ber den Tellerrand hinaus: Jennifer Gregorian im Interview über DIVERSITY OF ART

ber den Tellerrand hinaus: Jennifer Gregorian im Interview über DIVERSITY OF ART

Jennifer Gregorian hat die DIVERSITY OF ART MEDIA DAM UG gegründet, die die Struktur für das gleichnamige Online Magazin DIVERSITY OF ART und die Galerie DIVERSITY ART GALERIE darstellt.

Das Projekt blickt über den Tellerrand hinaus und möchte wichtige, oftmals getrennte Thematiken, wie Menschenrechte, Frauenrechte, Kunst, Politik, Wirtschaft und Veganismus zusammenbringen.

Manchmal konzentrieren sich vegan lebende Menschen allein auf die Praktizierung der veganen Lebensweise, blenden aber andere Bereiche politisch-gesellschaftlichen Engagements aus. Dabei vergessen sie, dass vegan vieles, aber nicht alles bedeutet.

Gefördert wird dadurch im schlimmsten Fall das Vorurteil, dass Veganer und Veganerinnen sich für Tiere einsetzten, weil sie Menschen für unwichtig halten würden.

Mit den Projekten der DIVERSITY OF ART MEDIA DAM UG stellt Jennifer Gregorian die Bezüge zwischen unterschiedlichen Arten und Inhalten gesellschaftlichen Engagements heraus. Dadurch gelingt es, auch solche progressiv, emanzipatorisch und solidarisch gesinnten Menschen auf die vegane Idee und Lebensweise aufmerksam zu machen, die sich diesem Themenbereich bisher verschlossen oder keinen Zugang zu ihm gefunden haben. Neben der Bereitstellung einer Tierrechterubrik im Magazin spielt hierfür die konkrete Demonstration der veganen Kost bei Veranstaltungen eine Schlüsselrolle.

Jennifer spricht im Interview mit Vegan.eu über ihr Projekt, die damit verbundenen Möglichkeiten, die Erfolge, aber auch die Schwierigkeiten und die Zukunft.

Jennifer Gregorian im Interview mit Vegan.eu

Kannst du uns etwas über die DIVERSITY ART MEDIA DAM UG erzählen. Seit wann gibt es euch, was tut ihr?

Ich habe die DIVERSITY ART DAM MEDIA UG Anfang 2013 gegründet. Anlass war der Start des Onlinemagazin DIVERSITY ART MEDIA im März des gleichen Jahres, das dieser Rechtsform bedurfte. Damit habe ich mich vom Lohndumping und der unsicheren Auftragslage des freien Journalismus befreit. Aber viel wichtiger war mir, die Themen und das Konzept frei bestimmen zu können. Somit findet man in dem Magazin auch eine Tierrechtsrubrik.

Das zweite Geschäftsfeld ist die Live-Galerie, die am 15. Dezember 2012 eröffnet wurde. Die Berliner DIVERSITY ART GALERIE ist nur dem Namen und dem Ambiente nach eine Galerie, mit einem klassischen Galeriebetrieb hat sie nicht viel am Hut. Vielmehr handelt es sich um einen modernen Veranstaltungsort, an dem Querbezüge geschaffen und gelebt werden. Hier finden Kunstevents ebenso wie Businessmeetings, Lesungen, Workshops, Seminare und Charities statt. Weitere Projekte sind in Planung.

Wer sind die Betreiber_innen?

Ich bin die alleinige Geschäftsführerin und Gesellschafterin. Dann gibt es noch zwei freie Mitarbeiter und die Externen. Zu Letzteren zähle ich unsere SEO-Firma, die Programmiererin etc.

Was für Kunst wird bei euch ausgestellt?

Wir präsentieren und promoten zeitgenössische Künstler_innen aller Genres, die ein hohes künstlerisches Niveau und Originalität mitbringen – Ausbildung spielt dabei keine Rolle.

Ihr legt Wert auf die genderisierte Sprache, also z.B. Veganer_innen. In diesem Interview verwenden wir sie ebenfalls. Dies tun wir in der Regel allerdings nicht, auch weil dies die Auffindbarkeit in Suchmaschinen beeinträchtigen kann. Wieso findet ihr dies wichtig?

Entsprechend dem „diversity“-Ansatz des Projekts wäre es nicht tragbar, Frauen und alle anderen Genderidentitäten nur mitzum einen. Neben Verbraucherschutz bei Finanzen und Versicherungen, Mietrecht, Kunst, Tierrechten und Menschenrechten ist auch Gender Mainstreaming eines meiner Themen. Entsprechende Texte findet man in der Rubrik „Menschenrechte“.

