Strategien der Fleischwirtschaft für dauerhafte Tierausbeutung

Strategien der Fleischwirtschaft für dauerhafte Tierausbeutung

Fleischwirtschaft widersetzt sich veganem Trend

Lisa Keefe ist die Herausgeberin des Magazins Meatingplace, dessen bloße Existenz bereits aus veganer und tierrechtlicher Sichtweise bedauernswert und ärgerlich ist:. Es ist ein Marketing-Magazin der US-amerikanischen Fleischwirtschaft. Es wendet sich nicht an ein breites Publikum, also nicht an die Fleisch essenden Endverbraucher, sondern an die Vertreter der Fleischindustrie selbst.

Soeben ist durch das Webportal theaticlantic.com ein auch für Veganer aufschlussreiches Interview mit Lisa Keefe veröffentlicht worden. Das Interview vermittelt - hinter den Zeilen gelesen – Einblicke in die Strategie der Fleischwirtschaft beim Umgang mit dem veganen Trend, Tierrechten und durchaus vorhandenen Mitleidsimpulsen der Fleisch essenden Endverbraucher.

Gelesen wird das Magazin in den USA übrigens gemäß der Angaben des Webportals vorwiegend von weißen, konservativen, die Republikaner wählenden Männern. Dies stimmt gut überein mit empirisch belegten Zusammenhängen zwischen Fleischkonsum, Konservatismus, rechtsgerichteter Ideologie, Vorurteilen und Empathiedefiziten.

 

In dem Interview macht Lisa Keefe drei interessante Aussagen:

  • Der Fleischkonsum in den USA bewegt sich auf eher stagnierendem Niveau. Dennoch setzt die Fleischwirtschaft auf Wachstum, indem sie Fleischkonsum in diejenigen Länder exportiert, in denen bisher nur wenig oder mindestens erheblich weniger Fleisch gegessen wurde. Die Fleischwirtschaft setzt dabei gezielt darauf, wachsenden Wohlstand und das zunehmende Entstehen von Mittelschichten in ärmeren Länder in die Erhöhung ihres Fleischabsatzes zu verwandeln. Europa und die USA sollen den Ländern in der dritten Welt zum Vrbild dienen. Zu ergänzen ist, dass das Gleiche für die Milchwirtschaft gilt. Auch wenn in westlchen Ländern teilweise Milchhersteller schließen oder gar zu Pflanzenmilch wechseln, kommt es tatsächlich zu keinem relevantem Abfall der weltweiten Milchproduktion, insbesondere auch weil in einer konzertierten Marketingstrategie auf die Steigerung des Milchkonsums in Südasien gesetzt wird. Hierhin sollen auch künftig vermehrt die Milchproduktionsüberschüsse aus Europa, USA, Australien und Neuseeland exportiert werden (hier eine Übersicht über Produktion und Exportwege, hier aktuelle Zahlen zu weltweiter Milchproduktion, Export und Import).
  • Früher sei kein Marketing für Fleisch notwendig gewesen. Mittlerweile setze die Fleischwirtschaft große Geldmittel für Marketing ein. Die Fleischwirtschaft reagiert damit auf das angeschlagene Image von Fleisch und die zunehmende Ausbreitung fleischfreier Lebensweisen. Auch in westlichen Ländern mit stagnierendem Fleischkonsum gibt sie sich keineswegs geschlagen, sondern setzt auf die Vermarktung angeblich besonders hochwertiger Fleischprodukte mit geringeren Verzehrmengen. Wer meint, dies führe zu weniger Tiertötungen irrt, man verwendet eben nur ein kleines Stück vom Tier für das Qualitätsprodukt, der Rest wird in Wurst verarbeitet, wandert ins Tierfutter oder wird in die dritte Welt exportiert. Putenbrust ist ein Beispiel für solche "Qualität" in Europa, Haifischflossen in Asien.
  • Wenn Lisa Keele Menschen berichte, dass sie für die Vermarktung von Fleisch arbeite, brächen Gespräche in der Regel ab. Niemand wolle über das Thema sprechen. Dies sei selbst bei passionierten Fleischessern der Fall. Menschen wollten nicht darüber nachdenken, wie die lebende Tiere als Fleisch auf ihren Tellern landen. Lisa Keefe unternimmt keine Versuche, dies zu verändern. Die Nicht-Thematisierung scheint aus ihrer Marketingsichtweise im Interesse der Fleischindustrie zu liegen. Dies stimmt mit Befunden überein, dass Fleischesser in ihrer innerpsychischen Verarbeitung das Fleisch auf dem Teller klar vom Tier und seiner Tötung trennen, um Gefühle von Mitleid und Schuld zu reduzieren. So können sie das Fleisch entspannter verzehren. Genau aus diesem Grund wird auch oftmals allein die Präsenz vegetarischer oder veganer Personen als negativ erlebt. Vertreter der Fleischindustrie scheinen an der Aufrechterhaltung dieses Status quo interessiert zu sein.

