Studie: Weniger Tierprodukte heißt weniger Umweltzerstörung und bessere Gesundheit,

Studie: Weniger Tierprodukte heißt weniger Umweltzerstörung und bessere Gesundheit,

Im Fachjournal „Global Environmental Change“ hat ein Autorenteam soeben die Auswirkungen einer Reduktion des Konsums tierischer Lebensmittel, wie Fleisch, Milch und Eiern, auf die Umwelt und die Gesundheit untersucht (siehe hier).

Sie gelangen zu folgenden Ergebnissen:

- Die Ernährungsweise in den westlichen Industrieländern charakterisiert sich durch hohen Konsum von Fleisch, Milchprodukten und Eiern. Aufgenommen werden dadurch wesentlich mehr gesättigte Fettsäuren und mehr rotes Fleisch als es nach offiziellen Ernährungsrichtlinien der Fall sein sollte. (Dabei ist anzumerken, dass diese offiziellen Ernährungsrichtlinien, wie sie beispielsweise in der Bundesrepublik Deutschland, durch die Deutsche Gesellschaft für Ernährung herausgegeben werden, bereits einen Bias pro Tierprodukte aufweisen.)

- Die gegenwärtige Ernährungsweise in den westlichen Industrieländern führt mit ihrem hohen Anteil an Tierprodukten zu hohem Landverbrauch und hohen Freisetzungen von Nitrogen und anderen Treibhausgasen.

- Würde die Bevölkerung in den westlichen Industriestaaten ihren Konsum von Tierprodukten um 25 bis 50% reduzieren, ergäbe sich eine Abnahme der ernährungsbedingten Treibhausgasfreisetzung um 24 bis 40%, eine Abnahme der Nitrogenium-Emissionen um 40%, sowie eine Abnahme der Pro-Kopf-Landverbrauch um 23%.

- Die Einfuhr von Sojamehl, welches typischerweise aus riesigen Monokulturen mit gentechnisch modifizierten Pflanzen gewonnen wird, könnte um 75% reduziert werden. Die europäische Union würde zum Netto-Getreideexporteur werden, würde also deutlich mehr Getreide erzeugen als für die Ernährung der Bevölkerung erforderlich.

- Die Reduktion der Aufnahme gesättigter Fette rum 40% würde kardiovaskulären Erkrankungen entgegenwirken.

Die Autoren haben gesundheitliche Auswirkungen nur sehr eingeschränkt im Hinblick auf gesättigte Fette und die kardiovaskuläre Gesundheit berücksichtigt. Demgegenüber wurden die Umweltauswirkungen einer Reduktion des Konsums von Tierprodukte sehr viel detaillierter und differenzierter ermittelt. Es wird deutlich, dass sich eine Reduktion des Konsums von Tierprodukten positiv auf die Umwelt auswirken würde.

Die Autoren stellen ebenfalls die Frage, wie eine entsprechende Reduktion des Konsums von Tierprodukten gesamtgesellschaftlich erreicht werden kann?

In ihrer Antwort verweisen sie u.a. auf mögliche Veränderungen des Konsumverhaltens, die teilweise bereits begonnen hätten und mit kritischeren Einstellungen zum Fleischkonsum der Konsumenten aufgrund gesundheitlicher, aber auch anderer Überlegungen zusammen hängen würden.Wenn das Bewusstsein für dringend erforderliche Veränderungen bei den politischen Entscheidungsträgern geschaffen werden könnte, wären auch direktere Maßnahmen möglich. So könnten die gesamten wirtschaftlichen Prozesse eines Landes dahingehend untersucht werden, welche Komponenten die Nutztierhaltung fördern. Durch eine höhere Besteuerung dieser Komponenten könnten die Preise für Fleisch, Eier und Milch erhöht und dadurch eine Konsumreduktion unterstützt werden.

Anmerkungen:

Derzeit sind wir von einer systematischen Politik zur Reduktion des Konsums von Tierprodukten noch weit entfernt. Voraussetzung für ihre Etablierung wäre, dass die Nutztierhaltung noch stärker als bisher als ein Schadprozess anerkannt würde, der nicht zu fördern oder zu dulden, sondern so weit als möglich zu begrenzen ist. Bisher wurden nur minimale Fortschritte in diese Richtung gemacht, wobei der geringe Konsumrückgang von Fleischprodukten in den westlichen Industrieländern durch die starke Zunahme in den Entwicklungsländern leider überkompensiert wird.

Umso wichtiger ist es, dass die westlichen Industrieländer bei sich eine starke Reduktion des Konsums von Tierprodukten erreichen, um die negativen Auswirkungen des steigenden Fleisch- und Milchkonsums in der Dritten Welt kurzfristig wenigstens begrenzen und langfristig durch ihre Vorbildwirkung und direkte Unterstützung diesen Trend rückgängig machen zu können. Eine Ausrichtung von Entwicklungshilfe auf eine pflanzenbasierte Ernänrung ist hierzu ebenfalls erforderlich.

Eine Reduktion des Konsums von Tierprodukten um 25 bis 50% in den Industrieländern, wie von den Autoren der aktuellen Studie zugrunde gelegt, wäre darüber hinaus ein wesentlicher Zwischenschritt zu einer veganen Gesellschaft, die die Nutztierhaltung und die mit ihr verbundenen Ausbeutungs- und Zerstörungsprozesse endgültig hinter sich lassen würde. Insofern sind aus veganer Sichtweise Plädoyers und Maßnahmen zur Reduktion des Konsums von Tierprodukten zu begrüßen und zu unterstützen, selbst wenn diese in sich unzureichend sind und nach wie vor die ausbeuterische und zerstörerische Struktur der Nutztierhaltung aufrechterhalten, die erst in einer veganen Gesellschaft überwunden werden kann.

Vegan lebenden Personen kommt in dem Prozess der Auseinandersetzung um eine Reduktion des Konsums von Tierprodukten bereits jetzt die wichtige Rolle zu, durch ihr Beispiel unter Beweis zu stellen, dass selbst ein vollständiger Verzicht auf Tierprodukte ohne weiteres möglich ist. Je sichtbarer vegan lebende Personen in der Gesellschaft sind, desto mehr wird sich diese Einsicht verankern. Damit kommt vegan lebenden Personen aber gleichzeitig die Verantwortung zu, auf ihre Gesundheit zu achten und beispielsweise eine ausreichende Vitamin B12 Versorgung sicher zu stellen, um ein positives Image des Veganismus zu fördern und negativen Charakterisierungen entgegen zu wirken.

Die sichtbare Präsenz vegan lebender Personen kann Menschen, die derzeit noch nicht für eine vegane Lebensweise erreichbar sind, motivieren, wenigstens eine tatsächliche Reduktion ihres Konsums an Tierprodukten umzusetzen.

So unbefriedigend aus veganer Perspektive die Fortdauer eine Gesellschaft ist, die Tiere für die Nahrungsmittel- und Kleidungsgewinnung instrumentalisiert, dadurch massives Tierleid erzeugt, die Umwelt zerstört und die weltweite Ernährungssicherheit reduziert, so müssen Veganer dennoch damit umgehen können, in so einer Gesellschaft zu leben und – trotz alledem – günstig auf sie einzuwirken. Eine Reduktion des Konsums von Tierprodukten im Sinne der Darlegungen der Autoren der aktuellen Studie würde dabei sicherlich einen massiven Motivationsanreiz darstellen, um nachfolgend eine darüber hinausgehende Reduktion bis hin zum Ausstieg aus der Nutztierhaltung zu erreichen.

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