Wer bleibt Veganer und wer bricht ab?

Wer bleibt Veganer und wer bricht ab?

Katie Haverstock und Deborah Kirby Forgays befragten 247 Personen zu ihrer Ernährung und ihren Gründen für die gewählte Ernährungsform. 196 begrenzten derzeit ihre Einnahme von tierischen Produkten, wobei hiervon 118 Veganer, 49 ovo-lacto Vegetarier, 22 Pescartarianer (Fischkonsum), 7 lacto Vegetarier und einer Rohköstler waren. Außerdem hatten 51 Personen lediglich in der Vergangenheit ihren Tierproduktkonsum eingeschränkt, hatten diesen Lebenswandel aber nicht aufrechterhalten. Von diesen 51 Personen waren nunmehr mehr als die Häfte gelegentliche Fleischesser,15 waren regelmäßige Fleischesser, 5 aßen nur Fleisch, wenn es keine andere Auswahl gab, und 5 waren mittlerweile Pescartarianer. Die Autoren benennen allerdings nicht die Verteilung von Veganismus, Vegetarismus und Pescatarianismus bei diesen 51 Personen zum Zeitpunkt als sie noch diesen Ernährungsweisen folgten, was eine methodische Schwäche der Untersuchung ist bzw. die Befundinterpretation erschwert.

Bezüglich der Motive für die Entscheidung, die Aufnahme von Tierprodukten zu limitieren, zeigten unter den aktuell den Konsum einschränkenden Personen die Veganer die höchste Ausprägung ethischer (Tierrechte), ökologischer und politischer Motive. Zudem gehörte für die Veganer ihre Ernährungsweise am stärksten zu ihrer personalen Identität.

Gleichzeitig unterschieden sich diejenigen, die ihre frühere Entscheidung zur Konsumeinschränkung im Verlauf nicht oder nicht gänzlich aufrechterhielten, von denjenigen, die die Konsumeinschränkung aufrechterhielten, durch ein geringeres Ausmaß an ethischen, ökologischen und politischen Motiven sowie eine geringere Verankerung der konsumeinschränkenden Lebensweise (als sie noch bestand) in der personalen Identität. Außerdem berichtete diese Personengruppe weniger Kontakte zu veganen oder vegetarischen Gruppen und größere Schwierigkeiten, einem Heißhunger auf Fleisch entgegen zu wirken.

Durchaus überraschend ist der Befund, dass diejenigen, die die konsumeinschränkende Lebensweise nicht aufrechterhielten, oftmals damals ganz plötzlich den Konsumverzicht umsetzten, beispielsweise als Resultat eines besonderen Ereignissses, wie eines Filmes, den sie sahen. Demgegenüber neigten diejenigen, die die Konsumeinschränkung forsetzten, eher am Anfang zu einem graduellen Verzicht auf Tierprodukte, oftmals beginnnend mit einer ovo lacto vegetarischen Lebensweise, die sich erst später zum praktizierten Veganismus entwickelte.

Was können wir aus diesen Befunden entnehmen, wenn es darum geht, Menschen dabei zu unterstützen, dauerhafte Veganer zu werden und zu bleiben?

1.Es ist wichtig, die Internalisierung vertiefter Einstellungen zu unterstützen, gemäß derer die vegane Lebensweise aus ethischen (tierrechtlichen), ökologischen und politischen Gründen erforderlich ist. Denn je höher ausgeprägt diese Motive bei der Entscheidung für die vegane Lebensweise sind, desto weniger scheinen Menschen in eine nicht vegane Lebensweise zurück zu fallen.

2. Je mehr die vegane Lebensweise zur persönlichen Identität wird, desto eher wird sie aufrechterhalten. Die Bezüge der veganen Lebensweise für den Gewinn einer als positiv erlebten personalen Identität sollten daher herausgestellt und verdeutlicht werden.

3.Soziale Unterstützung ist wichtig, sowohl um einen Identitätsbildungsprozess zu fördern, als auch um Hindernisse, wie Versuchungssituationen, besser bewältigen zu können. Vegane Vereine, Stammtische und Initiativen können somit potentiell eine wichtige Rolle spielen, um Menschen dabei zu unterstützen, dauerhaft an der veganen Lebensweise festzuhalten.

4.Auch wenn die vegane Lebensweise als ethisch notwendig angesehen wird, sollte berücksichtigt werden, dass Veganer in der Regel vorher Vegetarier waren und das genau dieser schrittweise Prozess am ehesten zur hinreichend gefestigten Identitätsbildung und Verhaltensstabilität beiträgt. Der Übergang vom Fleischessen zum Vegetarismus sollte daher aktiv gefördert und unterstützt werden, um nachfolgend mit weiteren Informationen und positiven Anreizen den letztlich angestrebten dauerhaften Übergang zum Veganismus wahrscheinlicher zu machen. Ausgrenzung von Vegetariern ist insofern sicherlich der gänzlich falsche Weg, wenn eine immer mehr vegane Welt im Interesse der Tiere und der Menschen angestrebt wird.

Quelle

Haverstock, K., [&] Forgays, D. K. (2012) To eat or not to eat. A comparison of current and former animal product limiters, Appetite, 58, 1030–1036

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