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Sojamilch statt Kuhmilch schützt vor Brustkrebs

Sojamilch statt Kuhmilch schützt vor Brustkrebs

Eine neue Längsschnittstudie gelangt zu dem Schluss,  dass Milch das Brustkrebsrisiko stark erhöht. Bereits eine geringe Menge unter einer Tasse pro Tag ist demnach schädlich. Die Studie wurde soeben im wissenschaftlichen Fachjournal Journal of Epidemiology veröffentlicht.

Hintergrund

Welche Zusammenhänge bestehen zwischen den Konsum von Rohmilch, Soja und Brustkrebs?

Bisherige Studien zu dieser Fragestellung erbrachten uneinheitliche Ergebnisse, wobei für Soja ein Schutzeffekt berichtet wurde, während für Milch schädliche, schützende und keine Auswirkungen berichtet wurden.

Ein Grund für diese widersprüchliche Befundlage mag darin liegen, dass in vorigen Studien nicht ausreichend für den Konsum anderer Nahrungsmittel kontrolliert wurde.

So konsumieren beispielsweise Menschen, die viel Milch trinken, im Durchschnitt weniger Sojamilch und umgekehrt. Werden solche Effekte nicht berücksichtigt, mögen je nach Stichprobe uneinheitliche Ergebnisse und zudem falsche Interpretationen entstehen.

Die neue Längsschnittstudie mit 52795 nordamerikanische Frauen, die 7,9 Jahren beobachtet wurden, erbrachte folgende sehr viel genauerer Ergebnisse:

  • unter strikter statistischer Kontrolle für den gegenläufigen Mengeneffekt von Milch- und Sojakonsum sowie zahlreiche weitere Faktoren zeigte sich eine statistisch hochsignifikante und stark ausgeprägte Beziehung zwischen dem Konsum von Milchkalorien bzw. Milch als Getränk und der Wahrscheinlichkeit, an Brustkrebs zu erkranken.
  • je mehr Milchkalorien konsumiert und je mehr Milch getrunken wurde, desto häufiger erkrankten die betreffenden Frauen im nachfolgenden Beobachtungszeitraum an Brustkrebs.
  • der Effekt war für Milch als Getränk höher als für Milchkalorien insgesamt, erreichte aber für beide Maße die Signifikanz.
  • fettarme Milch zeigte sich als ebenso Risiko-erhöhend wie Milch mit normalem Fettgehalt.
  • Soja zeigte in den Daten einen Schutzeffekt, der aber seine statistische Signifikanz verlor, nachdem für Milchkonsum kontrolliert wurde. Dies bedeutet, dass womöglich Frauen in dieser Stichprobe, die viel Soja konsumierten, insbesondere deshalb seltener an Krebs erkrankten, weil sie gleichzeitig weniger Milch konsumierten.
  • tendenziell blieb auch nach Kontrolle für den Milchkonsum ein Schutzeffekt von Soja beobachtbar, von dem aber statistisch unklar ist, ob es sich um einen Zufallseffekt handelte.
  • wurde statistisch die durchschnittliche Menge der konsumierten Milch durch Sojamilch ersetzt, zeigte sich eine starke Reduktion des Brustkrebsrisikos. Hätten die Milch trinkenden Frauen also statt Milch Sojamilch getrunken, wären wahrscheinlich viele von ihnen später nicht an Brustkrebs erkrankt. Bio
  • die das Brustkrebsrisiko erhöhenden Effekte zeigten sich bereits im Niedrig-Konsumsbereich und dort sogar besonders stark, während die weitere Risikoerhöhung mit zunehmendem Konsum zwar ebenfalls bestand, aber abflachte. Bereits weniger als eine Tasse Milch pro Tag führte in der Studie zu einer substantiellen Risikosteigerung, bei sich weiter erhöhenden Konsum nahm das Risiko nur noch moderat zu. Bereits geringe Mengen an Milch scheinen demnach schädlich zu sein.
  • keine Risikoerhöhung wurde allerdings für Joghurt und Käse gefunden.

Interpretation der Befunde

Die Autoren sehen einen Zusammenhang ihrer Befunde zu der diskutierten krebserzeugenden Wirkung von Rinder-Sexualhormonen:

  • etwa 75% der Milch liefernden Milchkühe in der modernen Milchproduktion seien trächtig und per Definition laktierend. Daher könnten in der Kuhmilch mehrere Östrogenvarianten und Progesteron gefunden werden.
  • die Autoren verweisen in diesem Zusammenhang auf weitere Studien, wonach die Umstellung von milchfreier Ernährung auf Milchprodukte den Östrogenspiegel bei südafrikanischen Männern erhöht habe, Milchkonsum die Harnausscheidung von Östrogen und den Östradiolspiegel im Serum erhöhe sowie die Einnahme fettarmer Milchprodukte das Alter der Wechseljahre verzögern könne.

