USA: Fleischlobby protestiert gegen Ernährungsempfehlungen

USA: Fleischlobby protestiert gegen Ernährungsempfehlungen

Soeben wurden in den USA durch das im Regierungsauftrag offizielle Richtlinien erarbeitende Dietary Guidelines Advisory CommitteeErnährungsempfehlungen herausgegeben, die die vermehrte Zuwendung zu einer pflanzenbasierten Diät und die Reduktion des Fleischkonsums empfehlen. Neben gesundheitlichen Faktoren hat die Kommission die negativen Auswirkungen der Nutztierhaltung auf die Umwelt mitberücksichtigt.

Die Forderung nach einer stärker pflanzenbasierten Ernährung stützt sich entsprechend auch auf die Argumentation, dass eine pflanzenbasierte Ernährung nachhaltiger sei.

Hiergegen laufen nun die Fleischindustrie und die US-Republikaner Sturm, die behaupten, die Kommission habe ihre Kompetenzen überschritten, da sie selbst die Nachhaltigkeit von Ernährungsformen nicht beurteilen könne.

Der republikansiche Kongressabgeordnete Vicky Hartzle protestiert in einem Brief zusammen mit 70 weiteren republikanischen Mitgliedern des Kongresses gegen die Entscheidung der hierfür angeblich inkompetenten Kommission, die Nachhaltigkeit von Lebensmitteln mit zu berücksichtigen. In Wirklichkeit hatte die Kommission allerdings externe Nachhaltigkeitsexperten mit hinzugezogen, die über eine fachspezifische wissenschaftliche Expertise verfügten.

Die Empörung der Fleischindustrie ist nachvollziehbar, geht es ihr doch weder um Gesundheit noch um Nachhaltigkeit, sondern ausschließlich um ihre Milliardengewinne aus der durch sie betriebenen gigantischen Tierausbeutung und Umweltzerstörung. Ebenso nachvollziehbar sind die Proteste der republikanischen Partei, die die Interessenvertreterin der Konzerne, Milliardäre und Millionäre ist, egal, ob diese Geschäfte mit Waffenhandel oder der Nutztierhaltung betreiben.

Tatsächlich hätte die Kommission inhaltlich gar keine Nachhaltigkeitsexperten hinzuziehen müssen, da die Fakten längst bekannt und publiziert sind.

So stellte in seinem Bericht von 2010 bereits das United Nations Environment Programme fest, dass die Nutztierhaltung und der Konsum tierischer Nahrungsmittel maßgeblich zu Landverbrauch, Umweltverschmutzung und Klimawandel beitrage. Unter dem Titel „Assessing the environmental impact of consumption and production“ wurden in dem Bericht des „International Panel for Sustainable Resource Management“ u.a. folgende Sachverhalte festgehalten:

-die Lebensmittelproduktion trage signifikant zu globalen Belastungen der Umwelt bei. Die Lebensmittelproduktion sei der wichtigste Einflussfaktor auf Landnutzung und die Veränderung ökologischer Nischen, Wasserverbrauch, Überfischung und die Verschmutzung mit Nitrogenen und Phosphor. In ärmeren Ländern sei die Lebensmittelproduktion ebenfalls der Hauptfaktor der Triebhausgasemissionen

- Emissionen und Landnutzung hingen eng mit der Art der Ernährung zusammen. Tierische Lebensmittel, und zwar sowohl Fleisch wie auch Milchprodukte, benötigten mehr Ressourcen und verursachten höhere Emissionen als pflanzenbasierte Alternativen.

- weil die Menge an konsumierten Lebensmitteln und der Anteil der tierischen Nahrungsmittel mit dem Wohlstand von Gesellschaften wachse, erzeugten reichere Ländern stärkere Umweltbeeinträchtigungen als ärmere Länder.

- mehr als die Hälfte der weltweit angebauten Ackerpflanzen diene der Produktion von Tierfutter. Daraus folgender Land- und Wasserverbrauch, die Verschmutzung der Umwelt mit Nitrogenen und Phosphor sowie die resultierenden führten zu substantiellen Auswirkungen auf die Umwelt.