 

Wie können Veganer diese Strategien unterlaufen?

  • Veganer müssen sich international vernetzen und internationale Solidarität praktizieren. Jeder lokalistische Ansatz ist zum Scheitern verurteilt und kann den Veganismus nicht voranbringen. Die Fleischindustrie ist derzeit erfolgreich, die Anzahl getöteter Tiere und ihre Umsätze weiter zu steigern, indem sie auf den konsequenten weltweiten Export des westlichen Fleischkonsums setzt. Sie unternimmt große Anstrengungen, um den Fleisch- und auch den Milchkonsum in Ländern der sogenannten dritten Welt zu steigern und so an den westlichen Standard anzupassen. Hiergegen können Veganer nur durch weltweite Aufklärung und Solidarität mit den Ländern der dritten Welt Widerstand leisten. Es geht darum, die Menschen in der dritten Welt dabei zu unterstützen, den für Tiere, Mensch und Umwelt verheerenden Weg der westlichen Industriestaaten nicht zu wiederholen. Weltweite Aufklärung über Tierausbeutung, die vegane Lebensweise und die Bereitstellung preiswerter veganer Produkte sind erforderlich, um der Strategie der Tierausbeutungsindustrie entgegenzuwirken, in den Ländern der dritten Welt massive Absatzsteigerungen zu erreichen. Werden die Länder der dritten Welt (weiterhin) von Veganern vernachlässigt, wird selbst bei Zunahme der Anzahl vegan lebender Menschen in den westlichen Industriestaaten in den nächsten Jahrzehnten  das weltweite Tierleid massiv ansteigen.
  • Die Strategie der Fleischwirtschaft, in den westlichen Industriestaaten Absatzeinbußen durch angebliche Qualitätsprodukte entgegenzuwirken, muss von Veganern entschieden bekämpft werden. Dies gilt explizit auch für angebliche Tierwohllabels, Bio-Fleisch, verkürzte Transportwege, Freilandhaltung. Solche scheinbar dem Tierwohl dienenden Maßnahmen dienen tatsächlich der Aufrechterhaltung der Tierausbeutungsindustrie durch Anästhetisierung der Bevölkerung im Hinblick auf das durch sie verursachte Tierleid. Bereits die bloße Existenz solcher Produkte führt zur kollektiven Selbstberuhigung und kann dadurch die Akzeptanz für Fleischkonsum erhöhen. Veganer sollten nicht für angebliche Optimierungen der Tierausbeutung, sondern für deren konsequente Beendigung eintreten.
  • Mitgefühl und Empathie sind die besten Argumente für die vegane Sache, Schweigen schützt die Tierausbeutung. Wenn selbst Vertreter des Fleischmarketings in ihrem Bekanntenkreis vor allem auf den Wunsch zum Schweigen stoßen, ist dies vielsagend. Die Trennung zwischen lebendem Tier, Tötung und Fleisch liegt im Interesse der Tierausbeutungsindustrie und der Fleisch essenden Menschen, die ihr Verhalten nicht verändern wollen. Das Unwohlsein über Tierleid und Tötung soll durch Förderung dieser Dissoziation Vorschub geleistet werden. Veganer sollten sich nicht scheuen, Mitgefühl zu fördern und damit berechtigten Schuldgefühlen Fleisch essender Menschen Auftrieb zu verleihen. Gleichzeitig müssen sie natürlich sofort deutlich machen, dass die vegane Lebensweise der jederzeit mögliche und keineswegs mehr beschwerliche Weg zur Beendigung der eigenen Schuld an Tierleid und der dadurch erzeugten Schuldgefühle ist.Das bessere Gewissen ist durchaus ein weiteres wichtiges Argument für die vegane Lebensweise.

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