Mit SEO habe ich mich viel befasst und tue das weiterhin – man kann nie auslernen! Bislang haben wir schon viele Erkenntnisse auf dem Gebiet positiv umgesetzt. Tatsächlich kann die Schreibweise das Ranking beeinträchtigen, dies lässt sich aber durch andere Tools ausgleichen.

Was sind die hauptsächlichen Themen in eurem Online-Magazin und gibt es Bezüge zu Tierrechten und veganer Lebensweise?

Die übergeordneten Ressorts des Magazins sind „Politik“, „Wirtschaft“ und „Kunst“. Es ist auch ein Ressort für zeitgenössische Literatur geplant.

Wie bereits erwähnt, betreiben wir auch eine Tierrechtsrubrik, wo u. a. die vegane Lebensweise angesprochen wird. Die Allokation unter „Politik“ ist (vermutlich) einzigartig, ebenso die Integration in ein allgemeines Magazin. Dadurch werden Menschen auf diese Themen aufmerksam, die ansonsten keine Berührungspunkte damit haben.

Wie läuft es denn bei euch? Was gibt es für Erfolge, was für Rückschläge oder Schwierigkeiten?

Die Erfolge: Das Magazin hat schnell ein hohes Ranking erreicht. U. a. durch die direkte Integration von Unternehmen, Organisationen und Künstler_innen, insbesondere der „Kleinen“, die von den etablierten Medien grundsätzlich links liegen gelassen werden.

Von meinem Netzwerk (wir haben eine Email-Liste von über 600 Unternehmer_innen, noch mehr Künstler_innen, einigen Autor_innen und Projektleiter_innen) wird das Magazin sehr positiv aufgenommen, sogar die Tierrechtsrubrik! Menschen aus unterschiedlichen Zusammenhängen teilen unsere Tierrechtstexte in den sozialen Netzwerken und befassen sich mit dem Thema.

Nur in einigen Xing-Gruppen kam es zu richtigen Hetztiraden gegen Veganer_innen. Das hat mich gewundert, da ich hier in Berlin und generell innerhalb meines Netzwerkes sehr tolerante und interessierte Menschen erlebt habe. Schließlich haben sich die Zeiten auch geändert: Als ich 2000 von der vegetarischen zur veganen Ernährung wechselte, war das noch ganz anders (…). Heute stehen die Menschen verschiedenen Lebensweisen offener gegenüber und es scheint auch, dass sich immer mehr Leute mit Tierhaltung und Ernährung befassen. Allerdings gibt es da auch regionale Unterschiede.

Was nicht so positiv ist: Das Magazin hat noch nicht das gewünschte Layout. Wir hatten viel Pech mit Progammierer_innen und hoffen, dass nun die Suche ein Ende hat und all meine Änderungswünsche bald umgesetzt werden.

Und leider existieren noch nicht allzu viele Texte in der Tierrechtsrubrik. Wir kommen kaum dazu, welche zu erstellen. Bei uns besteht zwar die Option, Texte nach Absprache einzureichen, doch die Offerte wird überwiegend in den Bereichen „Wirtschaft“ und „Kunst“ genutzt. Wir hatten sie auch diversen Firmen und Organisationen aus dem Tierrecht nahe gelegt, doch bis jetzt ohne positive Resonanz.

Ebenso verhält es sich mit der Option, uns Veranstaltungen zukommen zu lassen. Wir pflegen sie auf der Veranstaltungsseite des Magazins ein, optimieren sie für die Suchmaschinen und bewerben sie in den sozialen Netzen – alles kostenfrei! Nur wenn jemand einen Backlink wünscht, fällt eine einmalige Gebühr an.

In den Bereichen „Wirtschaft“ und „Kunst“ werden wir mit Events geradezu überschüttet und haben Wartelisten für Beitragswünsche, die bis 2014 reichen. Wir haben aber noch kein einziges Tierrechtevent bekommen. Sehr schade!

Auch bei den Veranstaltungen in der Galerie war bis jetzt erst eine Person hier, die vegan lebt und sich mit Tierrecht befasst.

Sehr positive Rückmeldungen kommen stattdessen von Menschen, die bis dato nicht einmal wussten, was „vegan“ bedeutet, insbesondere beim Catering in der Live-Galerie.

Bei euren Veranstaltungen gibt es auch Snacks. Sind diese vegan? Wie kommen die veganen Snacks an?

