gegen das Töten, gegen den Konsum tierischer Produkte und für eine pflanzenbasierte vegane Ernährung zu entscheiden. Weil der Mensch anders als die fleischessenden Tiere diese Entscheidung fällen kann, ist sein Verhalten mit dem fleischessenden Tiere unvergleichbar. Was jemand aus Zwang tun muss, rechtfertigt nicht, was ein anderer freiwillig tun oder unterlassen kann.

3. Vegan als eine gesundheitsfördernde Lebensweise

Studien, die Veganer direkt mit Fleischessern vergleichen, finden einen höheren Gesundheitsgrad bei Veganern, insbesondere auch weniger Krebs-, Herz- und Diabetes-Erkrankungen. Es steht außer Frage, dass eine vegane Ernährung sehr gesund sein kann und typischerweise erheblich gesünder ist als die aktuell in der Gesellschaft praktizierte Mischkost. Dies wurde mittlerweile sogar von der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE), die einen klaren Bias pro Fleisch hat, uneingeschränkt eingestanden. Für Angst vor der veganen Ernährung gibt es also keinen Anlass. Ein Wechsel zu einer veganen Ernährung lässt im Gegenteil begründet auf gesundheitliche Verbesserungen und/oder die längere Erhaltung der Gesundheit hoffen.

Je stärker es Veganern in der Diskussion mit Fleischessern gelingt, diese Argumentationsbasis zu vermitteln, desto eher ist damit zu rechnen, dass sich Fleischesser, die sich auf dieser Diskussion einlassen, letztlich doch für die vegane Ernährung entscheiden werden und damit einen Beitrag leisten für eine tierleidfreiere, ökologisch nachhaltigere, gesundheitsförderliche und sozial verträglichere menschliche Lebensweise.

und wie ist es bei Vegetariern?

Demnächst werden wir auch eine Datenauswertung für Vegetarier vornehmen und die Ergebnisse hier veröffentlichen. Denn es ist durchaus davon auszugehen, dass bei Vegetariern andere Argumentationsmuster erforderlich sind als bei Fleischessern, um sie für die vegane Ernährung und Lebensweise zu gewinnen.

Verfasser: Guido F. Gebauer

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9 Antworten

  1. Birgit Wallner

    Lieber Bernd Gerken,
    warum sollte B12 denn jetzt nicht mehr erforderlich sein? Die Grundlagen haben sich doc (leider) nicht geändert und werden sich auch nicht mehr ändern. Selbst wenn man nur Bio-Gemüse und Obst zu sich nimmt und dieses nicht wäscht, ist B12 heutzutage nicht mehr ausreichender Menge in unserer Nahrung enthalten.
    Auf Fragen von Fleischessern oder anderen Fragenden zu diesem Thema kann man doch ganz einfach antworten, dass dies
    1. Keinesfalls eine Problematik ist, die nur Veganer betrifft.
    2. Die Fleischesser ggf. nur deswegen keinen B12 Mangel haben (was im Übrigen nicht zwingend der Fall ist…) weil die armen Nutztiere B12 über das Futter erhalten. Sollten es tatsächlich noch grasfressende Weidetiere sein, so erhalten die Tiere das B12 auf diese Weise, und geben es über diesen grausamen Umweg über ihr Fleisch an die Omnivoren weiter.
    Eigentlich ist das doch ganz einfach zu verstehen und jeder Fragende, der diese Antwort bekommt, müsste es auch verstehen. Sofern er es denn verstehen möchte.
    LG Birgit Wallner

    • Semilocon

      @Birgit: Ich denke, bernd meinte, dass man den Leuten es nicht als gesunde Ernährung vermitteln kann, wenn dann B12 als Tablette eingenommen werden soll. Die Leute schätzen Essen, wo man dazu noch Pillen nehmen muss, als ungesund ein. Sowas machen in deren Vorstellung nur kranke Leute, die sich falsch ernähren.

      • Marilis

        Wenn die Natur es verlangt, dass der Mensch B 12 braucht, hat sie doch sicher nicht vorgegeben, diesen Bedarf durch Einnahme von Zusatzprodukten aus der Apotheke zu ergänzen?!….Diese Frage konnte mir bisher noch niemand beantworten !!….

