AFD sagt veganer Ernährung den Kampf an

AFD sagt veganer Ernährung den Kampf an

Soeben hat die Afd der veganen Ernährung und damit den Tiere und der Umwelt den Kampf angesagt. Sie folgt damit den italienischen Rechtspopulisten und dehnt ihren Kampf gegen Geflüchtete ihrem rechtspopulistisch-rechtsradikalen Selbstverständnis entsprechend nunmehr erwartungsgemäß auch auf die vegane Ernährung aus.

Die rheinland-pfälzische AfD-Landtagsfraktion fordert die Landesregierung auf, über Risiken einer veganen Ernährung für Schwangere und für Kleinkinder aufzuklären. Die vegane Ernährung wird dabei in den Ausführungen des Parlamentarischen Geschäftsführer Jan Bollinger explizit mit Alkohol und Nikotinkonsum in Schwangerschaft und Stillzeit gleichgesetzt. Vegane Eltern werden damit zu Gefährdern ihrer Kinder erklärt und in eine Schublade mit Eltern geworfen, die während der Schwangerschaft trinken oder rauchen. Es genügt der AfD dabei nicht, dass in einer Broschüre der Landesregierung zum Milchkonsum aufgefordert wird, sondern die Aufforderung zum Milchkonsum sei durch eine Warnung vor einer veganen Ernährung zu ergänzen, deren Risiken angeblich gut dokumentiert seien.

Dass der wissenschaftliche Forschungsstand das Gegenteil zeigt, interessiert die AfD dabei offenbar ebenso wenig wie die Tatsache, dass die überwältigende Mehrheit der Geflüchteten, gegen die sie tagtäglich hetzt, vor Krieg und Vernichtung flieht. Die Arbeit mit Unwahrheiten und Lügen zur Verbreitung von Angst ist auch beim Kampf gegen die vegane Ernährung insofern offenbar die Hauptstrategie der Rechtspopulisten.

Das Thema Rechtspopulismus, Fremdenfeindlichkeit und Rechtsradikalismus haben wir bei vegan.eu bereits mehrfach aufgegriffen. Dabei haben wir in unseren Artikeln nie einen Zweifel daran gelassen, dass die vegane Position sich konsequent von Rechtspopulisten, Rechtsradikalen, AfD und Pegida abgrenzen muss. Tatsächlich bestätigen auch wissenschaftliche Studien, dass die Motive für die Diskriminierung von Ausländern, Schwarzen, Homosexuellen und Veganern die Gleichen sind und die Diskriminierung entsprechend auch von den gleichen gesellschaftlichen Kräften ausgeht. Diese Kräfte haben sich in Deutschland derzeit bei der AfD besonders stark gebündelt.

Der Carnismus (Karnismus, ideologisches Überzeugungssystem, gemäß dem wir Tiere unterwerfen, nutzen und töten dürfen, um uns von ihrem Fleisch zu ernähren) ist die Ideologie der Vorurteile und Ressentiments. So zeigt eine Studie, dass carnistische Denkweisen mit mehr Fleischkonsum, negativen Einstellungen zu Tieren, Tötung von Tieren, aber auch mit rechtsgerichtetem Autoritarismus, Fremdenfeindlichkeit, Sexismus, Ablehnung von Vegetariern und Rassismus einhergehen. Die Ablehnung des Veganismus durch die AfD ist daher keineswegs überraschend, sondern deckt sich mit dem rassistischen Charakter dieser Partei. Den sogar anti-vegetarischen Charakter der AfD schilderte übrigens auch als teilnehmender Beobachter ein Praktikant der AfD Fraktion des Berliner Abgeordnetenhauses. Aös AfD Abgeordneter aß man nach den Schilderungen des ehemaligen Praktikanten selbstverständlich Fleisch und meinte im Übrigen, dass die Grünen an den vielen vegetarischen Gerichten Schuld seien.

Der Aufschwung des Rechtspopulismus in Europa steht im Kontext einer weltweiten Erosion von Menschenrechten einer Reaktivierung von Krieg und Nationalismus. Für die vegane Bewegung stellt er eine große Bedrohung dar und würde mit hoher Wahrscheinlichkeit, wenn er sich durchsetzen sollte, zu einem Rollback des veganen Trends und einem vegan feindlichen gesellschaftlichen Klima führen. Dies könnte bis hin zur Kriminalisierung der veganen Ernährung führen, wie sie von den italienischen Rechtspopulisten gefordert wird.