Darüber hinaus sei die Einnahme von Milch auch mit höheren Konzentrationen des Hormons IGF-1 verbunden, welches ein weiterer möglicher kausaler Faktor für Brustkrebs sei.

Die Autoren vermuten zudem, dass deshalb kein Effekt bei Joghurt und Käse gefunden worden sei, da bei diesen Milchprodukten wegen der Reifungsprozesse niedrigere Hormonspiegel resultieren würden.

Die Autoren sehen eine Konsistenz ihrer Ergebnisse zu Studienbefunden, gemäß derer lediglich vegan lebende Frauen, nicht aber ovo-lacto-vegetarisch lebende Frauen ein geringeres Brustkrebsrisiko als Omnivoren aufwiesen.

Auch verweisen die Autoren auf die Diskussion, ob der 20-fache Anstieg des Milchkonsums in Japan nach dem Zweiten Weltkrieg womöglich den nachfolgenden starken Anstieg der Brustkrebsraten bedingt habe, zumal auch andere Studien statistisch einen Zusammenhang zwischen Milchkonsum in verschiedenen Ländern und Brustkrebswahrscheinlichkeit zeigten.

Die Autoren problematisieren vor dem Hintergrund ihrer Studienbefunde die offiziellen Empfehlungen, Milch zu trinken, zumal in ihren Daten bereits eine sehr geringe Konsummenge das Risiko für Brustkrebs erhöhte.

Bewertung der Studie

Methodische Aussagekraft

Neben der sehr viel besseren Kontrolle für andere Faktoren (einschließlich des Soja-Konsums) ist es eine weitere Stärke der aktuellen Studie, dass auch der explizite Niedrigkonsum gut abgedeckt werden konnte, was in vorigen Studien nicht der Fall gewesen ist.

Da aber offenbar bereits ein sehr geringer Konsum zu einer erheblichen Risikosteigerung führt und die Risikosteigerung bei weiter darüber hinausgehend steigendem Konsum abflacht, mögen vorherige Studien, in denen dieser geringe Konsumsbereich nicht ausreichend abgedeckt war, die Risikosteigerung übersehen oder unterschätzt haben.

In der aktuellen Studie konnte der Niedrigkonsumbereich deshalb gut abgedeckt werden, weil die Studie sich auf Sieben-Tages-Adventisten bezog, unter denen sich besonders viele vegan und vegetarisch lebende Personen befinden, wobei auch die vegetarisch lebenden Sieben Tages-Adventisten im Durchschnitt wesentlich weniger Milch konsumieren als die Allgemeinbevölkerung.

Gleichzeitig gibt es aber ebenfalls Omnivoren unter den Sieben Tages-Adventisten und die Autoren führen aus, dass ca. 50 % der Studienteilnehmer einen Milchkonsum aufwiesen, wir er für die Allgemeinbevölkerung typisch ist. Vor diesem Hintergrund ermöglichte die Studie im Unterschied zu vorherigen Studien eine besonders genaue Analyse verschiedener Konsumsmengen.

Inhaltliche Schlussfolgerungen

Auch wenn sicherlich weitere Studien erforderlich sind, um die Ergebnisse abzusichern, spricht die aktuell methodisch stringenteste vorliegende Studie dafür, dass Konsum von Milch und vieler Milchprodukte das Brustkrebsrisiko erhöhen kann. Es zeigen sich starke Effekte, wobei der Anstieg des Risikos bereits bei sehr geringen Konsummengen beginnt und tatsächlich der Anstieg im geringen Konsumbereich besonders steil ist. Weniger als eine Tasse Milch pro Tag ist demnach bereits zu viel.

Dies Ergebnis weist darauf hin, dass eine sichere Menge für Milch nicht angegeben werden kann, was wiederum mit der Beobachtung übereinstimmt, dass vegan lebende Frauen besonders selten an Brustkrebs erkranken. Die beste Konsummenge ist demnach der Nullkonsum.

Besonders problematisch sind diese Befunde vor dem Hintergrund der nach wie vor bestehenden weltweiten Fehlwahrnehmung, dass es sich bei Milch um ein gesundes oder gar notwendiges Lebensmittel handele. Positiv ist in diesem Zusammenhang allerdings zu bewerten, dass in Kanada mittlerweile Milchprodukte aus der Ernährungspyramide entfernt worden sind. Insofern werden Anzeichen einer Trendwende erkennbar.