        • Emily Moser

          Marilis, Birgit Wallner hat es eigentlich verständlich erklärt. Zudem stellt sich mir die Frage, weshalb ein Vitaminpräparat auf einmal so schlecht sein soll, wo es doch seit eh und je Vitaminpräparate auf dem Markt gibt (Apotheken, Drogerien) und diese recht beliebt bei fleischessenden Menschen sind..

        • Martin

          Vielleicht kann ich ja die Frage beantworten:
          Unsere Ernährung hat nahezu gar nichts mehr mit der absolut natürlichen Ernährung ( also die Ernährung die wir in der freien Natur gehabt hätten) zu tun. Egal ob Fleischesser oder Veganer. Die Mikroorgansimen, die B12 produzieren, leben in der Natur auf dem Boden. Da unsere Nutzetiere zu 98% aus der Massentierhaltung kommen(!!!), muss B12 auch den Tieren künstlich hinzugefügt werden. Warum ist es also besser unnatürliches FLeisch ( Massentierhaltung, kein Wild) zu essen, dem B12 künstlich hinzugefügt wurde, anstatt selbst die Tabletten zu nehmen, um dieses unnötige Leiden zu vermeiden?

        • Drawida

          Das B12-Problem ist meiner Ansicht nach auch deshalb so angstbesetzt, weil die Menschen verlernt haben, in ihren eigenen Organismus selbst verantwortlich hineinzuhorchen und selber zu testen, was sie jeweils genau brauchen. Das liegt natürlich auch an dieser Kultur der erzwungenen Eingespanntheit in die regelmäßge und oft nicht geliebte Arbeit, die alle Menschen ständig überfordert und an der Angstmache der Pharmaindustrie, die uns gar nicht erst zur selbstständigen Wahrnehmung mehr kommen lassen will. Ich selber lebe mit meinem Partner seit 40 Jahren ohne Fleisch und seit jetzt etwa 12 Jahren vegan und wir haben noch nie ein VitaminB12-Präparat zu uns genommen. Vor ein paar Monaten ergab ein Test, dass damit noch alles im grünen Bereich ist. So verschieden kann das sein. Was mir tatsächlich vor einiger Zeit einmal gefehlt hat, war Selen. Da habe ich mal eine Packung Selentabletten genommen. Aber seit ich weiß, dass in Paranüssen z.B. viel Selen ist, habe ich lieber die als Standart zuhause. Chlorella nehmen wir jetzt auch ab und zu, da es VitaminB12 enthalten soll und sowieso gesund ist.

        • Ernst Walter

          @Bernd Gerken:
          Zu der B12-Frage:
          1. Es kommt nicht darauf an was natürlich ist, sondern was gesund ist. Und gesund ist nur vegan.
          2. Wie absurd die Forderung nach "natürlich" ist, zeigt dies: Ist Autofahren, ein Notarztwagen, ein lebensrettendes Medikament, ein Kühlschrank, ein Computer, eine lebensrettende Operation usw. natürlich? Warum wird hier nicht der gleiche Maßstab wie bei B12 angelegt?
          3. Wer B12 auf natürliche Weise erhalten will, kann ja Kot essen, so wie Tiere auch. Dann hat er mehr als genug B12.

        • Anomalie

          Was heutzutage noch natürlich ist, darüber lässt sich vortrefflich streiten. Menschen sind nicht nur Natur-, sondern auch Kulturwesen, und "natürliche Ernährung" ist ein ideologisches Konstrukt.
          Wie "natürlich" ist es eigentlich, lebende Tiere so zu behandeln, als wären sie schon tot? Wie "natürlich" ist die Hybrid-Technologie, die sowohl bei Tieren als auch bei Pflanzen angewendet wird?
          Nichts, was wir im Supermarkt kaufen, hat mit Natürlichkeit im Sinne von "ursprünglich, so wie es immer schon war" zu tun.
          90% des weltweit hergestellten Vitamin B12 wird für die Futtermittel der Nutztiere verwendet. Als Veganer vermeidet man den Umweg übers Tier, indem man das Vitamin B12 direkt aufnimmt, sei es über angereicherte Lebensmittel, Lutschtabletten, Zahnpasta, Mundspray, Supplemente. Ist genauso pragmatisch wie die Anreicherung von Salz mit Jod, da unsere Böden zuwenig Jod enthalten.

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