- Landwirtschaft und Lebensmittelerzeugung seien gesellschaftliche Bereiche, die einen sehr hohen Anteil an der durch den Menschen verursachten Umweltbelastung einnähmen. Noch stärker als der Verbrauch fossiler Energien beeinflussten landwirtschaftliche Aktivitäten direkt Ökosysteme, indem große Landmengen gebraucht und hohe Wassermengen verbraucht würden.

- die durch die Landwirtschaft erzeugten Umweltbelastungen würden aufgrund des Bevölkerungswachstums weiter ansteigen. Eine substantielle Reduktion der Umweltbelastungen könne nur erzielt werden durch einen substantiellen Wechsel der menschlichen Ernährung weg von tierischen Produkten.

-eindringlich gewarnt wird vor angeblichen Biotreibstoffen, da selbst eine geringgradige Verwendung solcher Biotreibstoffe zu hohem Land- und Wasserverbrauch führe und so schnell an seine Grenzen gerate.

Dieser UN-Bericht von 2010 wird ergänzt und präzisiert durch eine aktuelle wissenschaftliche Überblicksarbeit aus dem Jahr 2014, die zu dem Ergebnis kommt, dass eine menschliche Ernährung auf der Basis von Tierprodukten nicht nachhaltig sei und durch einen globalen Wechsel zu einer pflanzenbasierten (veganen) Ernährung, die Kriterien der Nachhaltigkeit und weltweiten Ernährungssicherheit erfüllt werden könnten.

Mit ihrer Empfehlung, den Anteil pflanzlicher Lebensmittel zu erhöhen und den Anteil tierischer Lebensmittel zu reduzieren, hat die Kommission vorliegenden Forschungsbefunden grundsätzlich entsprochen. Es ist aber zu kritisieren, dass die Kommission sich vor der direkten Empfehlung einer veganen Ernährung gescheut hat und weiterhin den Konsum von Seefisch empfiehlt, dessen Bereitstellung mit einem Fischozid ungeheuren Ausmaßes und der weiträumigen Zerstörung der Meere einhergeht. Ebenfalls ist zu erwähnen, dass der Fisch nicht selten durch menschliche Sklaven aus dem Meer geholt wird. Zudem sind die viel gelobten positiven gesundheitlichen Auswirkungen von Fischkonsum zweifelhaft, könnten auf jeden Fall auf einfache Art und Weise ebenfalls durch vegane, pflanzliche Ernährung, wie Algen, erreicht werden. Aber selbst wenn dem nicht so wäre, wäre ein bewusster Verzicht auf Fisch in Anbetracht des enormen Tierleides, der Zerstörung der Meere und der durch den Fischfang – wie übrigens auch durch Aquakulturen – resultierender Umweltbelastungen aus ethischer Sicht zu fordern.

Die Proteste der Fleischlobby wie auch der Republikaner gegen die hochgradig moderaten und letztlich ungenügenden Kommissionsempfehlungen machen deutlich, in welchem hohem Ausmaß skrupellose Profitgier und ökonomisch motivierte Interessenvertretung Gesellschaft und Politik dominieren. Um die Gewinne einer Ausbeutungsindustrie zu schützen, wird alles getan, um zu verhindern, dass die Menschen sich nachhaltig und gesund ernähren. Dabei bräuchte in dieser Welt niemand zu hungern, die Umwelt könnte erhalten und geschützt werden und Tiere bräuchten nicht in Milliardenanzahl durch den Menschen getötet werden.

Die direkte Alternative zu Umweltzerstörung, Tier- und Menschenausbeutung heißt „vegan“. Sehr viel mehr Aufklärungsarbeit und die Bildung von mehr Gegengewichten zur Nutztierhaltungslobby werden erforderlich sein, um den veganen Gedanken stärker gesellschaftlich zu verankern und globale Verhaltensveränderungen erreichen zu können. Zu hoffen ist, dass die Errungenschaften, die für Mensch, Tier und Umwelt durch eine vegane Ernährung erreichbar sind, immer mehr Menschen motivieren werden, sich für die vegane Sache und damit für ihre Mitmenschen, die Umwelt und die Tiere zu engagieren.

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