Die veganen Snacks, Buffets und Kuchen kommen super an! Insofern die Gäste es überhaupt merken. Bei den Ausschreibungen der Events steht dabei, dass das Essen vegan ist, aber viele übersehen das und einige können damit nichts anfangen. Manche Leute haben auch gewisse Vorurteile: Sie erwarten einen Raum voller orangener Tücher und Räucherstäbchen und eine bunte Schüssel mit Körnern und Blättern.

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Beim Buffet gibt es stets eine länderspezifische Auswahl deftiger Speisen, Salate und Desserts. Meistens ist eine Vegetarierin dabei, die nachfragt, was sie essen kann. Wenn ich daraufhin sage, dass alles vegan sei, sind die Leute sehr überrascht. Schließlich identifiziert man „vegan“ häufig noch mit „Verzicht“. Oft entstehen im Anschluss konstruktive Diskussionen. Jedenfalls bin ich froh, dass wir diese Räumlichkeiten mit einer integrierten Küche erhalten haben.

Was denkst du, wie ihr euch in der Zukunft entwickeln werdet?

Ich sehe ein Wachstum: Mehr Texte (hoffentlich auch zu Tierrecht), mehr Traffic, zunehmende Bekanntheit der Galerie usw. … und irgendwann sogar Freizeit.

Ein Zukunftsprojekt will ich Euch schon mal verraten: Wir haben die meisten veganen Restaurants in Berlin bereits getestet und planen eine Serie von Kritiken.

Wie steht es mit eurer eigenen Ernährung, seid ihr Veganer_innen? Was sind die Gründe für eure Ernährungsweise?

Meine zwei Mitarbeiter ernähren sich vegetarisch, dass heißt sie essen ab und zu (so etwa alle drei Monate) eine Scheibe Biokäse. Ich ernähre mich vegan. Tierrecht ist bei uns die vordergründige Motivation, dicht gefolgt von Ökologie und Menschenrechten. Die gesundheitlichen Vorteile sind ein positiver Zusatzeffekt.

Wie siehst du den Zusammenhang zwischen vegetarischer und veganer Lebensweise?

Bei Personen, die sich vegetarisch ernähren, findet bereits eine kritische Auseinandersetzung in Bezug auf das eigene Konsumverhalten, die Tierhaltung, die Gesundheit etc statt. Viele ernähren sich später vegan. In den Grosstädten ist es kein Problem vegan einzukaufen und essen zu gehen. In „Provinzen“ prinzipiell auch nicht, nur hat es dort schon eher was von „Verzicht“. Die fehlende Infrastruktur ist manchmal hinderlich. Schwierig wird es auch für Personen, die viel unterwegs sind.

Wie sollten sich vegan lebende Menschen am Besten gegenüber Fleisch essenden Menschen verhalten? Was hilft und was könnte eher kontraproduktiv sein?

Ganz normal, solange das Gegenüber nicht intolerant wird. Es gibt zum Beispiel Leute die gelegentlich Fleisch essen, auf der anderen Seite aber sehr viel für die Flora und Fauna tun. Ist widersprüchlich, aber niemand kann eine absolute Konsequenz gewährleisten. Außerdem werden die verzehrten Tiere nicht wieder lebendig, wenn man Leute wegen ihres Essverhaltens beschimpft. Die Wahrscheinlichkeit dass sie sich näher mit dem Thema befasst, wird durch solch ein Verhalten eher minimiert.

Es gibt so viele positive Aspekte am veganen Leben. Diese gilt es den Leuten nahe zu bringen. Ferner finde ich es wichtig, sich nicht in eine Nische zurückzuziehen, sondern am öffentlichen Leben teilzunehmen und selbstbewusst zur veganen Lebensweise und den Gründen zu stehen.

Was ist deiner Meinung nach der beste Weg ist, die vegane Lebensweise bekannter zu machen und zu verbreiten?

Da gibt es meiner Meinung nach keinen idealen Weg, sondern zig Möglichkeiten. Alle sollten das tun, worin sie gut sind. Dazu existieren viele Anknüpfungspunkte, wo man sich gegenseitig unterstützen kann, ohne dass man gleich gemeinsame Sache machen muss.

Ein sehr gutes Beispiel solch einer gelungenen Kooperation sind diese Portraits bei Vegan.eu. Durch die Integration der vielen Menschen wird das Portal bekannter. Die Vorteile für die Interviewten muss man nicht eigens erwähnen. Dazu erreicht das Thema ein größeres Publikum.

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