Passend zu ihrer anti-veganen Position ist auch der Einsatz der AfD für die Jagd. So tritt die Baden-Württembergische AfD ein für die Freiheit der Jagd gegen staatliche Bevormundung und Überregulierung. Beklagt wird eine Entmündigung der Jäger. Gemäß der AfD stifte die Jägerschaft „seit vielen Jahrzehnten durch großes persönliches Engagement und mit entsprechendem Verantwortungsbewusstsein für Wild, Jagd und Natur der Gesellschaft einen erheblichen Nutzen“. Manuel Speck, der Sprecher des AfD Kreisverbandes Baden/Rastatt verbreitet auf seiner Internetseite neben Hetze gegen Asylbewerber auch ein leidenschaftliches Bekenntnis für eine liberales Waffengesetz und die Jagd. Auch die Rechte der Jäger sind zu fördern. Die Jagd stelle ein wichtiges Instrument des Umwelt- und Tierschutzes dar. Um Jagdhunde vor Gehörschäden zu schützen müsse auch in Deutschland die Jagd mit Schalldämpfer erlaubt werden, ebenso müsse für die Nachtjagd der Einsatz von Nachtzielgeräten erlaubt werden.

Mitgefühl für die getöteten Tiere lässt die AfD in ihrer Jagd-Politik nicht einmal im Ansatz erkennen. Zur besonders qualvollen Fallenjagd erklärt sie unverhüllt: „Fallenjagd muss unserer Meinung nach möglich bleiben“. Da erstaunt es nicht, dass die beiden Abgeordneten der AfD im Europaparlament ebenfalls gegen die Abschaffung der Qualhaltung von Kaninchen in Batterien stimmten.

Tatsächlich ist aus psychologischer Sichtweise der gravierende Mangel an Mitgefühl der verbindende Faktor, der die AfD Positionen gegenüber Geflüchteten, der veganen Ernährung und der Jagd miteinander zwanglos verbinden kann. Es ist der komplette Ausfall an Empathie, der zu Forderungen nach Schusswaffeneinsatz gegen Geflüchtete und Abschottung der Grenzen führt ebenso wie zu antiveganer Rhetorik und dem Einsatz für selbst die brutalsten Formen der Jagd.

Deutlich wird aus der antiveganen Haltung der AfD und ihrem Einsatz für die Jagd auch, was von ihrem sogenannten Tierschutzengagement gegen das Schächten zu halten ist. Die AfD will vor dem Veganismus, der Tiere nicht töten will, warnen. Sie will nicht das Angeln, das Lebendkochen von Hummern, die CO2 Begasung von Schweinen oder das Zerschreddern von Küken verbieten. Beim Schächten aber entdeckt sie ihr Herz für den „Tierschutz“? Tatsächlich greift sie hier wohl eher auf eine ganz andere Tradition zurück, die bereits zuvor in den dunkelsten Stunden der deutschen Vergangenheit Tierschutz mit Nationalsozialismus verwechselte. Der Einsatz der AfD gegen das Schächten ist nach der festen Überzeugung des Verfassers nicht durch Mitgefühl für Tiere, sondern durch Hass gegen Muslime motiviert. Genau dies erklärt auch, warum sie ihre Forderung nach einem Verbot des Schächtens mit der Forderung nach vermehrter Servierung von Schweinefleisch in Kantinen und öffentlichen Einrichtungen verbindet, ohne auch nur einen Gedanken an das Leid dieser durch sie eiskalt instrumentalisierten Tiere zu verschwenden.

Der Einsatz für „unsere Werte“, den die AfD vertritt, ist die Verneinung all dessen, wofür Veganer stehen, nämlich für die Überwindung einer auf Grausamkeit und Ausbeutung gegen Tier und Mensch beruhenden Tradition. Der Widerstand gegen die Ausbreitung des Rechtspopulismus ist insofern ein unverzichtbarer Teil der veganen Sache.

Verfasser: Guido F: Gebauer

Artikel erweitert am 14.05.2017

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