Trotzdem gelingt es der Milchindustrie weiterhin, das Image der gesunden Milch in einem derzeit noch hohen Ausmaß aufrechtzuerhalten. Besonders starke Anstrengungen unternimmt die Milchindustrie für dieses Image in Ländern der dritten Welt, um durch Steigung des dortigen Konsums für die Ausfälle aufgrund von stagnierendem oder abnehmenden Konsum in den Industriestaaten kompensieren zu können.

Leider sehe ich dies auch selbst in meiner Wahlheimat Kambodscha, wo immer mehr Milch-Fabriken durch internationale Investoren gegründet werden, die gleichzeitig in den sozialen Netzwerken, auf Plakaten und in Kinowerbung mit hohem Einsatz das Image der gesunden Milch verbreiten. Obwohl in Südostasien traditionell gar keine Milch getrunken wurde und die große Mehrheit der Bevölkerung laktoseintolerant ist, werden Milchgetränke massiv beworben und befinden sich im Aufwind.

Die aktuelle Studie weist darauf hin, dass viele Frauen für ihren Milchkonsum in der Zukunft wahrscheinlich mit einer Brustkrebserkrankung bezahlen werden müssen.

Anlass zur Hoffnung gibt, dass sich aus der Studie explizit ergibt, dass die Substitution von Milch durch Sojamilch eine geeignete Strategie ist, um das Brustkrebsrisiko nachhaltig zu senken. Konsumgewohnheiten brauchen also nicht grundlegende geändert zu werden, eine reine Substitution von Milch durch Sojamilch genügt.

Je besser es gelingt, den Gesundheitswert pflanzliche Alternativprodukte bekannt zu machen und die Werbeoffensive der Milchindustrie so auszubremsen, desto weniger Frauen werden vermutlich in der Zukunft an Brustkrebs erkranken oder sterben.

Es ist leider damit zu rechnen, dass die Milchindustrie sich immer mehr auf Herstellung und Vermarktung von gegebenenfalls weniger oder nicht gesundheitsschädlichen Spezialprodukten und die entsprechende Modifikation ihrer Produkte fokussieren wird. Die intensive Bewerbung laktosefreier Milchprodukte oder von probiotischen Milchprodukten sind dafür nur Beispiele und geben einen Ausblick, was noch kommen mag.

Sachlage ist, dass in der Studie für Joghurt und Käse keine Risikosteigerung bezüglich Brustkrebs gefunden wurden. Dies sollte jedoch kein Grund sein, den Konsum von Joghurt oder Käse zu propagieren. Schließlich ist die Milcherzeugung mit hohem Tierleid und einem sher hohen Ausmaß an Umweltzerstörung verbunden ist.

Wichtig ist es daher, die Diskussion um die vegane Lebensweise immer ganzheitlich zu führen und nicht ausschließlich auf Gesundheitsthemen zu beschränken. Die vegane Lebensweise ist immer eine Gesamtpackung, bei der ethische und umweltbezogenen Bezüge im Vordergrund stehen.

Die Milchindustrie ist weiterhin skrupellos dabei, Milchgetränke als gesunde Lebensmittel zu propagieren und weltweit zu verbreiten. Bei zunehmender Diskussion der möglichen Gefahren von Milch wird diese Industrie aber fraglos gegebenenfalls auch ihre Produktpalette verschieben und auf eine stärkere Steigerung ihres Absatzes mit Joghurt und Käse zulasten von Tier, Umwelt und Mensch setzen.

Das Resümee der aktuellen Studie ist, dass Milch als Getränk, aber auch die verschiedensten Milchprodukte (außer Joghurt und Käse) offenbar das Brustkrebsrisiko steigern und damit eine ernsthafte Gesundheitsgefahr für Frauen darstellen.

Der Konsum von Milch führt nicht nur zu Tierleid und Umweltzerstörung, sondern ebenso direkt zu Leid von Menschen und deren Angehörigen, die an Krebs erkranken.

Dass Joghurt und Käse offenbar das Brustkrebsrisiko nicht erhöhen, begründet keinen Freispruch für diese Produkte aufgrund des mit ihnen verbunden Tierleides und der Umweltzerstörung.

Insgesamt ist diese Studie ein weiterer Stein im Mosaik, welches für eine pflanzenbasierte vegane Ernährung spricht. Die starke Zunahme pflanzenbasierter Milchprodukte gibt die begründete Aussicht, dass eines Tages eine Stilllegung der Milchindustrie gelingen kann.

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